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Kriminalität

Hussein K. hat beim Alter gelogen

5. September 2017

Der afghanische Flüchtling ist vor dem Landgericht Freiburg angeklagt. Er soll eine Studentin vergewaltigt und ermordet haben. Am Rande der Verhandlung kam es zu Kundgebungen.

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Freiburg Mordprozess beginnt
Bild: picture-alliance/dpa/P. Seeger

Die 19-jährige Maria L. war im vergangen Oktober bewusstlos im seichten Ufergewässer des Flusses Dreisam ertrunken. Dort soll der Täter sie nach der Vergewaltigung abgelegt haben. Der grausige Tod der jungen Frau löste bundesweit Entsetzen aus.

Im Dezember darauf war Hussein K. gefasst worden. Ihm wird Vergewaltigung in besonders schwerem Fall sowie die Ermordung von Maria L. vorgeworfen. Seine Identität ist unklar, ebenso wie sein genaues Alter.

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Stilles Gedenken an die ermordete Studentin Maria in Freiburg - Der Fall hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst Bild: picture-alliance/dpa/P. Seeger

Frage des Alters entscheidend

Am ersten Prozesstag gab er zu, über sein Alter gelogen zu haben. Bei der Ankunft in Deutschland im Jahr 2015 sei er bereits 18 und nicht, wie damals von ihm behauptet, 16 Jahre alt gewesen, sagte er. "Wenn man minderjährig ist, ist die Situation in Deutschland besser."

Sein Alter ist eine zentrale Frage in dem Prozess. Angeklagt ist K. vor der Jugendkammer. Er kann jedoch je nach Bewertung des Gerichts auch nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden. Nach Auffassung der Ankläger ist K. sogar mindestens 22 Jahre alt. Darauf deuten forensische Gutachten hin, die im Verlauf der Verhandlung noch eine Rolle spielen werden. Papiere mit Geburtsdatum oder Angaben zur Herkunft gibt es nicht.

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Großes öffentliches Interesse: Stunden vor Prozessbeginn bildeten sich lange Zuschauerschlangen Bild: picture-alliance/dpa/P. Seeger

Gewalttat in Griechenland kommt nicht zur Sprache

K. erzählte vor Gericht zudem von seinem Lebensweg: In Afghanistan geboren und aufgewachsen sei er nach etwa 13 Jahren in den Iran gekommen. Nach "Problemen mit der Polizei" flüchtete er in die Türkei, von dort nach Griechenland und später nach Deutschland.

Zu der ihmin Griechenland vorgeworfenen weiteren Gewalttat wurden vor Gericht keine Fragen zugelassen. Nach der Festnahme von K. hatte sich herausgestellt, dass er in Griechenland vor seiner Flucht nach Deutschland eine 20-jährige Frau fast umgebracht hatte. Er kam in Haft, wurde im Zuge einer Amnestie aber wieder freigelassen. Dann tauchte er unter und 2015 als angeblich minderjähriger Flüchtling unerkannt in Deutschland wieder auf.

Drogen- und Alkoholkonsum

Über die Zeit in Deutschland berichtete er von erheblichem Drogen- und Alkoholmissbrauch. Er habe über Monate mit Freunden Haschisch geraucht, getrunken und zweimal in der Woche auch Heroin konsumiert.

Für den Prozess sind 16 Verhandlungstage anberaumt. Gehört werden sollen 45 Zeugen sowie zehn Sachverständige. Das Urteil könnte frühestens im Dezember fallen. Das Publikumsinteresse ist riesig: Bereits zwei Stunden vor Beginn der Verhandlung standen die Zuschauer vor dem Landgericht Schlange. Teilweise findet die Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, etwa dann, wenn der Angeklagte Angaben über seine Sexualbiografie machen soll.

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Protest und Gegendemo vor dem Langericht in FreiburgBild: picture-alliance/dpa/P. Seeger

Kundgebung der AfD

Am Rande des Prozesses kam es zu Kundgebungen in Freiburg. Etwa 10 Anhänger aus dem Umfeld der rechtspopulistischen AfD sowie rund 50 Angehörige des linken Spektrums demonstrierten. Die AfD-Organisation Junge Alternative habe die Kundgebung nahe dem Gerichtsgebäude zuvor angekündigt, teilte die Polizei mit. Beide Gruppen hätten Parolen gerufen, die Polizei habe nicht eingreifen müssen, hieß es.

uh/qu (dpa)