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Frauen können das besser

24. November 2009

Während des 14-jährigen Bürgerkrieges in Liberia war sexualisierte Gewalt gegen Frauen an der Tagesordnung. Für die heutige Präsidentin Ansporn, die Situation der Frauen in ihrem Land zu verbessern.

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Liberias Präsidentin Ellen Sirleaf-Johnson
Liberia braucht mehr starke Frauen, meint Präsidentin Sirleaf-JohnsonBild: AP

Eiserne Lady Afrikas, die Chefin wird sie gerne genannt. In Interviews betont Ellen Sirleaf-Johnson gern, dass afrikanische Frauen anders als Männer von klein auf daran gewöhnt seien, Verantwortung für Kinder, Haushalt und Arbeit gleichzeitig zu übernehmen. Die Förderung von Frauen und Mädchen ist eines ihrer Hauptanliegen. Frauen vor Gewalt zu schützen, ist der Grundstein für jegliche Entwicklung einer Gesellschaft, sagt die Präsidentin, die ein verarmtes Land regiert, das in 25 Jahren Militärdiktatur und 14 Jahren Bürgerkrieg ausgeplündert und zerstört wurde.

"Vergewaltigung ist bei uns ein großes Thema. Wir kommen aus einem jahrelangen Bürgerkrieg, wo moralische Werte zerstört wurden. Frauen wurden sexuell versklavt, junge Mädchen wurden verschleppt. Das bleibt in der Gesellschaft", sagt Ellen Johnson Sirleaf. In Liberia wurden die Strafgesetze verschärft. Vergewaltigung gilt jetzt nicht mehr als kleines Delikt, sondern als schwere Straftat, für die man lebenslänglich eingesperrt werden kann. Da der Justizapparat aber immer noch von Männern beherrscht wird, werde es einige Zeit dauern, bis die Gesetze tatsächlich durchgesetzt würden, glaubt die Präsidentin.

Traumatisierten Frauen helfen

Viele Frauen und Mädchen sind durch die Verbrechen, die ihnen während der Kriegszeit angetan wurden, oder durch die Gewalt, die sie mit ansehen mussten, traumatisiert. Diesen Menschen zu helfen und diese Kriegsfolgen aufzuarbeiten, sei eine ganz vordringliche Aufgabe. Frauen müssten vor Gewalt geschützt werden, damit sie vernünftig leben und arbeiten können. Frauen, die mit ihren Traumata allein gelassen würden, könnten nicht ausreichend zum Aufbau der Gesellschaft beitragen, so Ellen Sirleaf-Johnson. Deshalb sei es im staatlichen und gesellschaftlichen Interesse ihnen zu helfen.

Uni Monrovia (Foto:dpa)
Der einzige Weg aus der Unterdrückung: Bildung, Bildung, BildungBild: picture alliance/dpa

"Man muss am Anfang beginnen. Und deshalb starten wir mit den kleinen Mädchen", sagt die liberianische Präsidentin. Die traditionelle Bevorzugung von Jungen in den Familien müsse aufhören: "Wir haben uns darauf konzentriert, die Gleichbehandlung zu erreichen, und das bereits in der Grundschule. Deshalb haben wir die Schulpflicht in öffentlichen Schulen eingeführt. Wir haben alle Gebühren abgeschafft und dadurch eine große Resonanz und einen Anstieg der Schülerzahlen erreicht."

Bildung für Mädchen fördern

Bildung ist nach Auffassung der Präsidentin, die in den USA studiert hat, neben dem Schutz vor Gewalt der zweite Schlüssel für eine Gleichberechtigung der Frauen in Afrika. International engagiert sich die sechsfache Großmutter bei den Vereinten Nationen für die Förderung von Frauen. Sie glaubt, dass sich langsam ein Wandel abzeichnet. Frauen seien dabei nicht auf Gnadenakte angewiesen, sie sollten ihre Rechte einfordern.

Man könne nicht auf internationale Aktionspläne oder Hilfe von außen warten, sondern müsse jetzt lokal in seinem Bereich handeln. Wichtiger als Konferenzen abzuhalten sei es, so die liberianische Präsidentin, Frauen ganz praktisch in ihrer Arbeit zu unterstützen: "Frauenorganisationen spielen eine ganz wichtige Rolle bei der Teilhabe von Frauen an der Gesellschaft. Es gibt noch einiges was getan werden kann, um diese Netzwerke am Leben und die Organisationen stark zu halten. Ihre Kapazitäten müssen verstärkt werden, besonders dort wo häusliche Gewalt ein Thema ist, wie das nun einmal in so vielen unserer Gesellschaften der Fall ist."

"Es ist nicht immer einfach"

Die 71-jährige Ellen Johnson-Sirleaf lässt offen, ob sie bei den Präsidentschaftswahlen 2011 in Liberia noch einmal antreten wird. Ihr Ziel ist es, die Gesellschaft in Liberia so umzukrempeln, dass das arme Land in zehn Jahren ohne Entwicklungshilfe auskommen kann. Das werde nur mit der harten Arbeit von Frauen gelingen. Für sie sei es ein großes Glück, jetzt in einer Position zu sein, in der sie etwas ändern könne: "Aber das ist nicht immer einfach. Glauben Sie es mir."

Am liebsten hätte sie in ihr Kabinett nur Frauen aufgenommen, weil afrikanische Frauen per se tüchtiger und fleißiger seien als Männer. Leider habe sie nur sieben qualifizierte Frauen für die 21 Ministerposten gefunden. Aber das könne sich ja noch ändern, sagte Ellen Johnson-Sirleaf bei den Europäischen Entwicklungstagen in Stockholm im Oktober 2009.

Autor: Bernd Riegert

Redaktion: Manfred Götzke