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Gesellschaft

Wo sind die Frauen im Central Park?

Marina Strauß
29. Oktober 2016

In den USA wird wahrscheinlich bald eine Frau zur Präsidentin gewählt. Von den berühmten Statuen in New Yorks größtem Park ist bisher noch keine weiblich. Wie die Ururenkelin einer Frauenrechtspionierin das ändern will.

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USA New York Projekt Statuen  Frauen im Central Park
Bild: DW/M. Strauß

Alexander von Humboldt posiert direkt am Westeingang zu New Yorks legendärem Central Park. Ein paar Meter weiter blickt Daniel Webster in die Weite, ein Politiker, der Mitte des 19. Jahrhunderts das Amt des US-Außenministers innehatte.

Die beiden Herren sind in guter Gesellschaft: Seit den 1860er-Jahren haben sich über den Central Park verteilt insgesamt 29 Skulpturen versammelt. 22 davon sind Statuen oder Büsten von Männern, die auf ihrem Feld Bedeutendes vollbracht haben - darunter auch Schiller, Goethe, Beethoven und Shakespeare. Eine Skulptur ist sogar einem Tier gewidmet: Balto, ein Schlittenhund, der sich 1925 in Alaska durch einen Schneesturm kämpfte, um Medikamente zu transportieren.

USA New York Projekt Statuen & Frauen im Central Park | Robert Burns
Auch der schottische Nationaldichter Robert Burns fand einen Platz im Central ParkBild: DW/M. Strauß

Keine Spur von starken Frauen

Doch es gibt keine einzige Skulptur, die eine Frau darstellt. Zu den wenigen weiblichen Statuen gehören Alice im Wunderland, Mutter Gans und Shakespeares Julia - alles Fantasiefiguren. "Als der Central Park entstand, war die Gesellschaft von Männern dominiert und die spiegelten sich hier wider", sagt Coline Jenkins. "Frauen stellten sie als Hexen dar oder als Göttinnen oder als Nymphen." Dazu kommt, dass die Behörden in den vergangenen Jahrzehnten wegen der großen Nachfrage keine neuen Statuen im Central Park genehmigten. 

USA New York Projekt Statuen & Frauen im Central Park
Coline Jenkins will die "Frauenquote" im Central Park erhöhenBild: DW/M. Strauß

Jenkins und ihre Mitstreiter kämpfen dafür, dass die nächsten Skulpturen echten Frauen ein Denkmal setzen. Eine der Statuen, die den Central Park weiblicher machen sollen, ist ihrer Ururgroßmutter Elizabeth Cady Stanton gewidmet. Die zweite soll Susan B. Anthony darstellen. Beide Frauen - 1815 und 1820 geboren - waren Pionierinnen der US-amerikanischen Frauenrechtsbewegung. Stanton und Anthony setzen sich mit Reden und Protestmärschen dafür ein, dass schließlich ab 1920 auch Frauen in den gesamten USA wählen durften.

Die größte unblutige Revolution

Jenkins Ururgroßmutter war keine gewöhnliche Frau für ihre Zeit. Sie wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf, genoss eine gute Bildung und war wegen ihres Richtervaters von Recht und Gerechtigkeit umgeben. "Stanton hielt viele Ideen im Gesetz für großartig", sagt Jenkins. "Sie verstand nur nicht, warum Frauen nicht die gleichen Rechte haben sollten wie Männer."

"Der Kampf um das Frauenwahlrecht war die weltweit größte unblutige Revolution", erklärt Colin Jenkins. Noch wichtiger als eine weibliche Skulptur im Central Park ist für sie aber die Botschaft, die diese ausstrahlen soll. "Wir wollen damit dafür kämpfen, dass Frauen in der Gesellschaft vollständig gleichgestellt sind. Wir fragen: Wo sind die Frauen im Central Park? Aber eigentlich sollten alle diese Frage stellen: Wo sind die Frauen in Unternehmen, in Universitäten, in der Regierung?"

USA New York Projekt Statuen & Frauen im Central Park
Balto ist der wohl berühmteste Hund im Central ParkBild: DW/M. Strauß

Der Central Park gehört zu New Yorks bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Jedes Jahr streifen hier neben den Anwohnern fast 40 Millionen Menschen durch die Anlage auf der Suche nach ein bisschen Ruhe im Großstadtdschungel. Wer an diesem Tag durch den Westeingang den Park betritt, begegnet unweigerlich ein paar Mädchen mit grünen Westen und Blumenkränzen im Haar.

USA New York Projekt Statuen & Frauen im Central Park
Der Central Park ist New Yorks größte ParkanlageBild: DW/M. Strauß

Mehr als ein Symbol

Die Pfadfinderinnen erklären Passanten, dass es keine einzige Skulptur von einer richtigen Frau im Park gibt und sammeln ein paar Dollar für die Statuen von Stanton und Anthony. "Mädchen brauchen Vorbilder", sagt Samantha. "Wir wollen doch nicht Mutter Gans oder Alice im Wunderland sein, sondern eine echte Person. Es gibt so viele großartige Frauen, die wunderbare Dinge gemacht haben - und keine davon hat ein Denkmal im Central Park", fügt Veda hinzu.

Die Zusage der New Yorker Behörde für Parks und Erholung haben Jenkins und ihre Mitstreiter bereits. Einfach sei ihr Kampf dafür aber nicht immer gewesen, erklärt sie. "Ein Mann meinte sogar, wir sollten uns doch lieber für einen Blumengarten für alle Frauen einsetzen, nicht für Statuen."

Insgesamt soll das Denkmal für die Frauenrechtlerinnen Stanton und Anthony fast 460.000 Euro kosten und bis 2020 am Westeingang zum Park stehen. Das wäre dann auch eine symbolische Geste, denn genau in diesem Jahr feiert das Frauenwahlrecht sein 100-jähriges Jubiläum. Und wenn es nach Jenkins - und den aktuellsten Umfragen - geht, wird dann auch erstmals in der Geschichte eine Frau die USA regieren. "Es ist mir unglaublich wichtig, dass Hillary Clinton zur Präsidentin Clinton wird." 51 Prozent der Bevölkerung sind weiblich. Und deswegen ist es nun laut Jenkins an der Zeit, dass endlich eine Frau an die Macht kommt.

USA New York Projekt Statuen & Frauen im Central Park
Alice im Wunderland ist eine der wenigen weiblichen SkultpurenBild: DW/M. Strauß