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Frauen im Beruf: Geringerer Lohn für andere Arbeit

Monika Lohmüller9. November 2005

Berufstätige Frauen sehen sich in Deutschland nach wie vor einer gänzlich anderen Realität gegenüber als Männer. Die neue Studie "Frauen im Beruf" weist auf die Unterschiede hin.

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Die Zahl der erwerbstätigen Frauen nimmt zuBild: BilderBox
Jungunternehmerin mit Kind (Anja)
Beruf und Kinder zu vereinbaren, ist zumeist schwierigBild: Bilderbox

Fast 16 Millionen Frauen sind in Deutschland berufstätig und das entspricht immerhin rund 45 Prozent aller Erwerbstätigen. Doch sie verdienen durchweg weniger als ihre männlichen Kollegen. Auch wenn der Job der gleiche ist, das Geld ist es nicht. Der durchschnittliche Lohn für Frauen ist etwa 20 bis 30 Prozent niedriger als für die männlichen Kollegen, stellt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (DIW) in Köln fest.

Dies sei keine Diskriminierung, sondern habe mit vielen anderen Faktoren zu tun, sagt Holger Schäfer vom DIW. Denn zum einen seien Frauen noch nicht so gut qualifiziert, wie die Männer. Dies treffe allerdings vor allem auf ältere Frauen zu: "Die jüngeren Generationen, die jetzt auf den Arbeitsmarkt kommen, die sind durchaus genauso gut oder sogar besser ausgebildet als ihre männlichen Kollegen."

Ein zweiter Punkt sei, dass Frauen in der Regel nicht so lange im Betrieb sind wie Männer. "Das liegt an den Kindererziehungszeiten", sagt Schäfer. Für den beruflichen Erfolg sei dies entscheidend, denn in vielen Unternehmen könne man nur dann die höchsten Positionen erreichen, wenn man diesem lange angehöre - unabhängig von der Qualifikation.

Pflegen und lehren

Bauarbeiter Konjunktur p178
Bauarbeiterinnen sind in Deutschland äußerst seltenBild: AP

Frauen sind überwiegend in der Dienstleistungsbranche tätig, das heißt als Pflegekräfte, Verkäuferinnen oder auch Lehrerinnen. Kaum vertreten sind sie dagegen in der Industrie oder in handwerklichen Berufen. So sind nur sechs Prozent aller Elektriker weiblich. Unattraktive, weil körperlich belastende Tätigkeiten, wie im Baugewerbe - sind ebenfalls überwiegend Männersache. Auch technische oder naturwissenschaftliche Berufe sind für Frauen weniger erstrebenswert - mit einer Ausnahme: bei den Ärzten, wo inzwischen in vier von zehn Fällen Frau Doktor zur Visite bittet.

Frauen wollen einen Job und stoßen auf dem Arbeitsmarkt auf entsprechende Stellenangebote. In den vergangenen zehn Jahren nahm die Zahl der erwerbstätigen Frauen um rund 900.000 zu. Demgegenüber sank die Zahl der erwerbstätigen Männer um etwa 1,3 Millionen. Dabei spielt die Teilzeitarbeit eine immer wichtigere Rolle. Frauen können auf diese Weise Beruf und Familie besser vereinbaren.

Schlechte Kinderbetreuung

Stellenangebote beim Arbeitsamt
Aushang mit Stellenanzeigen in einem ArbeitsamtBild: AP

Im internationalen Vergleich spielt Teilzeit in Deutschland inzwischen eine bedeutende Rolle; lediglich die Niederlande und Großbritannien haben wirklich noch einen höheren Teilzeitanteil als Deutschland. Anders in Skandinavien, wo es einen großen Anteil Vollzeit arbeitender Frauen gibt. "Das kann zum Beispiel an kulturellen Einstellungen liegen", sagt Schäfer. "Das kann aber auch daran liegen, das zum Beispiel die Möglichkeiten zur Kinderbetreuung in Deutschland nicht so gut ausgebaut sind wie in anderen Ländern und somit gar nicht die Möglichkeit besteht, Vollzeit zu arbeiten, selbst wenn dies gewünscht sein sollte."

Ein neues Phänomen gibt es bei der Arbeitslosigkeit in Deutschland. Bei Frauen beträgt sie 10,8 Prozent bei Männern 12,5 Prozent. Obwohl Frauen weniger häufig arbeitslos sind, werden sie teilweise überdurchschnittlich von der Bundesagentur für Arbeit gefördert - auch das belegt die Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft.