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2009 ist das Jahr der Frauen im Sport

14. Juli 2009

Der Deutsche Olympische Sportbund hat das Jahr 2009 zum "Jahr der Frauen“ erklärt. Damit will der DOSB mehr Frauen zum Sport und in die Spitzengremien von Verbänden und Vereinen bringen.

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Frauen beim Frauensport des ASV Berlin Bild: Sarah Faupel
Frauenpower beim ASV BerlinBild: DW

Es ist die sportlichste aller Mädchen- und Frauengeneration, die Deutschland je hatte. Jede vierte Frau ist Mitglied in einem Sportverein. Doch sozial Schwächere, Mütter und vor allem ausländische Frauen sind nur selten aktiv. Genau das wollte Bärbel Jensch, Abteilungsleiterin der Leichtathletik beim ASV Berlin, ändern. "Da ich selbst alleinerziehende Mutter bin, weiß ich, wie schwer es Frauen haben, wenn die Zeit und das Geld knapp sind." Und so ist die heute 60-Jährige vor drei Jahren auf eine Idee gekommen: Während die Kinder Sportunterricht haben, könnten die Mütter ja gleichzeitig auch aktiv sein und nicht nur rum sitzen und Däumchen drehen.

Eine willkommene Abwechslung für die Frauen im Berliner Stadtteil Moabit. Einem Viertel, in dem kaum einer Arbeit hat und der Ausländeranteil mit etwa 90 Prozent deutlich höher ist als irgendwo sonst in der Hauptstadt. "Wir haben viele ausländische Frauen, die mit Kopftuch und Mantel und Kinderwagen um den Sportplatz laufen", erzählt Bärbel Jensch. Aber beim ASV sind nicht nur Mütter willkommen. "Wir sind bunt gemischt. Wir haben studierte Frauen, wir haben Hartz-IV-Empfängerinnen, und wir haben Hausfrauen, die noch nie gearbeitet haben."

Juwelen unter den Eltern

Frauen beim Frauensport des ASV Berlin Bild: Sarah Faupel
"Juwelen unter den Eltern"Bild: DW

Viele von den Frauen haben zuvor noch nie Sport gemacht. Oder werden erst wieder durch ihre Kinder dazu motiviert. So wie Sylvia Jorde. "Ich habe immer beim Training meiner Tochter zugeschaut und habe mich gelangweilt. Und da habe ich mir gesagt: Ich muss so wie so abnehmen. Und so bin ich zum Sport gekommen."

Bärbel Jensch freut sich über jede einzelne Frau, die sie zum Sporttreiben bewegen kann. "Denn beim Sport schüttet man Glückshormone aus und hinterher sind alle fröhlich und lachen." Die siebenfache internationale Seniorenmeisterin in Kugel, Diskus und Speer hat während ihrer Arbeit beim ASV schon einige Überraschungen erlebt. So habe sie beispielsweise mal eine Mutter aktiviert, die schnell wie ein Wiesel laufen konnte. "Hinterher hat sich herausgestellt, dass sie früher mal Berliner Meisterin im Eisschnelllauf war. Solche Juwelen sind unter den Eltern."

Frauen an die Spitze

Eine vorbildliche Vereinsarbeit, die es leider aber in Deutschland noch viel zu wenig gibt. Der Deutsche Olympische Sportbund will in diesem Jahr mit bundesweiten Aktionen und Kampagnen dafür sorgen, dass noch viel mehr Vereine Frauen für den Sport begeistern. Und noch ein Problem will der DOSB angehen. Es gibt bei Sportverbänden noch viel zu wenige Frauen in Führungsposition. Claudia Bokel ist da eine Ausnahme. Sie ist seit letztem Jahr Mitglied der Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees IOC. Als erste deutsche Frau überhaupt.

"Das war mir gar nicht bewusst, dass vorher keine deutsche Frau in der Kommission vertreten war", erzählt die Degenfechterin. Denn das war ursprünglich gar nicht ihr Ziel. "Mein Ziel war es, die Interessen der Athleten zu verbessern." Als erfolgreiche Leistungssportlerin kann sie nachvollziehen, mit welchen Problemen die Athleten zu kämpfen haben. Und so wurde sie in unterschiedliche Kommissionen gewählt. Und vor einem Jahr dann sogar ins IOC.

Sonnenbrand inklusive

"Das war allerdings harte Arbeit. Während der Olympischen Spiele in Peking habe ich tagelang in der Sonne gestanden und 10.000 Sportler überzeugt, mich zu wählen. Sonnenbrand habe ich auch bekommen." Die Europameisterin von 2006 ist zwar nicht die einzige Frau in der Athletenkommission - aber von Gleichheit kann noch längst nicht die Rede sein. "Es ist manchmal schon komisch, wenn man in einem Gremium sitzt und man ist die einzige Frau oder eine der wenigen Frauen. Aber eigentlich denke ich nicht darüber nach."

Denn für sie selbst ist es selbstverständlich, dass Frauen genau so gut in entscheidenden Positionen arbeiten können wie Männer. Trotzdem brauchen Frauen mehr Unterstützung. "Neben der Familie und einem Job noch ehrenamtlich zu arbeiten, das schafft kaum eine." Bei ihr sei das auch nur möglich, weil sie keine Kinder habe. "Und einen Arbeitgeber, der es mir erlaubt, einiges von meiner Zeit auch ins Ehrenamt zu investieren. Das ist natürlich toll."

Autorin: Sarah Faupel

Redaktion: Arnulf Boettcher