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Frau Wu achtet auf Qualität

Hendrik Heinze17. September 2012

Mehr als 38.000 Ausländer haben 2011 ihr Studium in Deutschland erfolgreich abgeschlossen - so viele wie nie zuvor. Herr Metz macht Werbung für ein Studium in Deutschland. Und Frau Wu macht Karriere.

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Mehr als 38.000 Ausländer haben 2011 ihr Studium in Deutschland beendet - auf dem Foto eine Absolventin der BTU Cottbus (Foto: BTU Cottbus)
Mehr als 38.000 Ausländer haben 2011 ihr Studium in Deutschland beendet - auf dem Foto eine Absolventin der BTU CottbusBild: privat

Eigentlich kommt Ashley Haiying Wu aus dem chinesischen Shanghai. In China hat sie auch studiert, hat dann für ein Elektronikunternehmen gearbeitet. Irgendwann ergab sich die Gelegenheit zu einem Deutschkurs in Freiburg. Und dann entschied sich Frau Wu, noch einmal in Deutschland zu studieren: Wirtschaftsingenieurwesen und Wirtschaftsrecht für Technologieunternehmen an der BTU Cottbus.

Inzwischen ist Ashley Haiying Wu Qualitätsingenieurin und Datenschutzbeauftragte beim chinesischen Telekommunikationsriesen Huawei. "Ich habe Glück", sagt sie: "Was ich in Cottbus über Technik, Wirtschaft und Recht gelernt habe, kommt mir beruflich sehr zugute. Wir sind ein chinesisches Unternehmen, haben aber jeden Tag mit deutschen Gesetzen und Normen zu tun. Mein Studium war dafür eine sehr gute Basis."

In Huaweis Europazentrale in Düsseldorf leitet sie die Zertifizierung für Westeuropa, sorgt also für die Einhaltung aller Standards in Sachen Qualität, Umweltschutz und Sicherheit. Frau Wu achtet auf Qualität.

Doppelt so viele ausländische Absolventen wie noch 2004

Immer mehr Ausländer machen es wie Ashley Haiying Wu: Sie schreiben sich an deutschen Unis ein, studieren, bestehen Prüfungen. Und erlangen schließlich einen deutschen Abschluss, sei es einen Bachelor oder gleich den Doktortitel. 38.332 Ausländer haben im Prüfungsjahr 2011 ein deutsches Studium erfolgreich beendet - so viele wie noch nie zuvor. Doppelt so viele wie 2004. Und viermal so viele wie noch 1996.

Anzahl der ausländischen Hochschulabsolventen in Deutschland in den Jahren 1993 bis 2011. --- DW-Infografik: Peter Steinmetz Redakteur: Hendrik Heinze

Einige dieser 38.332 kamen schon vor dem Abitur nach Deutschland - oder wurden sogar hier geboren, sind aber Bürger eines anderen Landes. Die aktuelle Erhebung des statistischen Bundesamtes zählt auch diese "Bildungsdeutschen" als Ausländer.

Jedes zehnte Uni-Zeugnis geht an Ausländer

Der weitaus größere Teil aber ist eigens für ein Studium nach Deutschland gekommen. Meist aus China, das mit knapp 5000 Erfolgsstudenten der Rekordhalter ist. Aber auch aus der Türkei, Russland oder Polen kamen viele. Kamerun ist mit mehr als 700 Abschlusszeugnissen unter den Top 20. Und geschafft haben es auch eine Studentin aus Malta, ein Student von den Komoren und einer aus Fidschi.

Jeder Zehnte, der in Deutschland 2011 ein Uni-Zeugnis bekam, war damit Ausländer. Der Standort Deutschland mit seinen 390 Hochschulen ist beliebt - und er tut auch etwas dafür. Mit weltweiter Werbung, zum Beispiel in Brasilien.

"Recruiting" in Singapur und Sao Paulo

Sören Metz meldet sich am Handy auf Portugiesisch - spricht dann aber doch schnell und gerne wieder Deutsch. Der 32-Jährige lebt in São Paulo und arbeitet dort für die Technische Universität München als "Liaison Officer" oder übersetzt als "Verbindungsmann". Metz und seine Kollegen in Peking, Mumbai, Singapur und bald auch in New York wollen ausländische Studierende nach München locken.

Sören Metz, Verbindungsmann der TU München in Sao Paulo, Brasilien (Foto: Sören Metz)
Sören Metz: Verbindungsmann für BrasilienBild: privat

Metz präsentiert die TU München auf Hochschulmessen oder an den Internationalen Schulen des Landes. Und wenn eine brasilianische Nachwuchschemikerin herausfinden will, ob die TU München die richtige für sie ist, dann kann sie Sören Metz natürlich auch ansprechen. Sein Büro hat er im "Centro Alemão de Ciência e Inovação", im deutschen Wissenschafts- und Innovationshaus São Paulo. Hier haben noch andere deutsche Organisationen ihren Sitz - auch solche, die bei der Finanzierung eines Studiums in Deutschland helfen können.

Bayerns Mann in Brasilien?

Deutschlands Ingenieursausbildung genieße einen guten Ruf in Brasilien, sagt Metz. Und die TU München habe in den Ingenieurs- und Naturwissenschaften einen exzellenten Namen. Besonders für Aufbaustudiengänge und Promotionsprogramme macht Metz Werbung im Boom-Land Brasilien. Denn wer von Anfang an in Deutschland studieren will, muss meist sehr gut Deutsch können.

"Das ändert sich dann aber wieder grundlegend, wenn man in Deutschland auf Master studiert", sagt Metz. "Das Angebot an Postgraduierten-Studiengängen, die man komplett auf Englisch absolvieren kann, ist sehr groß. Das ist an der TU München so, und bei anderen Universitäten auch, ob es nun der Master oder der klassische Doktor ist. Und darüber informieren wir natürlich auch."

Brasiliens Mann in Bayern!

Metz und seine Kollegen nennen ihre Arbeit "Recruiting" - und geben mit dem Ausdruck zu erkennen, dass die TU München ausländische Studierende nicht nur in Kauf nimmt, sondern aktiv anwerben will.

Internationale Austauschstudenten nehmen an einer Vorlesung an der Handelshochschule Leipzig teil. An der 1992 neu gegründeten Hochschule haben bisher jährlich rund 300 Universitäts-Absolventen aus aller Welt ihr Hauptstudium Betriebswirtschaftslehre oder ihr MBA- oder M.Sc.-Studium abgeschlossen (Foto: Jan Woitas)
Ausländische Studentinnen in einem Hörsaal in LeipzigBild: picture alliance/ZB

Er mache aber nicht nur München den Brasilianern schmackhaft, sagt Metz, sondern auch umgekehrt. Manchmal muss er den skeptischen Münchnern erklären, was die Brasilianer besser können. Forschen unter erschwerten Bedingungen etwa. Oder andere Perspektiven einbringen. "Das ist besonders bei den internationalen Graduiertenschulen wichtig", sagt Metz, "dass sie nicht nur aus der TU München Wissen haben, sondern auch externes Wissen. Dass sie kluge Köpfe haben, ob sie nun aus São Paulo kommen oder aus Buenos Aires oder aus Oberpfaffenhofen."

Oder aus Shanghai. Frau Wu übrigens hat eine gute Zeit gehabt als Chinesin im ostdeutschen Cottbus. Werbeslogan dort: "Studieren in Fernost". Ashley Haiying Wu sagt: "Ich bin stolz darauf, dass ich mein Studium in Deutschland abgeschlossen habe."