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Französin soll UNESCO-Chefin werden

13. Oktober 2017

Die französische Ex-Ministerin soll die Nachfolge von Irina Bokova antreten und die UN-Kulturorganisation in eine neue Zukunft führen - nachdem die USA und Israel am Donnerstag ihren Austritt angekündigt haben.

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Audrey Azoulay
Bild: picture-alliance/dpa/Chen Yichen

Der Exekutivrat der UNESCO in Paris hat die französische Kandidatin Audrey Azoulay am Freitagabend (13. Oktober) in einer Stichwahl mit 30 zu 28 Stimmen als neue Generaldirektorin nominiert. Die ehemalige Kulturministerin Frankreichs setzte sich in der Endrunde denkbar knapp gegen den früheren katarischen Kulturminister Hamad bin Abdulasis al-Kawari durch. Am 10. November muss die Generalkonferenz der Ernennung von Audrey Azoulay als neue UNESCO-Generaldirektorin zustimmen.

Wahlbetrug bei der UNESCO?

Die Wahl war nicht ohne Turbulenzen verlaufen. Der ägyptische Außenminister, Sameh Shoukry, hatte am Freitag einen Antrag auf eine Untersuchung zu möglichen Unregelmäßigkeiten bei der Wahl gestellt. Er vermutete, dass der Finalist al-Kawari einige der Stimmen der 58 Mitglieder des Exekutivrats für sich gekauft habe. Ägypten verkündete daraufhin, Azoulay unterstützen zu wollen.

Hamad bin Abdulasis al-Kawari
Hamad bin Abdulasis al-KawariBild: picture-alliance/Anadolu Agency/J. Abdkhaleq

Nun musste sich der 69-jährige Katarer im Finale seiner Konkurrentin geschlagen geben - wohl auch, weil er es nicht geschafft hatte, sich die Unterstützung der Golfstaaten zu sichern, die Katar unter Führung Saudi-Arabiens wirtschaftlich blockieren. Azoulay setzte sich zuvor gegenüber der ägyptischen Kandidatin Muschira Chattab mit 31 Stimmen zu 25 Stimmen durch, teilte die UNESCO mit. Diese Zwischenrunde war nötig geworden, weil beide Frauen am Donnerstag jeweils 18 Stimmen bekommen hatten. Hamad bin Abdulasis al-Kawari hatte mit 22 Stimmen vorne gelegen. 

"Die UNESCO geht durch eine tiefe Krise"

Die 45-jährige Audrey Azoulay, eine Französin jüdischen Glaubens mit marokkanischen Wurzeln, ordnet sich selbst politisch links ein. 2014 ernannte Staatspräsident François Hollande sie zu seiner Beraterin für Kultur und Kommunikation. Nach einer Kabinettsumbildung im Februar 2016 wurde sie zur Ministerin für Kultur und Kommunikation berufen und behielt diese Position bis Mai 2017.

"Die UNESCO geht durch eine tiefe Krise", sagte Azoulay nach ihrem Einzug ins Finale gegenüber Journalisten. "Als Antwort auf diese Schwierigkeiten hat Frankreich sich dazu entschlossen, die UNESCO nicht zu verlassen, sondern im Gegenteil mehr zu investieren, denn wir glauben an Multilateralismus. Wir glauben an universelle Werte. Und wir glauben an die Kraft von Bildung, Kultur und Wissenschaft, an die Verteidigung von Freiheit und Menschenrechten, um die Herausforderungen in der Welt anzugehen."

Audrey Azoulay übernimmt das Amt in schwierigen Zeiten: Die USA und Israel haben am Donnerstag (12. Oktober) ihren Austritt aus der Organisation bekanntgegeben. Die Nachricht war international mit Bestürzung aufgenommen worden.

Bereits 2011 hatte Barack Obama entschieden, keine Beiträge mehr an die UNESCO zu zahlen, nachdem diese Palästina als Mitglied aufgenommen hatte. Washington wirft der UNESCO seit Jahren eine Anhäufung antiisraelischer Entscheidungen vor. 

ka/pl (dpa/AFP)