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Französische Glaubensvertreter vereint gegen IS

27. Juli 2016

Nach dem Mord an einem katholischen Priester lädt Präsident Hollande die Religionsgemeinschaften Frankreichs nach Paris ein. Kanzlerin Merkel betont die deutsch-französische Verbundenheit im Kampf gegen den Terror.

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Francois Hollande mit Vertretern der Religionen in Paris (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/B. Tessier

"Wir dürfen uns nicht ins politische Spiel des IS hineinziehen lassen, die die Kinder der selben Familie gegeneinander aufbringen wollen", mahnt der Pariser Erzbischof und Kardinal André Vingt-Trois. Nach dem tödlichen Anschlag auf eine Kirche in Nordfrankreich war er gemeinsam mit anderen Vertretern verschiedener Glaubensgemeinschaften mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande zusammengekommen. "Die besonders harmonischen Beziehungen, die in Frankreich zwischen unseren verschiedenen Religionen bestehen, sind eine wichtige Ressource für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft", fügte Vingt-Trois hinzu.

Am Dienstagmorgen hatten zwei Männer während des Gottesdienstes in der Kirche der Ortschaft Saint-Etienne-du-Rouvray nahe von Rouen fünf Menschen in ihre Gewalt gebracht. Dem Priester der Gemeinde wurde die Kehle durchgeschnitten, eine weitere Geisel schwer verletzt. Die beiden Attentäter bekannten sich zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), die später ihrerseits die Bluttat für sich in Anspruch nahm. Premierminister Manuel Valls warnte, Ziel der Dschihadisten sei es, einen "Religionskrieg" zu provozieren.

Hollande versammelt die Religionen in Paris

Als Reaktion auf die Attacke lud Hollande die Vertreter von katholischer, evangelischer und orthodoxer Kirche sowie von Islam, Judentum und Buddhismus in den Elysée-Palast ein. Anschließend versammelte er sein Sicherheitskabinett zu einem Treffen, um über die Folgen des Attentats zu beraten.

Karte Frankreich Saint Étienne du Rouvray (Grafik: DW)
Bild: DW

Der Anschlag auf die Kirche in Saint-Etienne-du-Rouvray zeige, dass jeder Treffpunkt von Gläubigen zum Ziel eines Angriffs werden könne, sagte der Rektor der Großen Moschee in Paris, Dalil Boubakeur. Die gemeinsame Forderung laute daher: "Wir haben alle den großen Wunsch geäußert, dass für unsere Kultstätten größere Achtsamkeit gilt."

Merkel: Vereint in Trauer

Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte unterdessen ihre Trauer über die Tat aus. "Dass Frankreich erneut von menschenverachtendem Hass heimgesucht wurde, erfüllt uns alle in Deutschland mit tiefer Trauer", heißt es in einem Kondolenztelegramm an den französischen Präsidenten. "Uns eint die Trauer und die Anteilnahme für die Opfer. Uns eint aber auch die feste Überzeugung, dass wir den Terrorismus gemeinsam besiegen werden."

Deutsche Kirchen sollen offen bleiben

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, betonte, der Schmerz von Opfern und Angehörigen lasse sich nur erahnen. "Und doch kann kein noch so abscheuliches Verbrechen zunichtemachen, wofür Menschen in unserer gemeinsamen Kirche einstehen: Barmherzigkeit und Liebe sind größer als jeder Terror."

Die Deutsche Bischofskonferenz will ihr Sicherheitskonzept auch nach der Bluttat in Frankreich nicht ändern. "Unsere Kirchen müssen offene Orte sein, das wird gerade in den letzten Tagen deutlich", sagte Sprecher Matthias Kopp der Katholischen Nachrichten-Agentur. Es sei nicht möglich, 24.500 katholische Kirchengebäude in Deutschland zu schützen. Gefordert sei daher erhöhte Wachsamkeit im Alltag. Die Kirchen nähmen die Ängste der Menschen ernst, so Kopp weiter. "Gleichzeitig werben wir dafür, uns nicht einschüchtern zu lassen."

nin/uh (dpa, afp, rtr, kna, epd)