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Franka Dietzsch - Happy End für die Team-Seniorin?

13. August 2009

Lange galt Diskuswerferin Franka Dietzsch als "Chefin im Ring“. Doch Krankheit und Verletzungen stoppten die dreimalige Weltmeisterin vor Olympia in Peking. Nun will sie in Berlin ihre Karriere positiv ausklingen lassen.

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Diskuswerferin Franka Dietzsch beim Wurf Foto: Bernd Weißbrod dpa/lsw +++(c) dpa - Bildfunk+++
Auch mit 41 noch top - Franka DietzschBild: picture-alliance/ dpa

"Da sind noch ein, zwei Sachen, die kriegen wir aber in den Griff. Wenn jetzt nichts mehr dazwischen kommt, dürfte einem Start bei der WM nichts mehr im Wege stehen.“ So optimistisch hatte sich Franka Dietzsch nach einer Kernspin-Tomographie im letzten Herbst gezeigt. Doch noch immer bestimmen ärztliche Bulletins ihr sportliches Schicksal auf der Zielgeraden einer langen Karriere.

"In meinem Alter ist man sicher nicht mehr so voll belastbar. Aber ich kann im Training schon noch relativ viel machen - und dies dann ziemlich gut“, schmunzelt die erfahrene Athletin. "Das sollte dann auch reichen!“ So bringt die mittlerweile 41jährige auch nicht aus der Ruhe, dass die ersten Saison-Wettkämpfe noch keine Topweiten versprachen – abgerechnet werde schließlich erst im August, ließ sie die Reporter wissen.

Wehmut bei Olympia

Franka Dietzsch 1999 bei ihrem ersten WM-Sieg in Sevilla.
Franka Dietzsch 1999 bei ihrem ersten WM-Sieg in Sevilla.Bild: picture-alliance / dpa

Das Olympia-Jahr war für die 1,83 Meter große Frau mit der blonden Löwenmähne ein einziges Martyrium gewesen: Erst setzten sie dramatisch erhöhte Blutdruckwerte außer Gefecht, dann verhinderten ihr linker Problemfuß und Trainingsrückstand endgültig einen Start in Peking. Und auch die eher bescheidenen Weiten bei der dortigen Medaillenvergabe schmerzten.

"Unter normalen Umständen hätte ich natürlich vorne mitkämpfen können. Aber man muss auch erst mal Qualifikation und Vorkampf überstehen, um sich dann als Beste beweisen zu können“, sagt Franka Dietzsch. "Natürlich bin ich ein bisschen enttäuscht, wie der Sieg weggegangen ist. Aber ich blicke eigentlich nach vorne.“

Neue Methoden und Wegbegleiter

Der Jubel von Franka Dietzsch nach Gold in Helsinki 2005 (AP Photo/Martin Meissner)
Der Jubel nach Gold in Helsinki 2005Bild: AP

Dazu gehört auch, bei den Übungseinheiten neue Wege zu gehen. So dreht das stattliche Kraftpaket jetzt auch Radrunden um den Tollensesee im heimischen Neubrandenburg. Dabei gilt Ausdauertraining eigentlich als Gift für die explosiven Wurf- und Stoßdisziplinen. "Aber ich will ja nicht die Tour de France gewinnen“, erklärt Dietzsch. "Also fahre ich meistens mit meinem Trainer oder anderen Sportkollegen, wir lassen uns da immer ein bisschen mehr Zeit.“

Nach wie vor ist Coach Dieter Kollark, wegen Doping-Vorwürfen in der Vergangenheit nicht unumstritten, der wichtigste Begleiter in ihrer wechselvollen Laufbahn: Nach 1986, als sie hinter DDR-Dauerrivalin Ilke Wyludda Zweite bei der Junioren-WM war, folgte eine lange Durststrecke - erst zwölf Jahre später gelang ihr bei der Europameisterschaft in Budapest der erste große Titelgewinn. "Dass ich das durchgehalten habe, da hält mein Trainer ganz große Aktien daran“, erinnert sich Franka Dietzsch. "Er hat mir immer wieder gesagt, dass ich nicht schlechter als die anderen sei und auch eine Medaille holen kann, wenn ich mein wahres Können zeige.“

Zur Siegwerferin gereift

Die deutsche Diskuswerferin Franka Dietzsch nach dem 3. WM-Sieg in Osaka 2007 Foto: Kimimasa Mayama epa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Nach dem dritten WM-Sieg in Osaka 2007Bild: dpa

So feierte die Sparkassen-Angestellte ihre größten Erfolge erst im reifen Athletenalter: 1999, 2005 und 2007 wurde Dietzsch Weltmeisterin – und auch bei vermeintlichen Niederlagen sprach die Ausnahmesportlerin stets von gewonnenem Silber statt vom entgangenen Sieg. "Auch wenn man mir immer unterstellt, dass ich Gold holen muss. Aber jeder Wettkampf hat seine eigenen Gesetze.“

"Wer kämpft, kann verlieren – wer nicht kämpft, hat schon verloren!" Getreu ihrem Lebensmotto visiert Franka Dietzsch beim Heimspiel in Berlin noch einmal eine Medaille an. Doch die Diskus-Lady sorgt sich auch um den Sinkflug der Leichtathletik hierzulande: "Bei uns müsste der Nachwuchs noch mehr gefördert werden, während Top-Athleten die Unterstützung nicht mehr so brauchen. Denn viele Talente brechen uns weg, weil Ausbildung, Studium oder Arbeitsplatz nicht gewährleistet sind.“

Autor: Lutz Kulling

Redaktion: Wolfgang van Kann