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Frank-Walter - genau richtig

Jens Thurau27. Februar 2009

Wann wird aus einem Gerücht im politischen Berlin mehr als nur Spekulation? Wenn der, den es betrifft, erklärt, dass das Gerücht selbstverständlich völlig aus der Luft gegriffen ist. Wie jetzt Frank-(Walter) Steinmeier.

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Bild: DW

Der SPD-Kanzlerkandidat und Außenminister Steinmeier hat jetzt versichert, es sei nie geplant gewesen, dass er im nahenden Wahlkampf auf seinen zweiten Vornamen verzichtet und als Frank Steinmeier ins Kanzleramt einziehen möchte. Die Vermutung, dass die SPD solch eine spektakuläre Marketingidee ersonnen hat, war entstanden, nachdem der Außenminister in einigen SPD-Publikationen ohne zweiten Vornamen erwähnt wurde - und weil einige seiner Parteikollegen ihn nur noch "den Frank" nannten (so Parteichef Franz Müntefering; aber bei dem hat das Tradition, er hat schon den früheren Kanzler Gerhard Schröder verkürzt, was den Vornamen angeht: "Der Gerd macht das schon").

Die Geschichte und die Vornamen

Jens Thurau

Wahrscheinlich wird es jetzt auf eine Mischform hinauslaufen: Steinmeier bleibt bei seinen vollständigen Vornamen, die SPD wird zu "Frank" tendieren. Steinmeier kann so Seriosität ausstrahlen ("bleibt, wie er ist"), die Partei nutzt die Vorteile, die nur ein Vorname bietet. Denn ein Blick in die Geschichte zeigt: Ganz oben, im Kanzleramt, dort, wo Steinmeier schließlich hin will, hat nur Erfolg, wer nur einen Vornamen auf das Türschild schreibt.

Konrad Hermann Joseph Adenauer sorgte für Westintegration und Wiederbewaffnung, verzichtete aber bei der Anrede auf zwei seiner Vornamen. Das Wirtschaftswunder hört eigentlich auf den Namen von Ludwig Erhard, der dabei seinen zweiten Vornamen Wilhelm geschickt verbarg. Hoch angesehen ist heute ein betagter Mann, der in den 1970ern Kanzler war und die Vornamen Heinrich und Waldemar auf dem Ausweis führt: Helmut Schmidt. Und selbst die Amtsinhaberin lässt ihren zweiten Vornamen Dorothea links liegen und firmiert nur unter Angela Merkel.

Nur ein Kanzler in Deutschlands Nachkriegsgeschichte nahm beide Vornamen mit ins Kanzleramt: Kurt Georg Kiesinger. Er war Chef der Großen Koalition in den 1960er Jahren – und gerade einmal drei Jahre im Amt. Nach ihm dauerte es dreizehn Jahre, bis wieder ein CDU-Politiker ins Kanzleramt kam.

Freiheit und Verwaltung

Gründe genug für die SPD, mit Frank und ohne Walter in den Wahlkampf zu ziehen. Außerdem: Walter kommt von "verwalten", was sehr nach Amtsstube riecht. "Frank" leitet sich von den Franken ab und bedeutet so etwas wie frei. Also: Raus aus der Amtsstube, hinein in die Freiheit – mit Frank, ohne Walter. Die SPD hat genau richtig gehandelt - wieder einmal...