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Frühling auf dem Arbeitsmarkt

31. März 2010

Im März gab es in Deutschland weniger Arbeitslose als von Experten erwartet. Erstmals ist die Arbeitslosenzahl auch im Vergleich zum Vorjahr wieder gesunken. Ganz anders sieht es aus, betrachtet man die ganze Euro-Zone.

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Ein Mann hebt vor einem Schild der Arbeitsagentur seinen Daumen nach oben (Foto: DPA)
Der deutsche Arbeitsmarkt ist überraschend stabil - trotz KriseBild: Picture-alliance/dpa

Der Winter war lang und zäh, aber die übliche Frühjahrsbelebung setzte auf dem bundesrepublikanischen Arbeitsmarkt stärker ein als vorhergesagt. Die Zahl der Jobsucher sank im März bundesweit um 75.000 auf 3,568 Millionen. Das waren 18.000 weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch (31.03.2010) in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,2 Punkte auf 8,5 Prozent ab. Vor einem Jahr hatte sie ebenfalls auf diesem Wert gelegen.

Kurzarbeit immer noch Stabilitätsfaktor

Portrait Weise (Foto: ap/Archiv)
Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit: Frühjahrsbelebung hat Arbeitsmarkt erreichtBild: AP

Die Arbeitsagentur wies zugleich darauf hin, dass die Statistik aufgrund veränderter arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen verzerrt ist. Bei einer Betrachtung der Unterbeschäftigung zeige sich binnen Jahresfrist aufgrund der Wirtschaftskrise sehr wohl eine Zunahme. BA- Vorstandschef Frank-Jürgen Weise hob dennoch hervor: "Auch jenseits der jahreszeitlichen Entwicklung hat der deutsche Arbeitsmarkt die Krise gut verkraftet." Vor allem Kurzarbeit und andere betriebliche Maßnahmen hätten den Arbeitsmarkt stabilisiert.

Unbereinigt legte die Erwerbstätigkeit um 13.000 auf 39,84 Millionen zu - gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet dies jedoch einen Rückgang um 91.000. Saisonbereinigt sank die Arbeitslosenzahl im März um 31.000 auf 3,382 Millionen. Im Westen nahm die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl um 20.000 ab, im Osten ging sie um 11.000 zurück.

Experten wollten in ersten Reaktionen noch nicht von einer Trendwende sprechen. Auffallend sei, dass die Unternehmen die Kurzarbeit extrem lange durchhielten. Zu erwarten sei, dass versucht werde, die Stammbelegschaften irgendwie zu halten, bei Neueinstellungen aber mit großer Vorsicht verfahren werde.

Währungsfonds zeichnet zwiespältiges Bild

Der Internationale Währungsfonds berechnete für Deutschland einen langsamen Weg aus der Krise. In ihrem am Dienstag in Washington vorgelegten Ländergutachten gehen die IWF-Experten für das laufende Jahr von einem Wachstum von 1,2 Prozent aus, für 2011 erwarten sie ein Plus von 1,7 Prozent. Der Abbau von Arbeitsplätzen könnte sich nach diesen Prognosen zum Jahresende beschleunigen.

Generell positiv beurteilt die Washingtoner Finanzinstitution die Strategie der Berliner Regierung. Staatliche Investitionen, Kurzarbeit, Steuersenkungen und Programme wie die Abwrackprämie hätten die Konjunktur durchaus stabilisiert. Der Arbeitsmarkt wird laut dem Gutachten aber zunächst nicht vom Ende der Rezession profitieren. Der IWF sagt einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit sogar bis 9,5 Prozent zum Jahresende 2010 voraus. Auch für 2011 erwartet er keine Besserung. Besonders in der deutschen Industrie stünden weitere Stellenstreichungen bevor - insbesondere dann, wenn sich der Welthandel schwächer entwickelt als erwartet.

Rekordniveau in der Euro-Zone

Schlange von Arbeitslosen in Behörde in Madrid (Archiv)
Schlimmste Verhältnisse in Spanien: 19 Prozent ohne JobBild: DW

Die Arbeitslosigkeit in den 16 Euro-Ländern ist im Februar auf einen Höchststand geklettert. Die Quote lag im Schnitt bei zehn Prozent - und war damit so hoch wie seit August 1998 nicht mehr, berichtete jetzt die Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg.

Auch wenn man sämtliche 27 Staaten der EU betrachtet, sieht es insgesamt nicht viel besser aus. Mit 9,6 Prozent wird ein Rekord seit Beginn der Statistik Anfang 2000 erreicht. Größte Not herrscht demnach in Spanien mit einer Arbeitslosenquote von 19 Prozent und in Lettland mit 21,7 Prozent. Am besten stehen die Niederländer mit vier und die Österreicher mit fünf Prozent da.

Autor: Siegfried Scheithauer (apn, afp, dpa, rtr, BA)

Redaktion: Martin Schrader

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