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Früh buchen, viel sparen

Am 15. Dezember 2002 trat mit dem Fahrplanwechsel auch das neue Preissystem der Deutschen Bahn in Kraft. Es ist auf viel Kritik gestoßen, die Bahn will aber erstmal keine Änderungen vornehmen.

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Bild: AP

Am dritten Advent begann die Dschungelfahrt - aus dem bisherigen Tarifdschungel der Deutschen Bahn heraus oder in ein neues Dickicht hinein, je nach Blickwinkel der Befürworter oder Gegner des neuen Preissystems. In jedem Fall änderte sich zum 15. Dezember - pünktlich zur Fahrplanumstellung und zur Weihnachtsreisewelle - einiges beim größten deutschen Schienentransporteur, an das sich Zugfahrer erst gewöhnen müssen.

Viel Kritik

Seit Bahnchef Hartmut Mehdorn das neue Tarifsystem nach dem Motto "früh buchen, viel sparen" im Oktober 2002 vorstellte, hagelte es Kritik von Verbraucherverbänden. Während Bahnfahren für Familien und Gruppen vor allem auf längeren Strecken billiger werden kann, könnten vor allem Stammkunden wie Geschäftsreisende oder Gelegenheitspendler künftig drauf zahlen, wie der Kundenverband Pro Bahn als einer der Hauptkritiker meint. Das sei eine Minderheit, Millionen Bahnkunden aber profitierten, hält Bahn-Sprecher Achim Stauß entgegen.

Bessere Auslastung

Hauptziel der Preisumstellung ist für die Bahn nach eigenen Angaben eine bessere Auslastung ihrer Züge. Statt bisher 40 Prozent sollen bis 2010 rund 60 Prozent der Plätze bei Fernverbindungen besetzt sein. Beim Erschließen neuer Kundenkreise hat die Bahn vor allem Familien im Blick, die bisher nur fünf Prozent der Reisenden in Intercitys und ICEs ausmachen. Sie sind folglich die Gewinner der Preisreform.

So können Kinder unter 14 Jahren erstmals kostenlos mit Eltern oder Großeltern mitreisen, und Familien bekommen drastische Nachlässe bei der Ausstattung mit BahnCards. Auch in anderen Gruppen - ohne Verwandtschaft - können Mitfahrer für den halben Fahrpreis ans Ziel kommen.

Erhebliche Rabatte vom Normalpreis kann auch erzielen, wer früh eine bestimmte Zugverbindung fest bucht - ähnlich wie im Flugverkehr. 40 Prozent Nachlass winken bei einer Buchung sieben Tage im Voraus, danach nehmen die Rabatte schrittweise bis zum Reisetag ab. Wer allerdings verschläft und statt des gebuchten einen späteren Zug nehmen muss, hat dicke Mehrkosten am Hals: Bis zu 45 Euro kostet allein das Umbuchen, hinzu kommt die Differenz zum Normalpreis.

Hohe Stornogebühr

Die hohe Stornogebühr ist auch einer der Hauptkritikpunkte von Pro Bahn und anderen Verbraucherschützern. Bahn-Sprecher Stauß verteidigt sie hingegen als notwendig. Nur so lasse sich verhindern, dass zum Beispiel Firmen die Kontingente billiger Frühbucherplätze - sie sind auf jedem Zug begrenzt - aufkauften und gegen geringe Gebühr zurückgäben, was nicht genutzt wurde.

Der Kundenverband Pro Bahn hat deutliche Nachbesserungen gefordert, die Bahn will aber zunächst einmal gar nichts ändern, sondern mit den seit Monaten öffentlich beworbenen Plänen ins Rennen gehen. Erst nach einem Jahr Praxistest sollten Nachbesserungen erwogen werden, so Stauß. Den Kritikern wirft er vor, mit Einzelbeispielen von Verteuerungen - die das Unternehmen nicht bestreite - die öffentliche Diskussion zu verzerren. "Wer große Reformen anpackt, der stößt auch auf Kritik", meint Stauß. (AP)