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Mensch mit Kuh geklont

2. April 2008

Drei Tage lang haben die Kreuzungen aus menschlichen und tierischen Zellen überlebt. Aus den sogenannten Chimären wollen britische Wissenschaftler embryonale Stammzellen gewinnen. Ethische Bedenken haben sie nicht.

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2005 präsentierte die Universität Newcastle den ersten menschlichen Embyro-Klon Großbritanniens (Quelle: dpa)
2005 präsentierte die Universität Newcastle den ersten menschlichen Embyro-Klon GroßbritanniensBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Die Forscher am Institut für Humangenetik der Universität Newcastle hätten menschliches Erbgut aus einer Hautzelle in die ausgehöhlte Eizelle einer Kuh eingefügt, berichtete die britische Presse am Mittwoch (2.4.2008). Die Embryos aus 99,9 Prozent menschlichem und 0,1 Prozent tierischem Erbgut hätten drei Tage überlebt und seien dann zerstört worden.

Lizenz zum Klonen

Die Wissenschaftler wollen durch solche Mensch-Tier-Embryos embryonale Stammzellen gewinnen. Durch die Verwendung tierischer Eizellen wollen sie dabei den Mangel an menschlichen weiblichen Eizellen ausgleichen. Institutsleiter John Burn versicherte, die Embryos seien nicht zur menschlichen Fortpflanzung gedacht. "Das wird nie mehr als eine Anhäufung von Zellen sein", betonte er im Gespräch mit der BBC. Es gehe darum, "Krankheitsprozesse besser zu verstehen." Für die Experimente unter Leitung des Stammzellenforschers Lyle Armstrong hatte die britische Embryologie-Behörde HFA eine Sondergenehmigung erteilt.

Das Experiment fachte die Diskussion über ein von der Regierung in London geplantes neues Gesetz zur Stammzellenforschung noch weiter an. Mit dem Gesetz, über das frühestens im Mai abgestimmt werden soll, soll auch die Erzeugung von Chimären-Embryonen, das heißt menschlich-tierischen Embryonen, zu Forschungszwecken generell erlaubt und geregelt werden.

"Monströser Angriff auf menschliches Leben"

Das schottische Schaf Dolly 1997, das weltweit erste geklonte Säugetier (Quelle: AP)
Das schottische Schaf Dolly 1997, das weltweit erste geklonte Säugetier (Quelle: AP)Bild: AP

Gegen dieses Vorhaben protestierte neben anderen der Kardinal der Schottischen Katholischen Kirche Keith O'Brien. Es stelle eine "monströse Attacke auf die Menschenrechte, auf die menschliche Würde und auf das menschliche Leben dar". Die britische Gesellschaft für den Schutz ungeborener Kinder sprach angesichts der Schaffung des Hybrid-Embryos aus Mensch und Kuh von einem "Desaster". Der Labour-Abgeordnete und Vorsitzende der parteiübergreifenden parlamentarischen Gruppe "Pro Life", Jom Dobbin, erklärte: "Die bewusste Verwischung der Grenzen zwischen Menschen und anderen Spezies ist ein Anschlag auf das Herzstück dessen, was uns zu Menschen macht."

Dagegen erklärte Professor Burn, es könne keine Rede davon sein, dass die Wissenschaftler "Monster schaffen". Wer sich mit der Problematik genauer beschäftige, erkenne rasch, dass sie "kein neues ethisches Problem aufwirft". Armstrong hatte vor Beginn des Experiments gesagt, es sei "ganz wichtig zu wissen, dass wir dies ausschließlich für Forschungszwecke nutzen werden".

Kritik aus Deutschland

Der deutsche Bioethik-Experte Hubert Hüppe (CDU) verurteilte die Herstellung von Mensch-Tier-Embryonen und sprach von einem "Frankenstein-Experiment". Laut Hüppe, der Vorsitzender der Enquete-Kommission "Ethik und Recht der modernen Medizin" war, haben die Versuche auch Auswirkungen auf die Stammzelldebatte in Deutschland. "Wer garantiert etwa, dass nicht früher oder später die Forderung nach Import von Stammzellen aus solchen geklonten Mensch-Tier-Embryonen erhoben wird?", fragte er.

Nächster Versuch: Kreuzung aus Mensch und Ziege?

Nachdem die jetzt erzeugten Chimären-Embryonen drei Tage am Leben gehalten wurden, wollen die Forscher in Newcastle in einem weiteren Versuch solche Hybriden zunächst sechs Tage leben lassen. Sollten auch diese Versuche erfolgreich verlaufen, könnten nach den Vorstellungen der Forscher auch Embryonen aus Mensch und Kaninchen, Ziegen und anderen Tieren entstehen. Ähnliche Experimente wollen auch Stammzellenforscher am King's College in London unternehmen. (leix)
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