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Forscher finden Wirkstoff gegen Schlangengift

6. Mai 2020

Britische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein bereits zugelassenes Medikament die Überlebenschancen nach Schlangenbissen deutlich verbessern kann. In Tierversuchen hat es schon funktioniert.

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Studie Sandrasselotter
Sandrasselottern leben in Afrika, der arabischen Welt und Asien. Viele Bisse gehen auf sie zurück. Bild: Dr. Wolfgang Wüster

Der Wirkstoff, den das Forscherteam aus Liverpool gegen Schlangenbisse zum Einsatz bringen möchte, nennt sich Dimercaprol. 

Bisher wird er, beziehungsweise die mit ihm verwandte Dimercaptopropansulfonsäure (DMPS), vor allem nach Schwermetallvergiftungen etwa mit Arsen, Quecksilber oder Blei eingesetzt. 

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Auf die Idee, dass die Wirkstoffe auch gegen Schlangengift helfen könnten, war die Biochemikerin und MolekularbiologinDr. Laura Oana-Albulescu  von der Liverpool School of Tropical Medicine gekommen. 

Dimercaprol und DMPS wirken gegen Enzyme im Schlangengift, die auf Zink-Ionen angewiesen sind, um ihre verheerende Wirkung zu entfalten. Die Medikamente binden die Zink-Ionen, was die Forscher zunächst im Labor zeigen konnten. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse am 6. Mai 2020 in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine.

Im Tierversuch gelang ihnen außerdem der Nachweis, dass DMPS vor der tödlichen Wirkung des Giftes der Sandrasselotter schützt. Die Sandrasselotter ist eine der am weitesten verbreiteten Giftschlangen. Sie kommt in Afrika und Asien vor und ist für einen Großteil der tödlich endenden Schlangenbisse verantwortlich.

Etwa 138.000 Menschen sterben jedes Jahr weltweit durch Schlangenbisse. 400.000 erleiden irreparable Gesundheitsschäden. 

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Günstig und schnell verfügbar

Besonders wichtig: Die Mediziner konnten auch zeigen, dass das Mittel wirkte, wenn es oral verabreicht wurde. Bisher wird Dimercaprol vor allem als Lösung auf Basis von Erdnussöl injiziert.

Ein Dorf voller Schlangen

Weil es als Tablette eingenommen werden kann, könnte sich das Medikament als Erste-Hilfe-Maßnahme nach Schlangenbissen bewähren, wenn die Patienten nicht schnell in ein Krankenhaus eingeliefert werden können.

Die Mediziner aus Liverpool gehen davon aus, dass DPMS die Zeit bis zum Eintreffen professioneller Hilfe, insbesondere bis zur Verabreichung eines Antiserums, überbrücken kann. Gerade in Ländern mit schlechter Infrastruktur könnte das Mittel so Leben retten.

Der Professor für die Biologie von Tropenkrankheiten Nicolas Casewell von der LSTM, der sich vor allem mit Schlangenbissen beschäftigt, betonte, ein besonders großer Vorteil von DMPS sei, dass das Mittel schon als Medikament zugelassen ist. "Es ist sicher und bezahlbar."

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO)  stuft Schlangenbisse als eine Gesundheitsgefahr hoher Priorität ein und hat sich vorgenommen, die Anzahl der Todesfälle und schweren Verletzungen bis 2030 zu halbieren. Dies soll einerseits durch Forschung an neuen Medikamenten geschehen, andererseits durch den Aufbau besserer lokaler Gesundheitseinrichtungen, die den Betroffenen schneller helfen können. 

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Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen