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Andere Routen, gleiche Flüchtlingszahlen

21. September 2015

Entlang der Balkanstrecke werden Flüchtlinge von den Staaten weiter umhergeschoben. Die meisten Menschen gelangen derzeit über den Umweg Kroatien nach Ungarn und weiter nach Österreich und Deutschand.

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Ein Flüchtling wartet im kroatischen Tovarnik am 21. 09.2015 auf seine Weiterfahrt. (Foto: Reuters)
Im kroatischen Tovarnik blickt ein Asylsuchender einer ungewissen Weiterreise entgegenBild: Reuters/A. Bronic

Obwohl sich die Flüchtlingsrouten immer wieder verlagern, bleiben die Zahlen der Neuankömmlinge hoch. So zählte das bayerische Innenministerium allein gestern knapp 5400 Asylsuchende. Mit einer raschen Entspannung der Lage in Bayern ist nicht zu rechnen, da weiterhin Tausende von Ungarn aus nach Österreich kommen, um in den meisten Fällen weiter nach Deutschland zu reisen. Allein am frühen Montagmorgen wurden an der ungarisch-österreichische Grenze in Nickelsdorf mehr als 3200 Flüchtlinge gezählt. Am Vortrag waren es insgesamt weit mehr als 10.000.

Um die steigende Zahl von Schutzsuchenden, die über Österreich nach Deutschland kommen, geordnet erfassen und weiterleiten zu können, werden Sonderzüge eingesetzt. "Wir erwarten heute drei weitere Sonderzüge aus Salzburg in Freilassing", sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Rosenheim.

Von Kroatien nach Ungarn

Auch Ungarn, das mit einem stark bewachten Zaun die Grenze zu Serbien abriegelt, verzeichnet wieder mehr illegale Einreisen. Nun kommen die Flüchtlinge über die bislang noch kaum gesicherte Grenze zu Kroatien. Am Sonntag zählte Ungarns Polizei 6941 neue Flüchtlinge, wie sie am Montag bekanntgab.

In der Nacht zum Montag sollen bei Barcs 800 bis 1000 Menschen die Brücke über den Fluss Drau von Kroatien nach Ungarn passiert haben, berichtete das ungarische Staatsfernsehen. Sie seien aus Kroatien mit Bussen an die Grenze gebracht worden. Dort hätten ungarische Polizisten sie zu einem Zug begleitet, der mit 15 Waggons nach Hegyeshalom an der ungarisch-österreichischen Grenze starten sollte.

Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Freilassing am 16.09.2015 (Foto: Reuters)
In Bayern kommen weiterhin täglich tausende Menschen anBild: Reuters/D. Ebenbichler

Ungarn hält Zaun für Lösung

Der rechtskonservative ungarische Ministerpräsident Viktor Orban verteidigte die Entscheidung, die Grenzen seines Landes mit Sperranlagen und einem 175 Kilometer langen Zaun an der Grenze zu Serbien gegen Flüchtlinge abzuschotten. "Viele sagen, dass Zäune keine gute Lösung seien, weil dann alle einen Zaun bauen müssten. Aber genau das ist die Lösung", erklärte Orban. Das Parlament in Budapest stimmte am Montag für erweiterte Befugnisse für Polizei und Armee, darunter den Einsatz nicht-tödlicher Waffen wie Gummigeschosse, Leuchtraketen oder Tränengas gegen Flüchtlinge an der Grenze.

Der kroatische Innenminister Ranko Ostojic betrachtete sein Land als Opfer der derzeitigen Flüchtlingskrise auf dem Balkan. Länder wie Griechenland würden Hunderttausende Flüchtlinge ohne Registrierung einfach durch ihr Land lassen, kritisierte Ostojic. "Das muss an der Quelle gestoppt werden, zwischen der Türkei und Griechenland", forderte er.

Zu Fuß von Istanbul aus

In der Türkei stoppte die Polizei etwa 150 syrische Flüchtlinge, die sich zu Fuß von Istanbul auf den Weg nach Deutschland gemacht hatten. Die Flüchtlinge marschierten auf dem Standstreifen der Autobahn in Richtung der etwa 240 Kilometer entfernten Landgrenze der Türkei zu Bulgarien und Griechenland. In den vergangenen Tagen hatten die Flüchtlinge am Istanbuler Busbahnhof vergeblich versucht, Bustickets in die Grenzstadt Edirne zu bekommen. Medienberichten zufolge weigerten sich die Busbetreiber, Fahrkarten an die Syrer zu verkaufen. An der türkischen Grenze warteten weitere Flüchtlinge auf die Chance, die Grenze zur EU zu überschreiten.

Exporte leiden unter Schließungen

Die neuen Kontrollen und Grenzschließungen auf dem Balkan beeinträchtigen die Exportwirtschaft der Staaten. So wurde der wichtigste serbisch-kroatische Grenzübergang Batrovci-Bajakovo an der Autobahn E70 zwischen Belgrad und Zagreb für den Lkw-Verkehr geschlossen. Nachdem bereits sieben andere Grenzübergänge wegen des Flüchtlingsansturms von Zagreb geschlossen worden waren, war der gesamte Auto- und Lastwagenverkehr über diesen Grenzübergang umgeleitet worden. Serbiens Handelsminister Rasim Ljajic klagte über Einnahmeausfälle wegen der Sperrungen.

ago/uh (dpa, afp)