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Flüchtlingszahl in Kroatien steigt rasch

17. September 2015

Nachdem Kroatien am Mittwoch angekündigt hatte, Flüchtlinge auf dem Weg nach Mitteleuropa passieren zu lassen, fürchtet es nun eine Überforderung. Am Mittwoch soll ein EU-Sondergipfel über die Krise beraten.

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Flüchtlinge sitzen an den Bahngleisen bei der kroatischen Stadt Tovarnik (Foto: dpa)
Flüchtlinge sitzen auf den Bahngleisen bei der kroatischen Stadt TovarnikBild: picture-alliance/dpa/A. Bat

Während Ungarn Flüchtlinge mit Polizeigewalt fernhält, wachsen in Kroatien die Sorgen wegen der rasch steigenden Einreisezahlen. Bis zum Donnerstag trafen nach Angaben des kroatischen Innenministeriums 7300 Menschen ein. Das seien deutlich mehr, als von der Regierung erwartet worden sei, berichtete der Sender HRT. Bis Mittwoch waren es noch etwa 1500 gewesen, die auf der neuen Route durch Kroatien und Slowenien nach Mitteleuropa reisen wollten.

"Wir werden konstruktiv und kooperativ sein, aber unsere Ressourcen sind begrenzt", sagte Kroatiens Ministerpräsident Zoran Milanovic nach einem Treffen mit seinem österreichischen Kollegen Werner Faymann in Zagreb. "Ich weiß nicht, ob wir alle Menschen werden registrieren können", fügte Milanovic hinzu. Beide Regierungschef hatten einen EU-Sondergipfel zur Flüchtlingskrise gefordert. Dieser Gipfel wurde mittlerweile für kommenden Mittwoch einberufen.

Milanovic und Faymann betonten, dass die bestehenden Dublin-Regelungen eingehalten werden müssten. Demnach müssen Flüchtlinge in demjenigen Land registriert werden, in dem sie erstmals die EU betreten. Kroatiens Innenminister Ranko Ostojic warnte jedoch: "Wenn weiter so viele Flüchtlinge aus Serbien kommen, müssen wir über andere Wege nachdenken, mit der Situation umzugehen."

Aufnahmezentrum östlich von Zagreb

Viele der Schutzsuchenden werden von Bussen auf der serbischen Seite der Grenze abgesetzt. Die Menschen überqueren dann die Grenze zu Fuß, wie Journalisten beobachten. Am Donnerstagmorgen wurden 800 Flüchtlinge von Tovarnik an der Grenze zu Serbien mit dem Zug nach Dugo Selo östlich von Zagreb gebracht. Dort sollen sie in einem Erstaufnahmezentrum unterkommen. Allerdings durchbrachen hunderte Menschen eine Polizeiabsperrung bei Tovarnik, um zu Fuß weiterzuziehen. "Sie wollen uns in Lager bringen, aber wir wollen das nicht", sagte einer der Flüchtlinge einem Reporter. In dem chaotischen Gedränge stolperten Flüchtlinge übereinander.

Die Bahnstrecke Salzburg-München, über die in den vergangenen Tagen tausende Menschen nach Bayern gekommen waren, blieb zunächst gesperrt. Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hat Deutschland Sonderzüge nach Österreich losgeschickt, um Flüchtlingen von Salzburg aus die Weiterreise zu ermöglichen. "Wir versuchen, die Weiterreise der Flüchtlinge geordnet und organisiert zu gestalten", sagte ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums der Zeitung.

EU-Kommissar kritisiert Ungarn

EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos äußerte sich bei einem Besuch in Budapest kritisch über die ungarische Abriegelung der Grenze: "Es gibt keine Mauer, die du nicht übersteigst, kein Meer, das du nicht überquerst, wenn du vor Gewalt und Terror fliehst." Am Mittwochabend hatten sich am ungarischen Grenzzaun zu Serbien Flüchtlinge und ungarische Polizisten geprügelt. Dabei wurden mindestens 22 Menschen verletzt und 29 festgenommen. Nach ungarischen Medienberichten versammelte sich am Donnerstag vor dem Grenzübergang Röszke erneut eine Menge, die Einlass nach Ungarn forderte.

Die EU-Kommission will der Türkei bis zu eine Milliarde Euro für die Aufnahme von Flüchtlingen zur Verfügung stellen. Durch eine Umschichtung von Mitteln könnte diese Summe erreicht werden, sagte der für Nachbarschaftspolitik zuständige EU-Kommissar Johannes Hahn in Brüssel.

Genutzt werden könnten unter anderem Gelder zur Heranführung der Türkei an die EU. Derzeit hat die EU 469 Millionen Euro eingeplant, um die Türkei bei der Flüchtlingshilfe zu unterstützen. Hahn kritisierte, dass abgesehen von Deutschland und Italien bislang noch kein Land in den neuen Treuhandfonds zur Syrien-Krise eingezahlt habe.

ago/wl (dpa, rtr)