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Flüchtlingsprotest in Regensburg beendet

8. August 2016

Begonnen hatte die Aktion für ein Bleiberecht vor fünf Wochen mit einer Besetzung des Regensburger Doms. Nun rückte die Polizei an. Auch die letzten Flüchtlinge räumten jetzt die kirchlichen Einrichtungen.

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Polizisten vor Pfarrheim St. Emmeran in Regensburg (foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Im Umfeld war ein größeres Polizeiaufgebot in Bereitschaft, etwa zwei Stunden hätten Polizeibeamte mit den bis zuletzt in einem Pfarrheim ausharrenden Asylbewerbern verhandelt, kann man der lokalen Presse entnehmen. Es drohte die Räumung. Am Abend willigten die 16 Flüchtlinge vom Balkan schließlich ein und ließen sich mit Kleinbussen zu ihren Unterkünften zurücktransportieren. Damit fand die Protestaktion im Bistum Regensburg in Bayern nach fünf Wochen ein Ende, die Vertreter der Katholischen Kirche zeigten sich erleichtert. "Polizeiliche Zwangsmaßnahmen" hätten nicht stattgefunden, betonte die Bischöfliche Pressestelle am Abend.

Begonnen hatte alles Anfang Juli, als etwa 50 Asylbewerber Zuflucht im Regensburger Dom gesucht hatten. Das Bistum gewährte ihnen zwar kein Kirchenasyl, duldete aber die Aktion der Demonstranten aus Serbien, Albanien und dem Kosovo. Dann hieß es, die hygienischen Zustände seien untragbar und ein Teil der Besetzer, darunter auch Kinder, seien erkrankt. Die Gruppe zog um in das Pfarrheim St. Emmeran.

Flüchtlingsquartier im Regensburger Pfarrheim St. Emmeran (foto: dpa)
Flüchtlingsquartier im Regensburger Pfarrheim St. EmmeranBild: picture-alliance/dpa/A. Weigel

Strafanzeige und kein Essen mehr

Dort scheiterten Gespräche über ein freiwilliges Ende des Protestes, einige Familien kehrten aber nach und nach in ihre Unterkünfte zurück. Die Kirchenrepräsentanten verstärkten in Absprache mit den städtischen Behörden den Druck auf die Flüchtlinge: Es wurde Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt, ab Samstag wurde die Lebensmittelversorgung eingestellt.

Die Katholische Nachrichtenagentur KNA berichtete, nach drei Wochen sei es zu Androhungen und Gefährdungen seitens der Gruppe im Pfarrheim gekommen, unter anderem auch Selbsttötungsabsichten. Auch mit Blick auf die Kinder sei ein Verbleib im Pfarrheim nicht mehr verantwortbar gewesen.

Ungeachtet der Zufriedenheit über den Ausgang des Konflikts bleibe eine gewisse Nachdenklichkeit, räumte Generalvikar Michael Fuchs ein. Menschen in Not sollten auch weiterhin "nicht im Stich gelassen werden". Und dies "auch wenn die letzten Wochen uns dabei deutlich Grenzen vor Augen geführt haben", so Fuchs. Das Engagement vieler Frauen und Männer in der Diözese zum Wohl von Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten bleibe ungeschmälert.

"Kirchen bleiben offen"

Unbegründet sei die Sorge, die Diözese werde aus Angst vor Wiederholungsfällen mehr Kirchen zusperren. Fuchs versicherte: "Unsere Kirchen bleiben offen", für Gläubige und Bewunderer der Kirchen. Freilich dürfe es nicht Schule machen, durch das gewaltsame Eindringen in offene kirchliche Räume staatliche Regelungen umgehen zu wollen oder Kirchen als Protestbühne zu missbrauchen. Die Kirche sei nicht der Staat, der Protest im Dom und im Pfarrheim habe sich an den falschen Adressaten gewandt und die falschen Mittel gebraucht.

SC/wl (KNA, BR)