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Flüchtlingsdrama

13. Februar 2007

Erneut sind afrikanische Flüchtlinge bei einem Bootsunglück ertrunken. Laut UNHCR verließen allein im vergangenen Jahr 27.000 Somalier ihr Land, dabei starben mindestens 330 Menschen, 300 sind immer noch vermisst.

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Flüchtlinge aus Afrika auf dem Weg nach Teneriffa Spanien, Foto: AP
Bootsflüchtlinge: Immer häufiger von Menschenschleppern ausgesetztBild: AP
Angeschwemmte Kleiderreste von Flüchtlingen, Foto: AP
Allein 27.000 Somalies flohen 2006 aus ihrer HeimatBild: AP

Mindestens 30 Flüchtlinge aus Somalia und Äthiopien sind vor der jemenitischen Küste ertrunken, als ein von Menschenschmugglern dirigiertes Boot kenterte. Andere Berichte gingen sogar von 78 Toten aus, wie der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Ron Redmond, am Dienstag (13.2.) in Genf sagte. Nach seinen Angaben hatten sich mehr als 100 Menschen an Bord des Bootes befunden, das von Somalia aus in den Jemen unterwegs gewesen war. Ein Stammesführer in der jemenitischen Provinz Schabwa erklärte, er selbst habe die Bestattung von 35 Opfern organisiert. Das Unglück habe sich bereits am Montag ereignet, als die Schlepper versucht hätten, die Afrikaner weit von der Küste entfernt in kleinen Booten ins Wasser zu schicken, hieß es. Aus drei weiteren Booten erreichten laut UNHCR etwa 120 Flüchtlinge lebend die jemenitische Küste.

Bereits Mitte Januar hatte das UNHCR vom Tod von mindestens 30 Menschen berichtet, deren Boot ebenfalls vor der Küste des Jemens gekentert war. Nach UNHCR-Beobachtungen verschärft sich die Flüchtlingslage im Golf von Aden zunehmend. Die Zahl der in den Jemen gelangten Bootsflüchtlinge aus Somalia und Äthiopien habe sich in weniger als einem Monat auf 1600 erhöht. Nach offiziellen Angaben leben im Jemen, der zu den ärmsten Staaten der Welt gehört, derzeit etwa 88.000 Flüchtlinge, davon 84.000 Somalier, die vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat geflüchtet sind.

Steigende Preise und Kontrollen

Somalia: Eines der ärmsten Länder der Welt, Foto: AP
Somalia: Eines der ärmsten Länder der WeltBild: AP

Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerkes der Vereinten Nationen ist der Preis für eine Überfahrt in dem Seegebiet von 40 auf 100 Dollar (von 30 auf fast 77 Euro) gestiegen. Dennoch stünden hunderte verzweifelte Menschen bereit, das Risiko auf sich zu nehmen. Im vergangenen Jahr haben nach UNHCR-Schätzungen etwa 27.000 Menschen versucht, illegal in den Jemen zu gelangen. 330 Menschen seien dabei ums Leben gekommen, weitere 300 würden vermisst.

In Somalia herrschen heftige Kämpfe zwischen der äthiopischen Armee und islamistischen Milizen. Nachdem die Islamisten das Land rund sechs Monate unter ihrer Kontrolle hatten, wurden sie zum Jahreswechsel durch Soldaten der somalischen Regierung und äthiopische Truppen besiegt. Dem UNHCR zufolge werden die Flüchtlinge immer häufiger von Schleusern in tiefen Gewässern abgesetzt, seit die jemenitische Küstenwache ihre Patrouillen in der Nähe der Küste verstärkt hat. (ina)