1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Unglück in Mexiko

6. November 2007

Die tagelangen Regenfälle haben im Süden Mexikos ein neues, schweres Unglück ausgelöst. Ein gewaltiger Bergrutsch begrub ein Dorf im Bundesstaat Chiapas unter sich.

https://p.dw.com/p/C36P
Evakuierte Bewohner, Quelle: AP
Evakuierte Bewohner des überfluteten Dorfes San Juan GrijalvaBild: AP

Eine verheerende Flutwelle aus Schlamm und Wasser hat am Montag (5.11.2007) ein mexikanisches Dorf zerstört und möglicherweise mehr als ein dutzend Menschen in den Tod gerissen. Mindestens 16 Bewohner des abgelegenen Dorfes San Juan Grijalva im Staat Chiapas, in dem rund 600 Menschen wohnten, werden nach offiziellen Angaben vermisst. Rettungskräfte suchten in den Trümmern eingestürzter Häuser nach Überlebenden.

"Dieser Ort ist praktisch verschwunden", erklärte der Gouverneur von Chiapas, Juan Sabines. Auch die Kirche und die Schule des Ortes seien zerstört worden. Die Chancen, die Verschütteten noch lebend zu finden, bezeichnete er als gering. Chiapas ist nicht ganz so stark wie der Nachbarstaat Tabasco von den verheerenden Überschwemmungen betroffen. Aber auch in diesem ärmsten Bundesstaat Mexikos haben mindestens 200.000 Menschen ihr Obdach verloren.

"Die Erde kam auf uns zu"

"Es war ein Getöse, wie wenn ein Hubschrauber über die Köpfe hinwegfliegt", berichtet ein Überlebender, der 21-jährige Domingo Sanchez. "Wir rannten den Hügel hinauf, aber die Erde kam auf uns herunter", berichtet er. Sanchez, seine Mutter, seine Frau und ein Cousin erreichten die Kuppe des Hügels gerade noch rechtzeitig. Beim Blick ins Tal sahen sie, dass ein Erdrutsch das Haus seiner Großeltern unter sich begraben hatte. Er befürchtet, dass mindestens neun Verwandte bei der Katastrophe ums Leben kamen.

Die starken Regenfälle hatten einen Abhang ins Rutschen gebracht. Dieser stürzte in einen Fluss, der bereits Hochwasser führte und ließ eine Mauer aus Wasser und Geröll über das Dorf hereinbrechen. Hubschrauber suchten in den umliegenden Bergen nach Dorfbewohnern, die vor den Fluten geflohen waren.

Überschwemmung in Villahermosa, Quelle: Ap
Die Stadt Villahermosa ist besonders schwer getroffenBild: AP

Zentrum von Villahermosa Sperrgebiet

Die Lage in den Überschwemmungsgebieten von Tabasco bleibt unterdessen angespannt. Tausende Menschen sind seit Tagen vor der Außenwelt abgeschnitten. Es wird der Ausbruch von Krankheiten befürchtet; Lebensmittel, Wasser und Medikamente fehlen. Die Pegel der beiden Flüsse Grijalva und Carrizal, die bis zu zwei Meter über die Ufer getreten waren, gingen am Montag zurück. Schon für Mittwoch wurden aber neue Regenfälle befürchtet.

Angesichts der zunehmenden Plünderungen verfügte der Gouverneur des Bundesstaates, Andres Granier, die Abriegelung des Stadtzentrums durch Polizei-Einheiten. Die Abriegelung sei vor allem für die Zeit getroffen worden, wenn dass Wasser zurückweichen werde, hieß es. Dann befürchteten die Behörden Plünderungen und Raub. Schon in den vergangenen Tagen war es vielerorts trotz der Anwesenheit der Polizei zu Plünderungen gekommen. Viele Menschen hatten sich deshalb geweigert, ihre Häuser zu verlassen. Tausende andere sind vor allem in die Nachbarstaaten Veracruz und Campeche geflüchtet.

Die Opfer der Überschwemmungskatastrophe erhalten auch Hilfe aus Deutschland. Das Auswärtige Amt stellte 250.000 Euro Soforthilfe bereit. Die Aktion "Deutschland Hilft" richtete einen Nothilfefonds über 200.000 Euro ein und warb um weitere Spenden. (tos)