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Florierender Handel zwischen Prag und Berlin

Julia Elvers 27. Oktober 2003

Deutschland ist Tschechiens wichtigster Handelspartner. Von 36 Milliarden Euro, die seit 1993 dort investiert wurden, kam ein Drittel aus Deutschland. Dass dies so bleibt, ist Aufgabe zweier tschechischer Agenturen.

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Made in the Czech Republic: Autos für den deutschen MarktBild: www.skoda.de

"Czech Trade" und "Czech Invest" sind Agenturen des tschechischen Industrie- und Handelsministeriums. Seit drei beziehungsweise sechs Jahren haben sie ein Auslandsbüro in Deutschland. Die eine Agentur hilft deutschen Unternehmern, tschechische Handelslieferanten zu finden, die andere wirbt für deutsche Investitionen in der Tschechischen Republik: Ihr Ziel ist dasselbe: Der Ausbau der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Tschechien.

"Einerseits unterstützten wir natürlich die tschechischen Unternehmen, die sich auf Auslandsmärkten neue Informationen oder Kontakte holen wollen", sagt Zdenek Kocárek von "Czech Trade". "Auf der anderen Seite bieten wir ganz bewusst deutschen Unternehmen Dienstleistungen an. Wir bieten ihnen eine kostenfreie Suche nach tschechischen Geschäftspartnern, nach Kooperationspartnern, nach Lieferanten, nach Zulieferern."

Industrielle Zusammenarbeit

Über 40 deutsche Anfragen bearbeitet die Czech-Trade-Zentrale in Prag jeden Monat; mehr als die Hälfte kommt aus der Industrie. Vor allem im Automobilbereich bestehen enge Verbindungen zwischen beiden Ländern. Maschinenbau, aber auch Textil- und Glasherstellung haben in Tschechien eine lange Tradition. Das Land liefere gute Qualität zum guten Preis, betont Kocárek. Allerdings seien tschechische Unternehmen oft nicht flexibel genug – zum Beispiel bezüglich der gewünschten Liefermengen.

Seiner Meinung nach ist der deutsche Markt ein Prüfstein für tschechische Lieferanten. Im Klartext: Wenn sich ein tschechisches Unternehmen auf dem deutschen Markt bewährt, kann es auch in anderen Ländern Fuß fassen, erläutert Kocárek. "Jeder Kontakt eines tschechischen Unternehmers oder einer Firma, die mit Exporten nach Deutschland beginnt, ist eine große Schule für die tschechische Firma. Wenn die tschechische Firma erkennt, dass sie nicht fähig ist, mit großen Mengen auf einmal als Einzellieferung auf den Markt zu kommen, dann muss sie sich einfach anpassen."

Vorteil durch Nähe

Kocárek möchte verhindern, dass die Tschechen ihren Standortvorteil verlieren, den sie durch die unmittelbare Nachbarschaft zu Deutschland haben. Durch die grenznahe Lage kommen sie im Gegensatz zu weiter entfernt liegenden Ländern als Zulieferer bei so genannten Just-in-Time-Lieferungen in Frage. Just-in-Time heißt Lieferung zu genau dem Zeitpunkt, an dem das Produkt gebraucht wird. Dadurch wird kostspielige Lagerung vermieden.

Das Gegenstück zu "Czech Trade" ist "Czech Invest". Diese Agentur wirbt für ausländische Investitionen in der Tschechischen Republik. Die deutschen Investoren kommen aus denselben Branchen, die nach tschechischen Zulieferern suchen. Automobilhersteller, Maschinenbau- und Elektrofirmen führen die Liste an.

Neue Investoren gesucht

Doch Tschechien ist kein Billiglohnland mehr; in Rumänien, der Ukraine oder China sind die Löhne niedriger. Deshalb bemüht sich die Agentur verstärkt um Investoren auch aus anderen Branchen, sagt Renata Haklová, die Leiterin des Kölner Büros: "Die Aufgabe von 'Czech Invest' ist, mehr die High Technology zu vermarkten, auch Dienstleistungen wie Softwareentwicklung oder verschiedene technische Designs. Wir finden auch, dass bei uns sehr gute Möglichkeiten im Biotechnologie-Sektor bestehen." Deshalb wollen die Tschechen in den nächsten Jahren in diesen beiden Bereichen, High-Tech und Biotechnologie, expandieren.