Flinke Finger furios
10. Mai 2002Die Halle wird von gleichmäßigem Geklacker erfüllt - fast so schön wie im Schreibmaschinen-Song aus dem Jerry Lewis-Film Der Ladenhüter. Die Besten schaffen rund 730 Anschläge innerhalb einer Minute. Über 400 Teilnehmer aus ganz Deutschland kämpfen in Breckerfeld bei Hagen (Nordrhein- Westfalen) bei den "Deutschen Meisterschaften im Maschinenschreiben und in Stenografie" um die Titel.
Das Wettbewerbsprogramm:
"Wir haben sechs Wettbewerbe. Neben dem traditionellen Maschinenschreiben sowie englischer und deutscher Kurzschrift können sich die Teilnehmer zum Beispiel auch in Textverarbeitung ausprobieren", erklärt Karl Wilhelm Henke, Präsident des deutschen Stenografenbundes. Es müssen beispielsweise Serienbriefe erstellt oder Dokumente aus verschiedenen Programmen verknüpft werden.
Begriffsakrobatik
Das klassische Maschinenschreiben wurde in "Tastschreiben" umbenannt - denn wer tippt schon heutzutage noch auf einer Schreibmaschine herum?! Trotzdem: "Tastschreiben" hört sich gestelzt an. "Der Ausdruck kommt von 'ertasten', da die meisten mittlerweile auf Computertastaturen umgestiegen sind", biegt eine der Korrektoren, die 55-jährige Renate Amtsberg aus Goslar, eine Erklärung zurecht.
Schnelligkeit und Präzision
Der Tastschreib-Wettbewerb besteht aus zwei Teilen: Schnell- und Perfektionsschreiben. "Im ersten Durchgang wird 30 Minuten lang geschrieben. Pro Fehler werden 100 Punkte abgezogen." Das hört sich nach harter Bestrafung an - vor allem, weil im Alltag das Korrigieren eines Tippfehlers am Computer nur eine kleine Mühe ist. Warum also beim ersten Mal gleich richtig tippen? Das ist eine Frage, die sich den Perfektionsschreibern gar nicht erst stellt. "Der Wettbewerb in Perfektion dauert nur zehn Minuten. Ein Fehler kostet hier aber 500 Punkte", sattelt Korrekturleserin Amtsberg noch eins drauf.
Früh übt sich ...
Die Höchstleistung bei Deutschen Meisterschaften im Schnellschreiben liegt bei etwa 730 Anschlägen pro Minute. Der achtmalige Jugend-Meister und Favorit des Wettschreib-Wettbewerbs, der 19-jährige Peter Dudziak aus Haltern, schaffte in diesem Jahr 715.
Bis dahin ist es für Timo Saueressig, mit 13 Jahren einer der jüngsten Teilnehmer, noch ein weiter Weg. Er ist mit seiner Mutter aus Egelsbach bei Frankfurt am Main gekommen und hat es auf 168 Anschläge pro Minute gebracht - das heißt, er hat die Qualifikationsnorm mit Ach und Krach geschafft. "Die Mindestzahl, um in die Wertung zu kommen, sind 160 Anschläge. Nächstes Jahr bin ich bestimmt besser", sagt Timo, der mindestens ein Mal pro Woche zum Schreib-Training geht. dpa/(arn)