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Flaute über den Wolken

Sabine Kinkartz 17. Februar 2003

Die deutsche Luft- und Raumfahrt steckt in der Krise: Die Bilanz für das zurückliegende Jahr fällt genauso unerfreulich aus, wie die erwartete Entwicklung für 2003. Einziger Lichtblick: Airbus.

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Nur Airbus beschert der Luftfahrtindustrie derzeit FreudeBild: presse

Sie gehörte zu den erfolgsverwöhnten Branchen und so konnte die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie in der Vergangenheit stets eine positive Geschäftsbilanz ziehen. Doch die weltweite Konjunkturflaute und die dramatischen Einschnitte beim Luftverkehr nach den Terroranschlägen im September 2001 zeigen Wirkung.

So fiel die Bilanz 2002 des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) auch unerfreulich aus. Auch die Einschätzungen für das laufende Jahr lassen nichts Gutes erwarten. Das verdeutlicht Hans-Joachim Gante, Geschäftsführer des BDLI, anhand der Umsatzzahlen: So setzte die gesamte deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie 2002 15,3 Milliarden Euro um - nach 16,6 Milliarden Euro im Vorjahr. "Das bedeutet einen Einbruch um 7,9 Prozent", sagt Gante. 1750 Arbeitsplätze kostete der Umsatzrückgang, 1200 davon fielen wegen der Insolvenzen von Cargolifter und Fairchild-Dornier weg. Insgesamt sind in der Branche jetzt noch knapp 70.000 Menschen beschäftigt.

Vom Weltmarkt abhängig

Für 2003 sieht die Lage ebenfalls nicht rosig aus. Der BDLI fürchtet um weitere 4000 Arbeitsplätze, denn der Umsatz könnte weiter zurückgehen. Festlegen will sich BDLI-Präsident Rainer Hertrich aber nicht. Der Rückgang müsse nicht zwangsläufig sein, sagt er. Vorbehaltlich außenpolitischer Risiken könnte die Kurve bis Mitte 2004 auch flach verlaufen und nicht weiter abwärts. "Wir sind mit 70 Prozent Exportanteil wesentlich stärker vom Weltmarkt abhängig als andere deutsche Branchen, insofern belastet uns die hausgemachte deutsche Nachfrageschwäche weniger", sagt Hertrich. Dagegen schwäche aber der Lohnstückkostensprung nach oben die deutschen Standorte in dramatischer Weise. Höhere Sozialversicherungsbeiträge und Lohnsteigerungen aus dem Metalltarifabschluss würden die Produktivitätsgewinne wieder auffressen.

Doch es gibt auch Lichtblicke – wie bei Airbus: Der europäische Flugzeughersteller konnte wie schon 2001 auch im vergangenen Jahr mehr Aufträge verbuchen, als der amerikanische Konkurrent Boeing. Die Krise in der zivilen Luftfahrt werde aber noch einige Zeit anhalten, meint BDLI-Präsident Hertrich. Ein Ende sei frühestens im Jahr 2004 abzusehen. Mittel- und langfristig werde die Branche dann aber wieder zu einem jährlichen Wachstum bei den Passagierzahlen von fünf Prozent zurückkehren. Bei der Fracht seien dann auch wieder Wachstumsraten von sechs bis sieben Prozent zu erwarten.

Mehr Geld für Militärausgaben

Von der Bundesregierung fordert Verbandspräsident Hertrich, bei der militärischen Ausrichtung die Prioritäten zu ändern. Angesichts der neuen Bedrohungsszenarien müssten die Ausgaben für Personal und Standorte herunter- und die für Beschaffung adäquater neuer Technologien heraufgefahren werden. Auch die Raumfahrtforschung dürfe in den abschließenden Beratungen für den Bundeshaushalt 2003 nicht wie geplant von 157 auf 118 Millionen Euro gesenkt werden.