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Finkes Aus in Köln: Die naheliegende Option

11. März 2012

Der 1. FC Köln gewinnt eine dramatische Partie gegen Berlin und trennt sich dennoch von Sportdirektor Volker Finke. Das war richtig, weil unumgänglich, meint DW-Sportredakteur Joscha Weber.

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Volker Finke (Foto: Roberto Pfeil/dapd)
Bild: dapd

Die Kölner Fanseele, sie kochte: Ein enges Spiel im Abstiegskampf, Köln gegen Berlin. Drei Platzverweise, zwei davon für Köln, wovon der für Podolski eine klare Fehlentscheidung war. Nach 90 Minuten gab's dank des knappen 1:0-Sieges dann doch noch das Happy End für Köln – dachten alle.

Denn während die Fans bei einem Glas Kölsch ein denkwürdiges Spiel Revue passieren ließen, brodelte es nun hinter den Kulissen. Im ebenso kompliziert klingenden wie funktionierenden FC-Gremium "Gesellschafterversammlung" wurde die Trennung von Sportdirektor Volker Finke beschlossen – trotz des Sieges gegen Hertha BSC. Denn im Verein war längst klar: So geht es nicht weiter. Zerrüttet und dem Vernehmen nach irreparabel war das Verhältnis zwischen Finke und Trainer Stale Solbakken, den Finke im Sommer noch als Wunschtrainer am Rhein präsentiert hatte.

Solbakken ließ sich nicht reinreden

Finke, der in den 90er Jahren den Provinzklub SC Freiburg quasi im Alleingang zu einem Top-Verein formte, wollte sich auch in Köln nicht damit begnügen, nur im Hintergrund zu wirken. Er kritisierte seinen Trainer öffentlich für taktische Fehler, wollte die Aufstellung mitbestimmen, gerierte sich als Anlaufstelle für unzufriedene Spieler und griff so ins Kerngeschäft von Solbakken ein. Doch der erwies sich als ein hartnäckiger Gegner, ließ sich nicht reinreden und erfreut sich auch dank seiner konsequenten Linie der Beliebtheit der FC-Fans.

Volker Finke und Stale Solbakken auf einer Pressekonferenz (Foto: dpa)
Seit langem uneins: Volker Finke (l.) und Stale SolbakkenBild: picture-alliance/dpa

Einer von beiden musste also gehen und die offiziell als "einvernehmlich" betitelte Trennung von Finke war da die naheliegende, weil populärere Option als ein Rauswurf Solbakkens. Der Zeitpunkt für die Entscheidung, sich gerade nach einem Sieg von Finke zu trennen, mag unglücklich wirken. An ihrer Richtigkeit ändert das nichts.

Ruhe - gibt es das überhaupt in Köln?

Lukas Podolski wirkte am Tag nach der Finke-Trennung im Training geradezu ausgelassen, und das trotz seiner Roten Karte gegen Berlin. Es war wohl ein sichtbares Zeichen der Erleichterung der Mannschaft. Viel spricht aber dafür, dass die strukturellen Probleme des Traditionsvereins mit dieser Personalentscheidung allein noch lange nicht gelöst sind. Seitdem Wolfgang Overath im November das Handtuch warf, fehlt ein Präsident und nun auch noch ein Sportdirektor. Zudem sorgt der wohl bevorstehende Wechsel von Schlüsselspieler und Kultfigur Podolski für Diskussionen. Dabei bräuchte die Mannschaft im Abstiegskampf vor allem eins: Ruhe. Aber wie sagte es Volker Finke: "Köln ist kein Fußball-Standort, bei dem es um Ruhe geht." In diesem Punkt hatte er Recht.

Autor: Joscha Weber
Redaktion: Calle Kops