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Finanzinvestoren entdecken Afrika

22. Januar 2011

Die Volkswirtschaften südlich der Sahara sind auf dem Sprung. Traumhafte Wachstumsraten locken Anleger immer öfter nach Afrika. Die African Development Corporation investiert dort in Finanzunternehmen.

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Armenviertel in Kigali
Zwar ist die Armut groß in Ruanda, aber die Wirtschaft wächst kräftigBild: Ch.Kaess

Ruanda, Simbabwe, Äquatorialguinea – bis vor wenigen Jahren waren diese Länder nicht gerade ein Beispiel für blühende Volkswirtschaften. Olaf Meier ist Geschäftsführer der African Development Corporation (ADC) und investiert trotzdem in diese Länder. Der Aufholbedarf ist dort groß und das Wachstum zieht kräftig an. Sein Geschäftsmodell findet auch auf dem internationalen Kapitalmarkt Anklang. Im Dezember ist ADC erfolgreich der Gang an die Frankfurter Börse gelungen. Meier sieht in der Region südlich der Sahara Chancen für lohnende Geschäfte, die außerdem die lokale Infrastruktur fördern.

Geldautomaten in Ruanda Mangelware

Olaf Meier (Foto: ADC)
Olaf Meier, Geschäftsführer der African Development Corporation (ADC)Bild: Meier

Das ruandische IT-Unternehmen Simtel ist ein solches Projekt, in das ADC investiert. Die Regierung in Kigali ging auf das deutsche Private-Equity-Unternehmen zu, um etwas gegen die mangelhafte Infrastruktur bei den Banken zu unternehmen. "Wie in vielen anderen afrikanischen Staaten gibt es das Problem, dass nicht genug Bankautomaten verfügbar sind", berichtet Meier. "Außerdem kommen Fremdkunden, vor allem die aus dem Ausland, dort nicht an Bargeld. Es ist in Ruanda kaum möglich gewesen, mit einer Karte einer Bank A bei einer Bank B an einem Bankautomaten Geld abzuheben." Mittlerweile wurden mit Hilfe der Investitionen von ADC 55 Geldautomaten aufgestellt und verschiedene Banken untereinander vernetzt – und das mit deutscher Technologie.

Investitionen mit Sinn und Rendite

ADC hält Minderheitsbeteiligungen an den Unternehmen, in die es investiert, und verhilft ihnen zu westlichem Standard. So lasse sich für die deutschen Anleger schnell eine gute Rendite erzielen, sagt Meier. Wenn das ruandische IT-Unternehmen Simtel mit seinen Bankautomaten später auf festeren Füßen steht, will es seine Dienstleistungen komplett vor Ort beziehen, denn nicht nur Investoren in Europa, sondern auch die lokale Wirtschaft in Ruanda soll profitieren. So sieht Geschäftsführer Meier die Rolle von ADC breiter als die eines klassischen Private-Equity-Unternehmens: "Wir sind einerseits dem Kapitalmarkt verpflichtet, der uns die Gelder zur Verfügung stellt, die wir dann investieren. Aber noch viel mehr sind wir natürlich dem Land und den Mitarbeitern in den Unternehmen verpflichtet." Vor Ort sind rund zehn Manager beschäftigt, und auch Meier selbst schaut hin und wieder nach dem Rechten.

Arbeitskräfte sind genügend da, um schnelles Wachstum zu stützen. Die Produktivität in den Ländern südlich der Sahara steigt, und seit sich die politische Situation vielerorts beruhigt hat, sieht auch Michael Kloss, Chef von McKinsey in Subsahara-Afrika, große Chancen: "Das Geschäftspotenzial in Afrika ist enorm, außerdem ist es im Wachstum befindlich. Es gibt viele Konsumenten, große Rohstoffreserven, und einen enormen Stau bei der Infrastruktur."

Politische Risiken abfedern

Eine Frau in Ruanda bei der Wahl (Foto: AP)
Bei der letzten Wahl 2010 warnten Menschenrechtler vor diktatorischen Tendenzen in RuandaBild: AP

Das trifft auch auf Ruanda zu. Es gehört zu den Ländern, für die der Weg zum Wachstum jetzt endlich frei ist: In den 1990er Jahren wuchs die Wirtschaft dort jährlich nur um 0,4 Prozent. Seit dem Ende des Bürgerkriegs waren es im neuen Jahrtausend rasante 7,3 Prozent Wachstum pro Jahr. Sollten neue politische Unruhen aufflammen, müssen Investoren sich nicht um ihr Geld sorgen, denn für diesen Fall ist vorgesorgt: Die Weltbank bürgt dann für die Sicherheit der Anleger. ADC hat eine politische Risikoversicherung mit der Miga, der "Multilateral Investment Guarantee Agency", abgeschlossen. Das ist eine Tochter der Weltbank und ersetzt Anlegern zum Beispiel im Fall eines politischen Umsturzes Kapital und ausgefallene Renditen.

Der internationale Kapitalmarkt gibt dem Geschäftsmodell der African Development Corporation seinen Segen: Beim Börsengang im Dezember sammelte das Unternehmen 40 Millionen Euro bei den Investoren ein. Das Geld legt ADC in Banken, Versicherungsunternehmen und der IT-Branche an. Der Optimismus ist begründet: Investitionen in Afrika haben die höchsten Erträge unter allen Entwicklungs- und Schwellenländern.

Autorin: Annika Reinert

Redaktion: Henrik Böhme