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Film ab für Nachwuchsregisseure

Maik Meuser27. November 2005

Wim Wenders, Jim Jarmusch, Rainer Werner Fassbinder: Sie alle wurden auf dem Filmfestival Mannheim-Heidelberg entdeckt, dem zweitältesten Festival der Bundesrepublik. Auch nach 54 Jahren will es junge Regisseure fördern.

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Nicht gerade glamourös, aber lebendigBild: Christine Harjes
Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg
Internationales Filmfestival Mannheim-HeidelbergBild: Christine Harjes

Wie kann man aus etwa 6000 jährlich neu produzierten Filmen 600 besonders gute heraussuchen? Indem man auf großen Filmmärkten bis zu 40 Filme am Tag anschaut. Für das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg machen das 13 Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Ländern, das ganze Jahr weltweit im Einsatz. Alles, damit dem Festival auch wirklich keine einzige Neuerscheinung entgehe, so Festivalleiter Michael Koetz. "Wir gucken, was wirklich gemacht wird, und dann spiegeln wir das. Natürlich versuchen wir, die guten Sachen rauszupicken." Und so spiegelt das diesjährige, 54. Filmfestival in Mannheim-Heidelberg eine gewisse Ernsthaftigkeit wider. Und es gebe ein neues Interesse an Politik, so Koetz, der das Festival seit 1991 leitet.

Internationale Jury

Ein Erfolgsrezept des Festivals ist die international besetzte Jury. In diesem Jahr mit dabei: der Leiter des wichtigsten lateinamerikanischen Filmfestivals "Mar del Plata" in Buenos Aires. Miguel Pereira hatte schon länger mit dem Festival in Mannheim geliebäugelt. Eigentlich war zunächst nur eine Kooperation beider Festivals geplant. Doch Pereira war so neugierig auf Mannheim-Heidelberg, das er die Einladung zur Mitarbeit in der Jury nicht ausschlagen wollte. "Was Mannheim vor allem interessant macht ist, dass es ein Festival der Newcomer und Neuentdeckungen ist", sagt der Argentinier.

Regisseure sind die Stars

Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg
Vietnamesische Regisseurin Minh Phuong DoanBild: Christine Harjes

Denn in Mannheim-Heidelberg dürfen nur echte Weltpremieren im Wettbewerb starten. Hier legt man großen Wert auf das Fördern des jungen Autorenkinos. Entsprechend entspannt ist auch die Atmosphäre vor Ort. Hier sind die Regisseure die Stars. Doch von Star-Allüren ist nichts zu merken. Die meisten Filmemacher sind eher erstaunt, dass man sich für ihre Werke entschieden hat. So auch die vietnamesische Regisseurin Minh Phuong Doan.

Ihr Film "Die Braut - Bride of Silence" zeigt in bedrückender Weise, wie eine Frau vor mehr als 200 Jahren in einem Dorf im Norden des Vietnam versucht, ihr Leben zu leben - entgegen den Vorschriften der Gesellschaft. Die Einladung auf das Festival sei für die Regisseurin ein echter Glücksfall gewesen. "Ich hatte nicht die geringste Hoffnung, mit meinem Film in einem anderen Filmmarkt Erfolg zu haben. Man braucht für so einen Film ein sehr spezielles Publikum. Und hier findet man genau das Publikum, von dem ich geträumt habe. Ich war wirklich sehr glücklich."

Fassbinder-Retrospektive

Neben dem offiziellen Wettbewerb zeigt das Festival in mehreren Nebenreihen auch internationale Entdeckungen, Kurz- und Kunstfilme. Eine Retrospektive widmet es in diesem Jahr dem berühmtesten deutschen Filmemacher: Rainer Werner Fassbinder. In Mannheim startete er 1969 mit "Katzelmacher" seine Karriere. Nach Fassbinder ist es ruhig geworden um das deutsche Autorenkino. Um das zu ändern hatte Festivalleiter Michael Koetz im Sommer das "Festival des Deutschen Films" gegründet und in Mannheim-Heidelberg werden jetzt in einer Nebenreihe noch einmal die Höhepunkte dieser Veranstaltung gezeigt.

Mazedonisch-deutsche Kontakte

Mit den Mannheim-Meetings bietet das Festival eine wichtige Plattform für internationale Koproduktionen. In diesem Jahr sind etwa 730 Gespräche zwischen Regisseuren und Produzenten organisiert, die von über 150 Produzenten aus der ganzen Welt genutzt werden. So entstehen Koproduktionen wie etwa der deutsch-mazedonische Eröffnungsfilm "Kontakt", eine Komödie über zwei skurrile Außenseiter, die irgendwo im Nachkriegsland Mazedonien trotz aller Gegensätze zueinander finden. Auch der Botschafter Mazedoniens war zur Eröffnungsfeier gekommen - sichtbar zufrieden mit neuen Perspektiven für sein Land: "Deutschland ist der größte Handelspartner Mazedoniens, und ich hoffe, dass es nun auch der wichtigste Filmpartner für Mazedonien wird."