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Ein Weltkonzern soll entstehen

4. Mai 2009

Der italienische Fiat-Konzern will seine Autosparte ausgliedern und mit Chrysler und dem Europageschäft von General Motors fusionieren.

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Emblem von Fiat auf einem Auto (Foto: AP)
Der Turiner Autobauer will an die Spitze des WeltmarktesBild: AP

Wird der Opel Astra demnächst in Turin gebaut – und nicht mehr in Rüsselsheim? Das ist nur eine von vielen bangen Fragen, die sich derzeit viele Opelaner stellen. Denn in der Vergangenheit gab es bereits eine Zusammenarbeit mit dem Autobauer Fiat, die aber nicht glücklich endete. Aber, das ist lange her. Heute ist Sergio Marchionne der Chef des Konzerns. Er will, dass der italienische Traditionskonzern wieder glänzt, nach Jahren von Pleiten, Pech und Pannen.

Vier Räder auf wackligem Fundament

Neuauflage des Fiat 500 (Foto: AP)
Der italienische Autobauer hat mit der Wiederauflage des Fiat 500 einen Verkaufserfolg gelandetBild: AP

Die Bilanzzahlen des italienischen Autobauers sind immer noch rot. Aber Fiat konnte im März als einer der wenigen Autobauer in Europa seine Absatzzahlen im Jahresvergleich steigern. Aber: Im ersten Quartal dieses Jahres hat die Autokrise auch Fiat voll erwischt: 410 Millionen Euro Minus musste der Konzern vermelden. Aber das hält Sergio Marchionne nicht von seinen Plänen ab, er will mehr. Fiat soll zur weltweiten Nummer zwei hinter Toyota werden. Nach dem beschlossenen Einstieg beim US-Autobauer Chrysler hat Marchionne nun eine weitere Braut im Blick: Opel, die Tochter des taumelnden US-Riesen General Motors. Denn: "Aus technischer und industrieller Sicht ist das eine im Himmel geschlossene Hochzeit," davon ist Marchionne fest überzeugt.

Hochzeit im Himmel - Hölle auf Erden

Aber mit Hochzeiten ist das so eine Sache: 1998 traute sich Daimler mit dem US-Autobauer Chrysler zu fusionieren. Ex-Daimler-Chef Jürgen Schrempp nannte den Zusammenschluss damals eine "Hochzeit im Himmel". Das klang enthusiastisch. Doch die Ehe scheiterte. Die US-Sparte entwickelte sich für die Stuttgarter rasch zu einem Klotz am Bein. 2007 wurde das Ende der Auto-Allianz von Daimler und Chrysler besiegelt. Ein Ende mit Schrecken. Denn es musste mit Milliardenverlusten bezahlt werden. Der Konzern schloss eine ganze Reihe Werke und strich zehntausende Arbeitsplätze.

Das Ziel heißt Größe

Fiat und Chrysler-Logos (Foto: AP)
Mit Chrysler ist der Turiner Autobauer bereits im Geschäft. Zusammen mit Opel soll es an die Weltmarktspitze gehenBild: picture-alliance/ dpa

Dass Fiat sich in der derzeitigen Wirtschaftskrise einigermaßen gut schlägt, daran hat Fiat-Chef Marchionne einen großen Anteil. Ihm wird zugetraut, Fiat sicher durch die Krise zu steuern. Und Marchionne weiß: Wer langfristig in der Autobranche überleben will, muss mindestens sechs bis sieben Millionen Autos im Jahr herstellen und dabei jeweils mindestens eine Million auf jeweils einer Plattform. Und daher lautet Marchionnes Masterplan: Der Konzern, zu dem auch Versicherungen, Industriefahrzeuge und Flugzeugbau gehören, wird sich grundlegend verändern müssen. Fiat will seine Autosparte ausgliedern. Mit Chrysler und dem Europageschäft von General Motors soll ein Weltkonzern entstehen.

Drei Schwache - eine Power-AG?

Kann aus drei Wackelkandidaten überhaupt ein erfolgreicher Weltkonzern werden? Die Frage ist nach Meinung des Geislinger Autoexperten Willi Diez durchaus berechtigt. Fiat habe sich da sehr viel vorgenommen, sagt Diez. Auf der anderen Seite aber seien Fiat, Chrysler und Opel zu kleine Unternehmen, um letztlich alleine auf Dauer überleben zu können. Insofern sei es durchaus nachvollziebar, so Diez, das Fiat nun versuche, einen neuen global Player zusammen zu schmieden.

Zweiter nach Toyota, auf Augenhöhe mit Volkswagen, das ist das Ziel des ehrgeizigen Managers aus Turin. Für Sergio Marchionne war der Chrysler-Deal nur der erste Schritt. Und er ist sicher: weltweit werden nur sechs Autokonzerne diese Krise überleben.

Autor: Monika Lohmüller

Redaktion: Insa Wrede