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Festnahmen nach Angriff auf US-Konsulat

14. September 2012

Nach der tödlichen Erstürmung des US-Konsulats in Bengasi haben die libyschen Behörden vier Verdächtige festgenommen. Unterdessen breiten sich in der arabischen Welt die Proteste gegen einen islamfeindlichen Film aus.

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Das US-Konsulat in Bengasi nach dem tödlichen Angriff (Foto: AP)
Bild: dapd

Die Männer befänden sich in Gewahrsam und würden befragt, sagte der stellvertretende Innenminister Wanis al-Scharif. "Sie werden verdächtigt, bei den Ereignissen an dem Konsulat geholfen zu haben." Details nannte er nicht.

Hinweise auf eine geplante Aktion

Die libysche Führung will auch Hinweisen nachgehen, wonach es sich bei der Attacke in Bengasi nicht um einen spontanen Gewaltausbruch gehandelt haben soll, sondern um einen von langer Hand geplanten Anschlag am Jahrestag der Flugzeugattentate vom 11. September 2001 in den USA. Al-Scharif sagte, es habe sich um eine Aktion mit zwei zeitlich abgestimmten Angriffen gehandelt. Neben dem Konsulat wurde eine geheim gehaltene Sicherheitsunterkunft angegriffen, in die sich das Personal bei einem Übergriffen zurückziehen sollte.

Am Dienstagabend hatten Bewaffnete das US-Konsulat angegriffen. Dabei wurden der amerikanische Botschafter in Libyen und drei weitere Diplomaten getötet. Die Angreifer gehörten zu einem Mob, der wegen eines in den USA produzierten Schmäh-Films über den Propheten Mohammed aufgebracht war.

Proteste weiten sich aus

Die Wut gegen den Film droht, sich zu einem Flächenbrand in der arabischen Welt auszuweiten. Inzwischen werden Proteste auch aus dem Iran, Ägypten, Kuweit, dem Irak, dem Gaza-Streifen und dem Jemen gemeldet.

Proteste gegen USA weiten sich aus

Bei den Ausschreitungen vor der US-Botschaft in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa wurden vier Menschen getötet, weitere 34 wurden bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei verletzt, wie ein Sicherheitsbeamter sagte. Der jemenitische Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi zeigte sich "bestürzt" über den Angriff auf die Botschaft.

In der ägyptischen Hauptstadt Kairo ging die Polizei vor der US-Botschaft mit Tränengas gegen Demonstranten vor. Dem Gesundheitsministerium zufolge wurden mehr als 200 Menschen verletzt. Präsident Mohammed Mursi verurteilte die Gewalt, kritisierte aber auch die "Angriffe" auf den Propheten. Während Saudi-Arabien den Film verurteilte, forderte der Iran die Bestrafung seiner Macher.

US-Vertretungen in Alarmbereitschaft

Die USA rechnen mit einem Andauern der Protestwelle gegen ihre Einrichtungen in der islamischen Welt. Insbesondere die Lage nach den Freitagsgebeten wird als kritisch angesehen. Das US-Außenministerium teilte mit, alle diplomatischen Vertretungen seien in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. Während eines Wahlkampfauftritts in Colorado sagte US-Präsident Barack Obama, er habe seine Regierung angewiesen, alles zu unternehmen, was zum Schutz der US-Bürger im Ausland nötig sei. Zuvor hatte Obama zwei Zerstörer vor die libysche Küste entsandt.

Neue Angriffe auf US-Konsulate

US-Außenministerin Hillary Clinton sagte, die US-Regierung habe nichts zu tun mit dem Video, das sie als widerlich und verwerflich bezeichnete. Da in den USA das Recht auf freie Meinungsäußerung herrsche, sei es für die Regierung in Washington "unmöglich", solche Filme zu verhindern, fügte Clinton hinzu. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte in Berlin, die verständliche Empörung über den Mohammed-Film könne "keine Rechtfertigung für Gewalt sein".

Mutmaßlicher Video-Macher unter Polizeischutz

Noch immer ist unklar, wer den islamfeindlichen Film gemacht hat. Der 55-jährige Leiter der Produktionsfirma des Films, Nakoula Basseley Nakoula, ist unterdessen unter Polizeischutz in den USA. "Es gibt keinen Aufstand, kein Verbrechen", sagte der Sprecher des Sheriffs von Los Angeles. Der Grund für die Anwesenheit der Polizei sei vielmehr die Presse. Nakoula bestreitet, der Autor des Films zu sein, der unter dem Pseudonym "Sam Bacile" auftritt.

GD/fab (dapd, dpa, rtr, afp)