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Hof - Home of Films

Jochen Kürten
25. Oktober 2016

50 Jahre Hofer Filmtage, das ist ein Grund zum Feiern. Ein wenig geschummelt haben die Veranstalter mit dem Jubiläums-Jahr allerdings. Fröhlich gefeiert wird sowieso nicht. Festival-Chef Heinz Badewitz starb 2016.

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Heinz Badewitz und Wim Wenders testen das neue Deckenkino "Weisse Wand" in der Hofer Altstadt
Der verstorbene Festivalchef Heinz Badewitz und Wim Wenders bei den Hofer FilmtagenBild: Evelyn Kutschera

Hof ist nicht das größte Filmfestival in Deutschland, und auch nicht das älteste. Auf jeden Fall aber ist es das "kultigste". Der Slogan "Hof: Home of Films" hat sich bei Fans und Kinoexperten schon lange eingebürgert und irgendwie trifft er den Kern der Veranstaltung in der bayrischen Provinz. In Hof schlägt das Herz und atmet die Seele des deutschen Films.

Dabei muss man erst einmal dorthin kommen: Wer schon mal in die abgelegene Gegend im ehemaligen deutsch-deutschen Grenzgebiet Oberfranken gereist ist, um das Festival zu besuchen, war sicherlich erstaunt, dass es dort in der Provinz überhaupt so etwas gibt: ein internationales Filmfestival!

Mitte der 1960er Jahre aus der Taufe gehoben

Hof ist nicht der Nabel der Welt - und der Filmwelt schon gar nicht. Und doch hat sich hier eines der originellsten und auch wichtigsten Festivals der Republik etabliert. Dabei ging es streng genommen damit gar nicht in Hof los, sondern in München. Ein paar junge Filmenthusiasten hatten 1966 beschlossen, ein Festival zu gründen, doch mit den in München ansässigen Kinos kam man nicht zurecht. Und so zog man ein Jahr später in die Geburtsstadt von Heinz Badewitz, ins fränkische Hof.

Badewitz war einer von drei Initiatoren der Veranstaltung, die 1967 zunächst lediglich ein paar Kurzfilme zeigte. Im Jahr darauf folgte ein weiterer Entwicklungsschub, auch weil man in Hof unbedingt einen Film zeigen wollte, der von den berühmten "Oberhausener Kurzfilmtagen" nicht berücksichtigt worden war.

Filmfest-Leiter Heinz Badewitz gestorben am 13.03.2016
Heinz Badewitz (1941 - 2016)Bild: picture-alliance/dpa/K. Jens

Charmanter und weltoffener Gastgeber

In den 1970er Jahren schaffte es Heinz Badewitz mit seiner unnachahmlichen Mischung aus Charme und Fachwissen aus Hof das zu machen, was es heute noch ist: ein wichtiger Treffpunkt der deutschen und auch internationalen Filmszene. Kein anderes Filmfestival in Deutschland ist so eng mit dem Namen des Leiters verbunden. Wer ihn kennenlernen durfte, begriff schnell, was diesen Kultur- und Filmfan ausmachte: eine unvergleichliche Offenheit und Freundlichkeit, gepaart mit einem Sinn für neue Talente. Das führte dazu, dass später weltberühmte Regisseure immer wieder gern in die Provinz nach Hof reisten.

Der "Neue Deutsche Film", der mit Namen wie Fassbinder, Wenders und Herzog verbunden ist, hatte Kopf und Hirn vielleicht bei der renommierten Berlinale, sein Herz schlug aber im fränkischen Hof. Dorthin kamen alle immer gern. Und das will schon etwas heißen: Als die deutsch-deutsche Grenze noch bestand, war die Autofahrt dorthin lang und beschwerlich, die Zugverbindungen in die Provinz wenig komfortabel. Und auch nach 1989 wurde Hof nicht gerade zum Mittelpunkt Deutschlands. Der Beliebtheit des Festivals tat das keinen Abbruch.

Viele Talente aus dem In- und Ausland

Die "Hofer Filmtage", die für viele deutsche Filmemacher ein Startschuss für die große Karriere bedeuteten, hatten auch im Ausland einen guten Ruf. Badewitz lud Jahr für Jahr bekannte und auch noch gänzlich unbekannte Regisseure aus aller Welt ein: aus Europa und den USA, aus Australien und Neuseeland. Manche, die ihre ersten Filmversuche dort vorgestellt hatte, wurden Jahrzehnte später mit Retrospektiven geehrt - wie Jim Jarmusch, Amos Kollek oder Wayne Wang. 

Stellvertretend für die vielen Hof-Fans seien hier nur zwei Regisseurinnen/Regisseure genannt, die zum Jubiläum auch Glückwünsche sandten. Der US-Amerikaner Bob Rafelson, Ikone des Independent-Films ("Five Easy Pieces"), dem Hof 2010 eine Retrospektive ausrichtete, sagte: "Wenn man einmal Zeit mit Heinz Badewitz verbracht hat, begleitet das einen durchs ganze Leben. Sein Filmwissen war unglaublich, aber wichtiger noch war seine Leidenschaft fürs Kino! Er hat einem den Verstand verdreht, um Raum für seine Gedanken zu schaffen. Und er war unendlich großzügig. Mit ihm schmeckten sogar die Würste gut!"

Deutschland Film Die Blumen von Gestern
Eröffnet die 50. Hof-Ausgabe: Chris Kraus' Film "Die Blumen von Gestern"Bild: Filmfest Hof

Maren Ade: "Heinz Badewitz war das Festival"

Deutschlands neue Regiehoffnung Maren Ade ("Toni Erdmann") übermittelt dies: "Meine Kurzfilme und auch mein erster Langspielfilm 'Der Wald vor lauter Bäumen' hatten in Hof Premiere. Das Tolle an Hof war für mich immer, dass wirklich alle Filme geschaut haben. Ich habe da für mich vieles entdeckt, internationale Sachen und unvergessliche Retrospektiven wie die von Amos Kollek, Paul Morissey oder Ulli Lommel. Und unvergessen bleibt Heinz für mich - er war einfach das Festival mit seiner ganzen Energie und Empathie und Liebe zum Kino. Es ist wahnsinnig traurig, aber ich wünsche mir, dass Hof in seinem Sinne so weitergeht."

Hof wäre nicht Hof, wenn es auch in diesem Jahr nicht das machen würde, wofür Heinz Badewitz vor allem stand: neue Filme zeigen. Und so wird das Festival mit dem Kinofilm "Die Blumen von Gestern" eröffnet, dem vierten Spielfilm von Chris Kraus - auch einem alten Freund der Hofer Filmtage.