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Festival für kritische Medienkunst

Pascal Pfitzenmaier8. Februar 2005

Wie sieht freies Handeln in einer durchtechnisierten Gesellschaft aus? Das Medienkunstfestival transmediale.05 sucht Antworten. Diese sind vor allem für ein Publikum aus Medienschaffenden und -künstlern interessant.

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Digitale Raumbegehung - interaktive InstallationBild: Jonathan Gröger

Das Programm der 18. Internationalen Transmediale in Berlin ist so ehrgeizig wie umfassend. Unter dem Motto BASICS sucht das Medienfestival nach den Grundlagen und Handlungsspielräumen in einer technisierten Gesellschaft. Im Mittelpunkt steht dabei die künstlerische Auseinandersetzung mit digitalen Medien.

transmediale.05 Camille Utterback
Raum-Bild-Choreographie - die Installation der Amerikanerin Camille Utterbacks (Untitled 5)Bild: transmediale.05

Am Montagabend (7.2.2005) wurden mit den Transmediale-Awards im Haus der Kulturen der Welt drei erste Preise vergeben. Einen Preis erhielt die Videoarbeit "Suburbs of the Void" des deutschen Künstlers Thomas Körner. Die Arbeit zeigt über 2000 Fotos einer Verkehrsüberwachungskamera, die der Künstler aus dem Internet abgerufen und zu einem Video montiert hat. Die Amerikanerin Camille Utterback erhielt einen Preis für eine interaktive Installation ("Untitled 5"), welche die Bewegungen des Besuchers auf die Wand projiziert und daraus ein Gemälde entstehen lässt. Fast schon didaktisch zeigt diese Arbeit die Schnittstellen zwischen Kunst, Technik und Betrachter. Mit einem Preis ausgezeichnet wurden auch das österreichische Künstlerduo Emanuel Andel und Christian Gützer. Ihre Installation "Shockbot Corejulo" besteht aus einem Computer, der sich selber hackt: Ein Roboterarm erhält Steuersignale eines Computers, die er dazu nutzt, im Innern des Computers Kurzschlüsse zu erzeugen. Bei der Bildausgabe des Computers entstehen dadurch Störungen, bis es schließlich zum Systemabsturz kommt. Wenn die Transmediale die technologischen BASICS der Medienkunst zeigen möchte, so demonstriert diese Arbeit sie geradezu.

Widerstandspotential

Die Preisvergabe durch die international besetzte Jury aus Künstler und Medientheoretikern verdeutlicht ein Anliegen der Transmediale. Die Grenzen zwischen Kunst und Technik zu überschreiten. Die Wahl der Preisträger zeigt zugleich den gesellschaftskritischen Impuls der Transmediale. Sie will die begrenzten Handlungsspielräume in der technologisierten Gesellschaft sichtbar und erfahrbar mache. Zugleich sucht sie spielerisch nach Auswegen.

transmediale.05 Exhibition
Videoscreening auf der transmediale.05Bild: Jonathan Gröger

Eine Vielzahl der Arbeiten im Haus der Kulturen der Welt ist darum interaktiv. Der Amerikaner James Patten beispielsweise hat eine Art Geigerzähler entwickelt, mit dem der Besucher oder potentielle Kunde Waren aus dem Supermarktregal einscannen kann. Je nach Umweltfreundlichkeit des Produkts oder Integrität des Unternehmens reagiert das Gerät. "Corporate Fallout Detector" heißt die Installation des Amerikaners. Vielleicht soll sie die Wahrnehmung des Kunden beim nächsten Gang in den Supermark schärfen. Andere Arbeiten befassen sich mit der Freiheit des Individuums im öffentlichen Raum. Der Slowene Markus Peljhan beispielsweise stellt mit "Civil Counter- Reconnaissance" ein Projekt zur "Gegenüberwachung" vor. Dabei dient eine unbemannte Drohne der Überwachung des öffentlichen Raums, der häufig bereits Beobachtungsobjekt privater Sicherheitsdienste ist.

Plattform für Medienkunst

Die Ausstellung im Berliner Haus der Kulturen flankiert ein fast unüberschaubares Programm. Konferenzen, Vorträge, Filmpräsentationen und Workshops widmen sich den Themen Biotechnologie, Sicherheitstechnologie und der Geschichte der Medienkunst. Und sie dürften vor allem Medienkünstler, Medientheoretiker und interessierte Laien ansprechen. Die Breite des Programms zeigt zugleich, wie fachspezifisch die Anliegen der 18. Transmediale sind. Und wie erklärungsbedürftig die einzelnen Ausstellungsstücke sind.

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Funkgewitter über dem Haus der Kulturen der Welt - Performance des Briten Usman HaqueBild: Jonathan Gröger

Die Transmediale hat sich in Deutschland als größte und wichtigste Plattform für Medienkunst etabliert. Im internationalen Vergleich konkurriert sie mit der "ars electronica" in Linz oder dem "Dutch Electronic Art Festival" in Rotterdam. Trotz steigender Besucherzahlen (30.000 Besucher im Jahr 2004) und einem interdisziplinär ausgerichteten Programm ist die Transmediale jedoch ein Kunstfestival für die Experten ihres Faches: für Medienschaffende und Medienkünstler.