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Erinnerungen an Fela Kuti

14. Oktober 2010

Schon zu Lebzeiten ist Fela Kuti als die nigerianische Afro-Beat-Ikone verehrt worden. Und die Begeisterung reißt bis heute nicht ab. In Gedenken an Fela feiern seine Fans derzeit das einwöchige Festival Felabration.

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Der nigerianische Sänger Fela Kuti während eines Konzerts 1986 (Foto: AP/Laurent Rebours)
Fela Kuti begeisterte die Fans vor allem mit politisch-provokativen SongsBild: AP
Plakat zum Festival "Felabration" am 12.10.2010 (Foto: Katrin Gänsler)
Eine Woche lang wird Fela Kuti in Lagos gefeiertBild: DW / Gänsler

Im New African Shrine in Lagos ist es mächtig laut. Überall stehen Männer und Frauen, unterhalten sich und genießen die Musik. Die hat in dieser Woche in der wohl spektakulärsten Konzerthalle Nigerias eine ganz besondere Bedeutung. Zurzeit findet dort das Festival "Felabration" in Gedenken an Fela Kuti - die nigerianische Musiklegende der 1970er und 1980er - statt. Zu Gast ist auch Gitarrist "Osagie - Black Fist", wie sich der junge Nigerianer mit Künstlernamen nennt. "Unglaublich ist das", beschreibt er das Gefühl, für den großen Fela Kuti spielen zu dürfen.

Ich bin doch kein Pop-Star

Vor der Konzerthalle New African Shrine warten Besucher des Festivals "Felabration (Foto: Katrin Gänsler)
Vor der Konzerthalle New African Shrine in Lagos NigeriaBild: DW / Gänsler

Seine Ehrfurcht und Begeisterung für jenen Mann, der 1997 an den Folgen seiner HIV-Infektion gestorben ist, teilen viele Musiker und Besucher. Ihnen gefallen vor allem die politisch-provokativen Lieder, mit denen Fela Kuti über Jahrzehnte immer wieder Kritik an der nigerianischen Gesellschaft geübt hat. Viel enger verbunden ist indes Carlos Moore mit ihm. "Wir sind wie Brüder gewesen", erinnert er sich an die gemeinsamen Jahrzehnte. Von Carlos Moore stammte auch die Idee, eine Biografie über den Künstler zu schreiben. Doch der lehnte ab. "'Ich bin doch kein Pop-Star', hat er gesagt. Er wollte mit seiner Musik die Gesellschaft verändern. An Bücher hat er nicht geglaubt."

Doch die Einstellung änderte sich schlagartig. Carlos Moore erinnert sich noch genau an den Moment, als er einen Anruf in seiner Pariser Wohnung erhielt. Er sollte nach Lagos kommen, und zwar sofort. Das Treffen schockte Moore: "Fela war total depressiv", schildert er den Anblick seines Freundes. Dieser sei von der Staatsmacht zermürbt worden. "'Ich bin am Ende. Sie haben mich geschlagen und gefoltert, meine Frauen vergewaltigt, mein Haus niedergebrannt. Sie wollen mich umbringen.' Das hat er damals empfunden." Aber Fela Kuti wollte noch eines: Sein Freund musste unbedingt seine Biografie verfassen.

Spannende und schockierende Erinnerungen

Für Moore, der damals als Journalist in Paris arbeitete, begann eine spannende Zeit. Denn obwohl die Männer enge Freunde waren, wusste er vieles nicht. "Ich ahnte es noch nicht einmal. Für mich war seine Mutter beispielsweise eine großartige politische Kämpferin. Doch Fela erzählte mir, wie oft sie ihn verprügelt hat."

Carlos Moore zeigt stolz die Neuauflage seiner Fela-Kuti-Biografie am 12.10.2010 (Foto: Katrin Gänsler)
Carlos Moore ist stolz auf die Neuauflage seiner BiografieBild: DW / Gänsler

Erstmals veröffentlicht wurde die Biografie schließlich 1982. Doch nach fünf Jahren verschwand sie aus den Buchhandlungen. Die Erstauflage war vergriffen, der Verlag ging pleite und wurde übernommen. Der neue Eigentümer hatte kein Interesse an dem Buch. Nur Carlos Moore ließ sie nicht los. Trotzdem musste er Jahre warten, um die Rechte zurück zu kaufen. Mittlerweile hat er das Buch um mehrere Kapitel erweitert, die Neuauflage ist Anfang Oktober in Nigeria erschienen ist und trägt den Titel "Fela - This Bitch of a Life".

Felas Kritik ist aktueller denn je

Überall im New African Shrine hängen Zitate der Afro-Beat-Ikone, am 12.10.2010 (Foto: Katrin Gänsler)
Während des Festivals erinnern Zitate an Fela KutiBild: DW / Gänsler

Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein. Gerade hat das Land 50 Jahre Unabhängigkeit gefeiert. Kommendes Jahr stehen Wahlen an. Dass Felas Kritik deshalb aktueller denn je ist, findet auch sein Sohn Femi Kuti. "Die Machthaber in Afrika müssen aufhören, so zu regieren, als ob das Amt ihnen gehört", sagt der Nigerianer, der selbst als Musiker international Karriere gemacht hat.

Die Kritik seines Freundes an machthungrigen und korrupten Eliten hat auch Carlos Moore noch oft im Ohr. Doch dann wird Moore nicht nur kämpferisch, sondern vor allem traurig: "Wenn Leute zugehört und sich das bewusst gemacht hätten, dann hätten wir Dinge verändern können. Und Nigeria wäre nicht in diesem Chaos, in dem es heute ist."

Autorin: Katrin Gänsler
Redaktion: Carolin Hebig