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Gesellschaft

Bratwurst, Bier und Bundesländerschau

1. Oktober 2016

Bundesratspräsident Stanislaw Tillich hat das Bürgerfest eröffnet. Es gibt Bratwurst, Bier, Bundesländerschau - und extreme Sicherheitsvorkehrungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel lobt das recht(s) gebeutelte Sachsen.

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Deutschland | Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden
Bild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

"Wir feiern etwas, das in der Geschichte keine Selbstverständlichkeit ist: Eine friedliche Revolution, die in der Wiedervereinigung einer Nation endete", sagte Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich bei der Eröffnung des Bürgerfests (Artikelbild). Dies sei zugleich Mahnung, "weiter an der inneren Einheit zu arbeiten". Er warnte vor einer wachsenden Spaltung. Dass die Menschen in Ost und West über 40 Jahre in unterschiedlichen Systemen gelebt hätten, sei heute so stark zu spüren wie seit 1990 nicht mehr, so Tillich. Nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes wurde Tillichs Rede von einzelnen Zwischenrufen wie "Volksverräter" unterbrochen. Aufgrund der Präsidentschaft Sachsens im Bundesrat findet das Fest zum Tag der deutschen Einheit in diesem Jahr in Dresden statt.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (l.) und Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert eröffnen das Bürgerfest (Foto: DPA)
Ministerpräsident Stanislaw Tillich (l.) und Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert eröffnen das BürgerfestBild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Drei Tage lang feiern

Bei dem dreitägigen Bürgerfest in Dresden gestalten rund 4.000 Mitwirkende das Programm, rund 200 Veranstaltungen sind geplant. Herzstück des Bürgerfests ist die Ländermeile, auf der sich alle 16 Bundesländer präsentieren. Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat bieten in großen Zelten Informationen. Am Sonntag ist eine multimediale Licht- und Lasershow in der Altstadt geplant.

Zum offiziellen Festakt zur Wiedervereinigung vor 26 Jahren am Montag, 3. Oktober in der Semperoper werden Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel zu Gast in Dresden sein. Die Feier wird auf den Theaterplatz vor der Oper übertragen. Zuvor nehmen beide am ökumenischen Gottesdienst in der Dresdner Frauenkirche teil. Die Stadt erwartet an den drei Festtagen insgesamt rund 750.000 Besucher.

Höchste Sicherheitsstufe in Dresden

In Dresden kommen zum Bürgerfest auch Betonklötze als Straßensperren zum Einsatz (Foto: DPA)
In Dresden kommen zum Bürgerfest auch Betonklötze als Straßensperren zum EinsatzBild: picture-alliance/dpa/ S. Kahnert

Die Polizei sichert die zentrale Einheitsfeier mit einem Großaufgebot ab. Es gilt die höchste Sicherheitsstufe. Die Maßnahmen waren nach den zwei Sprengstoffanschlägen vom vergangenen Montag auf eine Moschee und ein Kongresszentrum verschärft worden. 2600 Beamte sind in Uniform oder zivil in der Stadt unterwegs, darunter Spezialeinsatzkommandos und Teile der Eliteeinheit GSG 9. Das Festgelände ist außerdem mit rund 1400 Betonblöcken gesichert. Sie sollen verhindern, dass Autos oder Lastwagen wie in diesem Sommer im französischen Nizza in die Menschenmenge rasen.

Die Dresdner Polizei sieht sich zu Beginn der Feierlichkeiten gut gerüstet. Zwar gebe es Informationen, dass "Unbelehrbare" versuchen wollten, die Feierlichkeiten zu stören. Aber: "Wir sind darauf vorbereitet", sagte Dresdens Polizeichef Horst Kretzschmar.

Merkel: "Sachsen ist Erfolgsgeschichte"

Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte in ihrem wöchentlichen Videopodcast das Bundesland: "Sachsen ist in vielen Teilen eine Erfolgsgeschichte der deutschen Einigung". 26 Jahre nach der Wiedervereinigung lasse sich sagen, "dass wir viel geschafft haben, dass Vieles entstanden ist".

Merkel rief außerdem dazu auf, den zentralen Freiheitsruf der DDR-Bürgerrechtsbewegung gegen Rechtspopulisten zu verteidigen. Dieser Ruf "Wir sind das Volk" sei während der friedlichen Revolution in der DDR "ein sehr emanzipatorischer" gewesen. Man müsse dagegen auftreten, wenn ihn Menschen mit rechtem Hintergrund riefen. Merkel lobte ausdrücklich den Umgang von Regierung und Gesellschaft in Sachsen mit solchen Strömungen. Sie hätten sehr gut reagiert, indem sie gesagt hätten: "Wer glaubt, dass er Probleme hat, die durch die Gesellschaft oder durch die Politik nicht wahrgenommen werden, der soll sich äußern, konstruktive Lösungsvorschläge machen", sagte die Kanzlerin. "Das ist gelebte Demokratie."

ust/uh (afp, dpa, epd, bundeskanzlerin.de)