1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Fehlende Verantwortung führte zu Massenpanik in Mekka

Baha Güngör13. Januar 2006

Saudi-Arabien ist dafür verantwortlich, dass es immer wieder zu solchen Unglücken kommt, meint Baha Güngör. Denn die Verantwortlichen ignorieren alle Vorschläge zur Gefahrenprävention.

https://p.dw.com/p/7miu
Tote nach Massenpanik bei der HadschBild: AP Graphics

Es ist nicht das erste Mal, dass Hunderte Menschen Opfer von Hysterie und Panik der Massen an den heiligen Stätten des Islam in Mekka geworden sind. Es wird auch nicht das letzte Mal sein, wenn aus dem Unglück keine Lehren gezogen werden. Mekka, der Geburtsort des Propheten Mohammed, wird immer wieder zum tragischen Ort, wo es zu einer tödlichen Massenpanik kommt.

"Wille Gottes"

Der Tod der Gläubigen wird von der saudischen Königsfamilie als "Wille Gottes" bezeichnet. Die vom unerwarteten Tod betroffenen Muslime haben demnach einen Platz im Paradies sicher, weil ihr Leben auf heiliger Erde endet. Sich dem Willen Gottes unterzuordnen, ist wie in jeder monotheistischen Religion auch im Islam selbstverständlich. Aber ist es wirklich Allahs Wille, dass Gläubige ohne jede Vorsichtsmaßnahme und Vorkehrungen zur Gefahrenprävention ihr Schicksal nur ihm, dem Allmächtigen, überlassen?

Hat der Schöpfer allen Lebens auf Erden nicht die Menschen mit der einzigartigen Fähigkeit beschenkt, zu denken, zu überlegen und Maßnahmen zu ergreifen, um erst dann die Entscheidung des Herrn abzuwarten?

Arroganz führt zu Massensterben

Das sind Fragen, die Saudi-Arabien erst gar nicht hören will. Die Arroganz der Königsfamilie hat so einmal mehr zum Massensterben in Mekka geführt. Seit vielen Jahren weist sie alle Vorschläge von islamischen Ländern zurück, gemeinsam die Gefahrenherde zu analysieren, Nadelöhre zu entschärfen oder Maßnahmen zur Verhinderung des Ausbruchs von Hysterie und Panik in Momenten emotionaler Hochwallung zu ergreifen.

Dass die heiligsten Stätten des Islam für Andersgläubige tabu sind, mag noch verständlich klingen. Kein Verständnis aber kann vor der Zurückweisung von Vorschlägen aus anderen islamischen Ländern gezeigt werden, deren Bürger der Verantwortungslosigkeit zum Opfer fallen. Dabei könnten Maßnahmen wie etwa die Verlangsamung des für ältere Gläubige viel zu hohen Tempos oder die Verkleinerung der Gruppen die Todesgefahr mindern. Doch dazu müssten Experten, Psychologen und Ingenieure islamischen Glaubens gemeinsam mit den saudischen Hausherren die Gegebenheiten wissenschaftlich analysieren und die notwendigen Vorkehrungen beschließen.

Mehr Schutz und Respekt für die Gläubigen

In allen Moscheen der Welt bestimmt Mekka und damit das Grabmal des Propheten Mohammed die Gebetsrichtung. Menschen beten, um spirituelle Energie in der Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des irdischen Lebens zu gewinnen. Gläubige, die einen Platz für die Wallfahrt ergattern, verdienen mehr Respekt und Schutz für ihr Leben durch Saudi-Arabien und seine Herrscher.