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FDP-Rentenreformmodell

4. November 2009

Nach einem Vorschlag der FDP sollen Arbeitnehmer schon mit 60 Jahren in Rente gehen können. Dabei hieß es doch in jüngster Zeit, dass die Deutschen in Zukunft vielleicht sogar bis zum 70. Lebensjahr arbeiten müssen.

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Symbolbild Rente mit 67 (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/chromorange

Ende des Jahres läuft das so genannte Altersteilzeitgesetz aus, das es seit 1996 in Deutschland gibt. Schon in ihrem Koalitionsvertrag haben sich Union und FDP darauf festgelegt, dass die staatlich geförderte Altersteilzeit nicht verlängert wird. Die schon mehrfach geänderte Regelung war ursprünglich eingeführt worden, um mehr Arbeitsplätze für junge Menschen zu schaffen.

Nur noch bis Ende 2009 fördert der Staat Arbeitnehmer, die schon ab ihrem 55. Lebensjahr weniger arbeiten wollen. Hier gibt es zwei Modelle: entweder arbeitet man bis zum 65. Geburtstag nur mit halber Wochenarbeitszeit, oder man entscheidet sich für eine Blocklösung. Dann arbeitet man die halbe Zeit voll, um dann ganz in den Ruhestand zu gehen. Die Lohneinbußen gleicht die Bundesagentur für Arbeit bis zum Eintritt ins tatsächliche Rentenalter mit Zuschüssen von mindestens 20 Prozent aus. Im Öffentlichen Dienst kommt der Teilzeitrentner damit sogar auf 83 Prozent seines vorherigen Nettogehalts.

Leichterer Übergang ins Rentnerdasein

Der Chefökonom des Finanzdienstleisters AWD, Bert Rürup, aufgenommen am 21.04.2009 auf einer Pressekonferenz in Berlin, auf der er eine MehrNetto-Studie zum Vermögen der privaten Haushalte vorstellte. (Bild: Tim Brakemeier/dpa)
Rentenexpete Bert RürupBild: picture-alliance/ dpa

Die liberale FDP schlägt nun vor, das auslaufende Gesetz zur Teilzeitarbeit durch die 'Rente ab 60' zu ersetzen. "Dieser Vorschlag hat einen vordergründigen Charme, er hat aber auch ein paar Pferdefüße", sagt der ehemalige Wirtschaftsweise Professor Bert Rürup im Interview mit der Deutschen Welle. Eindeutig zu begrüßen sei, so Rürup, der geplante Wegfall der Hinzuverdienstgrenzen wie bei der Altersteilzeit. Durch das Papier der FDP komme es "zu einer Flexibilisierung, zu einer Individualisierung des Übergangs vom Erwerbsleben in die Rente." Allerdings helfe das denjenigen, "die körperlich schwer arbeiten, nicht sonderlich viel", schränkt der Rentenexperte ein.

Ein Vorschlag nur für Besserverdiener?

Maurer bei der Arbeit (Foto: dpa)
Rente mit 60, 67 oder 70?Bild: picture-alliance/ dpa

Die Unionsfraktion im Bundestag hat den Vorschlag des Koalitionspartners auch schon zurückgewiesen. "Bei diesem Modell werden die Abschläge so hoch sein, dass sich dies der normale Arbeitnehmer nicht leisten kann", sagte der rentenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Peter Weiß, der 'Rheinischen Post'. "Dieses Modell wäre nur für wenige Gutverdiener attraktiv." Der ehemalige Wirtschaftsweise Bert Rürup beziffert im Gespräch mit der Deutschen Welle den Verlust für einen Arbeitnehmer, der schon mit 60 Jahren in Rente geht, auf 25,2 Prozent. Diese Verluste könnte der Rentner dann zwar durch eine zusätzliche Arbeit ausgleichen, "aber möglicherweise um den Preis, dass seine langfristige Altersversorgung dann doch schlechter ist, als wenn er länger gearbeitet hätte."

Die Profiteure des FDP-Konzepts wären leicht vermittelbare, höher qualifizierte Arbeitnehmer. Sie könnten sich zusätzlich zur Rente noch etwas hinzuverdienen. "Es könnte sogar ein gewisser Drehtüreffekt eintreten", mutmaßt Professor Rürup, "dass man Leute entlässt und sie nachher wieder billiger einstellt." Allerdings solle man das Modell nicht sofort in die Ablage verbannen, wohl aber auf die beachtlichen Risiken hinweisen.

Derzeit wird das Renteneintrittsalter in Deutschland schrittweise von 65 auf 67 Jahre erhöht. Diese Anhebung ist im Jahr 2005 von der großen Koalition aus CDU, CSU und SPD beschlossen worden.

Autor: Tobias Oelmaier
Redaktion: Sandra Petersmann