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"The Piazzolla-Project" - Tangos für Streichquartett

29. Juni 2009

Das Artemis-Quartett gehört seit 20 Jahren zu den erfolgreichsten Quartetten Deutschlands. Jetzt haben die vier Musiker sich auf neues Terrain vorgewagt: Statt Klassik oder Romantik gilt ihre neue Liebe dem Tango.

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CD-Cover: The Piazzolla-Project (Foto: Vergin classics)
The Piazzolla - ProjectBild: Virgin Classics

Sie feiern Erfolge in aller Welt, haben eine umfangreiche Diskografie vorzuweisen, wurden unter anderm mit dem Echo Klassik und einem Grammophon Award ausgezeichnet. Auf seiner neuen CD zeigt sich das Artemis-Quartett allerdings von einer ganz anderen Seite: der Cellist des Quartetts, Eckart Runge, hat Tangos von Astor Piazzolla für Streichquartett arrangiert.

Liebe auf den ersten Blick

Astor Piazzolla (Foto:dpa)
Astor PiazzollaBild: dpa

Als Eckart Runge noch während der Schulzeit eine Schallplatte mit Piazzolla-Musik in die Hand gedrückt kam, war's passiert: diese Musik habe ihn wie ein Blitz getroffen. Der Cellist vertiefte sich immer mehr in diese Musikrichtung, stöberte in Buenos Aires in Antiquariaten, lernte Tangotanzen und Spanisch. Diese Erfahrung teilt der Cellist mit seinem langjährigen Duo-Partner in Sachen Tango, dem Pianisten Jacques Ammon, der auch auf dieser CD zu hören ist. Die anderen Musiker des Artemis-Quartetts sind Tango-Neulinge, aber genauso infiziert. Wie begeisterte Kinder - so erzählt Runge - haben sie sich auf das Projekt gestürzt. Es verging keine Probenpause, wo nicht irgendeiner in der Ecke stand und versucht hat, irgendein Piazzolla-Solo weiterzuentwickeln, denn diese Soli sind ja größtenteils improvisiert.

Unbekümmertes Experiment

Artemis Quartett (Foto: Artemis Quartett)
Artemis QuartettBild: Thomas Rabsch

Die CD, die beim Label Virgin Classics erschienen ist, lebt tatsächlich von einem erstaunlich freien Umgang mit dem Material und von der Bereitschaft der Musiker, sich auf das Experiment einzulassen. Im Original hat Piazzolla für ein Tango-Ensemble geschrieben: Bandoneon, Geige, Gitarre, Kontrabass und Klavier. Für Eckart Runge bestand der Reiz darin, die Vielfalt der klanglichen Möglichkeiten auf das Streichquartett zu übertragen. Es bleibt eine Verfremdung - aber trotzdem glaubt man manchmal, ein Bandoneon zu hören, wenn Geige und Bratsche ohne Vibrato in langgezogenen Tönen miteinander verschmelzen. Oder einen Kontrabass, wenn das Cello dessen Funktion übernimmt. Unüberbrückbar der Weg von der Klassik zum Tango für das Artemis-Quartett keineswegs. Auch Astor Piazzolla hatte schließlich kassische Musik studiert. Seine Fugen klingen fast nach Bach, seine "Jahreszeiten" sind eine Hommage an Vivaldi, und sein Umgang mit den Instrumenten zeugt von seinem Blick auf die Farben des Sinfonieorchesters.

Autorin: Friederike Westerhaus

Redaktion: Gudrun Stegen