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Faszination Auto: Martin Winterkorn

Manuela Kasper-Claridge12. Januar 2014

Die DW traf den VW-Chef in Wolfsburg zum Interview. Der Chef von über 570.000 Mitarbeitern ist Ingenieur aus Leidenschaft. Im Gespräch mit Manuela Kasper-Claridge erzählte der Manager auch Privates.

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Martin Winterkorn, VW-Chef auf der IAA 2013 (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Interview mit VW-Chef Martin Winterkorn

Das Auto ist weiß und wirkt wie ein kleiner Rennwagen. Die Aerodynamik ist optimal, die Motorleistung auch. Auf Knopfdruck öffnen sich die Flügeltüren. Seitenspiegel gibt es keine, stattdessen Kameras, die den Fahrer über die Sicht zur Seite informieren. XL 1 heißt Volkswagens Vision vom Auto der Zukunft. Der Flitzer braucht weniger als einen Liter Benzin pro hundert Kilometer. Vom XL1 gibt es nur wenige Modelle, dieser hier gehört dem Chef persönlich. Martin Winterkorn fährt den hybriden Zweisitzer. Das Auto mit Elektro- und Verbrennungsmotor ist auf ihn zugelassen.

Testfahrten mit Porsche

"Wer, wie ich, in den 50er und 60er Jahren groß geworden ist, in der Nachkriegszeit, der ist mit Autos groß geworden. Und da bekommt man automatisch das Thema Mobilität und Fahrzeug mit in die Wiege gelegt. Wenn man dann noch groß geworden ist im Schwabenland - in der Nähe von Zuffenhausen -, auch dann tagtäglich die schönen Porsches sehen konnte, wird man automatisch ein Mensch, der sich für Autos interessiert. Und deswegen bin ich auch gerne Autoingenieur geworden", erzählt er - und in seinen Augen funkelt es. Er hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Porsche gehört mittlerweile zum Volkswagen-Konzern.

"Das freut mich natürlich umso mehr, weil ich damals als kleiner Junge in meinem Heimatort gesehen habe, wie die Porsches damals ihre Testfahrten machten, das hat mich damals schon fasziniert."

VW Ein-Liter-Auto XL1 (Foto: Volkswagen)
Bild: Volkswagen

Autos reden miteinander

Der VW-Chef testet jedes neue Modell des Volkswagenkonzerns selbst. Das lässt er sich nicht nehmen. Stolz zeigt er den E-Golf, der auf der IAA im vergangenen Herbst in Frankfurt vorgestellt wurde. Mehr als drei Euro pro hundert Kilometer soll die Fahrt mit dem Elektroauto nicht kosten.

"Das Auto der Zukunft wird sicher ein Fahrzeug sein, das möglichst wenig Emission erzeugt. Das Fahrzeug der Zukunft wird ein Fahrzeug sein, was sicher noch mit Diesel fährt, sicher noch mit Benzin fährt, aber vor allem auch elektrisch fährt. Es wird, was die Informationstechnologien betrifft, neue Maßstäbe setzen müssen. Wir werden uns mehr vernetzen", betont Winterkorn.

Aber was genau meint er mit vernetzen? "Stellen Sie sich zum Beispiel vor, dass Ihr Auto mit Ihnen redet", sagt er mit einem Augenzwinkern, betont aber, dass dies keine Spielereien seien. Höhere Sicherheit sei das Ziel, verbunden mit Fahrspaß. Volkswagen kooperiert wie andere Hersteller mit Google, um weitere Innovationen zu entwickeln. Dass die Software aber mal wichtiger als die Hardware wird, kann sich der VW-Chef nicht vorstellen.

Das vernetzte Auto (Foto: Continental)
Bild: Continental

Fahrzeuge mit Google bauen

"Die Physik sagt: Zur Bewegung brauche ich ein mechanisches Gerät, das ist mein Auto. Und ich glaube, Google, Apple und auch die anderen haben eingesehen, dass man, um erfolgreich zu sein, sich am besten mit einem anderen zusammen tut, der die Hardware beherrscht. Und deswegen gibt es unsere Kooperation mit Google." Doch eines sei klar: "Ein Auto zu machen ist mehr als nur Blech biegen."

Chinesen sitzen weicher

Den Volkswagen-Konzern sieht Winterkorn gut aufgestellt. Die Modellpalette wird weiter wachsen und die Autos den regionalen Märkten angepasst. Das Crossblue Coupé, ein wuchtiger SUV mit Hybridantrieb, wurde speziell für den chinesischen Markt entwickelt. Die Chinesen mögen große Autos zumindest bei deutschen Marken, und sie haben spezifische Anforderungen, zum Beispiel bei der Polsterung.

Während die Europäer eher eine harte Federung bevorzugen, lieben die Chinesen es weicher. Die Absatzahlen sind schon jetzt sehr gut. In 2013 wurden im Reich der Mitte über drei Millionen Autos von Volkswagen mit seinen unterschiedlichen Marken verkauft. Das wirtschaftliche Umfeld in China ist nach wie vor gut, deshalb werden die Verkäufe weiter steigen, da ist sich Winterkorn sicher.

Die Nummer Eins

Der Chef hat bis 2018 ein Ziel vor Augen, dass er seinen Mitarbeitern immer wieder vermittelt. Er will mit Volkswagen weltweit die Nummer Eins werden, vor Konkurrenten wie Toyota. Ist das zu schaffen? "Ich bin mir ziemlich sicher, das wird natürlich ein harter Wettbewerb werden. Es gibt ja noch zwei Größen, die ähnliche Ambitionen haben: Toyota und GM. Das wird sicherlich ein interessanter Dreikampf werden bis 2018", sagt er und wirkt dabei recht entspannt.

Automanager und Christ

Halt gibt dem Manager sein christlicher Glaube. "Als bekennender Christ fühle ich mich schon sehr verantwortlich auch für die Zukunft der Mitarbeiter. Wir reden nicht nur von 570. 000 Mitarbeitern. Wenn wir weiter rechnen - also Lieferanten, Händler, Familienmitglieder -, dann reden wir am Ende des Tages über zehn Millionen Menschen. Es passt zu meinem Bild als bekennender Christ, dass ich mich verantwortlich fühle in meinem täglichen Tun und Handeln für diese Mitarbeiter." Schließlich sei Christentum nichts anderes "als auf die Menschen zu achten, dass es ihnen gut geht, dass sie sich wohlfühlen und keine Zukunftsängste haben."

Fahren mit dem VW-Chef

Er selbst hat keine Angst um seine Zukunft und will noch eine ganze Weile VW-Chef bleiben. Sein Vertrag läuft bis 2016. Plötzlich fordert er die Journalistin auf, Platz zu nehmen. Die Flügeltüren öffnen sich und der XL 1 ist einsteigebereit. Martin Winterkorn lässt den Motor an, zum Start hört man den Verbrennungsmotor, dann schaltet er um auf elektrischen Antrieb und die kleine Fahrt geht los. "Jeder Tag macht mir Freude und es gibt nichts Schöneres, als neue Autos zu entwickeln", sagt er und drückt aufs Gaspedal.

Interview mit VW-Chef Martin Winterkorn