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"Fast jeden Monat eine Krise"

Naomi Conrad, Berlin 3. Juni 2014

Entführungen und Anschläge: Die Arbeit von Entwicklungshelfern ist nach Angaben der Welthungerhilfe immer gefährlicher geworden - vor allem in vielen afrikanischen Ländern. Doch auch in Syrien bleibt die Arbeit riskant.

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Präsidentin Welthungerhilfe Bärbel Dieckmann (Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Viele Städte in Syrien seien im Laufe des Bürgerkrieges mittlerweile so zerstört worden, dass sie Bärbel Dieckmann an Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern. "Da stehen fast nur noch Ruinen", so die Präsidentin der Welthungerhilfe in Berlin bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2013 der Organisation, die weltweit Nothilfe leistet - auch in Syrien. Die Wahlen, die derzeit in Syrien durchgeführt werden und von der internationalen Gemeinschaft weitgehend scharf kritisiert werden, werden nach Ansicht von Dieckmann keinerlei Auswirkungen auf die akute humanitäre Krise haben. Eine Lösung des Konflikts sei derzeit nicht in Sicht, da sich "die Konfliktparteien überhaupt nicht aneinander annähern."

Damit reiht sich Syrien in eine "bisher so nicht gekannten Vielzahl und Vielfalt von humanitären Krisen" im vergangenen Jahr, so Wolfang Jamann, der Generalsekretär der Welthungerhilfe. Die mobilen Nothilfeteams, die die Welthungerhilfe in akuten Krisenregionen schickt, seien im vergangenen Jahr fast permanent unterwegs gewesen. "Wir hatten es fast jeden Monat mit einer Krise zu tun." Die Gleichzeitigkeit der Krisen mache es immer schwerer die langfristigen Entwicklungsziele der Organisation zu erreichen. Es werde immer schwerer, Personal für die vielen Brennpunkte zu finden. Denn in vielen Krisenregionen komme es zu einer zunehmenden Gefährdung des Personals. So würden Entwicklungshelfer vermehrt zum Ziel einer systematischen Entführungsindustrie und von Anschlägen.

zerbombtes Hotel in Aleppo (Foto: George Ourfalian/Reuters)
"Wie Deutschland 1945": Aleppo, SyrienBild: Reuters

"Extremisten vielseitiger Couleur"

Vor allem in den afrikanischen Ländern in der südlichen Sahara-Zone sei die Arbeit besonders gefährlich für Nicht-Regierungsorganisationen. Die Umstürze in Nordafrika hätten zu einer Militarisierung der Region beigetragen: "Extremisten vielseitiger Couleur" breiteten sich im Land aus, erklärt Jamann. Demnach haben sich viele ehemaligen Soldaten und Söldner aus Libyen Al-Kaida und anderen extremistischen Gruppen angeschlossen. Dieses Umfeld präge die Arbeit von Entwicklungsorganisationen vor Ort immer mehr und erschwere den Zugang zu den hilfsbedürftigen Menschen vor Ort, etwa im Südsudan.

Dort sind nach Angaben der Welthungerhilfe rund eine Millionen Menschen infolge der anhaltenden Kämpfe vertrieben worden. Es gebe Gebiete, die nur noch über Hubschrauber-Abwürfe zu erreichen seien, erklärt Dieckmann. Die Arbeit werde außerdem durch die beginnende Regenzeit erschwert, da es kaum befestigte Straßen im Land gebe. Dieckmann fürchtet, dass es in den kommenden Monaten zu einer Hungersnot kommen könnte, wenn die anhaltenden Kämpfe weiterhin die Menschen davon abhalte, ihre Felder zu bestellen. Deshalb fordert die Welthungerhilfe die internationale Staatengemeinschaft und die Afrika Union auf, sich für ein Ende der Kämpfe einzusetzen. "Es muss ein Interesse geben, eine Stabilisierung in dieser Region zu erreichen", so Dieckmann im Gespräch mit der Deutschen Welle. Denn die Kämpfe könnten zu einer Destabilisierung der gesamten Region führen und so den Wohlstand und Frieden andere Staaten gefährden. "Wir erleben ja auch, dass es plötzlich Anschläge in Kenia gibt."

Die Welthungerhilfe, deren Arbeit von Spenden und Beiträgen von Institutionen wie dem Auswärtigen Amt und der EU finanziert wird, hat im vergangenen Jahr insgesamt 140 Millionen Euro für Auslandsprojekte ausgegeben. Nothilfeprojekte wurden unter anderem im Südsudan, in Syrien und in den Philippinen durchgeführt.