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Fast 6000 Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet

8. Juni 2015

Wieder sind Tausende Flüchtlinge im Mittelmeer in Seenot geraten. Nur wenige Seemeilen vor der libyschen Küste setzten sie Notrufe ab. Auch deutsche Schiffe eilten zu Hilfe. In Italien mehren sich kritische Stimmen.

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Schiffbrüchige an Bord der deutschen Fregatte "Hessen" (Foto: dpa)
Schiffbrüchige an Bord der deutschen Fregatte "Hessen"Bild: picture-alliance/dpa/S. Jonack

Die international koordinierte Rettungsaktion im Mittelmeer zeigt Wirkung: Innerhalb von nur 48 Stunden sind im Mittelmeer erneut Tausende Flüchtlinge geborgen worden. In insgesamt 30 Interventionen brachten die Einsatzkräfte am Wochenende 5851 Menschen in Sicherheit, wie die italienische Küstenwache mitteilte. Sie sollen nach Italien gebracht werden. Neben den italienischen Einsatzkräften waren auch Schiffe aus Deutschland, England, Malta und Irland an den Aktionen beteiligt.

Am Sonntag mussten die Helfer zu 15 Einsätzen ausrücken, dabei wurden fast 2400 Migranten in Sicherheit gebracht. Diese hatten Notrufe mit Satellitentelefonen abgesetzt. Bereits am Samstag wurden etwa 3500 Migranten aus Seenot befreit. Sie waren nach Angaben der italienischen Küstenwache auf neun Schiffen und sechs Schlauchbooten unterwegs. Etwa 80 Kilometer vor Libyen hatten auch sie mit Satellitentelefonen um Hilfe gerufen.

Deutsche Marine im Einsatz

Auch die deutsche Fregatte "Hessen" und der Einsatzgruppenversorger "Berlin" waren an den Einsätzen am Samstag beteiligt. Nach Angaben der Bundeswehr nahmen beide Schiffe etwa 1400 Migranten auf. Die verlassenen Boote wurden als Schifffahrtshindernis eingestuft und zerstört.

In den vergangenen Wochen haben bei guten Wetter Tausende Migranten die gefährliche Überfahrt nach Europa gewagt. Seit Jahresbeginn erreichten bereits mehr als 40.000 Menschen die italienischen Küsten. In ganz Europa waren es bis Mitte Mai nach einer Mitteilung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 65.000. Demnach kamen seit Jahresbeginn bei der Überfahrt mindestens 1800 Migranten ums Leben.

Wachsende Sorgen in Italien

Italien beherbergt derzeit bereits rund 84.000 Flüchtlinge, die Aufenthaltszentren sind überfüllt. In mehreren italienischen Regionen wurden angesichts der vielen Neuankömmlinge kritische Stimmen laut, weil man dort fürchtet, die Herausforderungen nicht mehr schultern zu können. Der Präsident der norditalienischen Region Lombardei, Roberto Maroni, sagte, er werde am Montag die Bürgermeister und Präfekten seiner Region dazu auffordern, keine "illegalen Flüchtlinge" mehr aufzunehmen.

Der neugewählte Präsident der nordwestlichen Küstenregion Ligurien, Giovanni Toti, erklärte: "Wir werden keine weiteren Migranten aufnehmen, und die Lombardei, Venetien und das Aostatal werden es uns gleichtun." Der rechtsgerichtete Präsident von Venetien, Luca Zaia, sprach von einer "tickenden Zeitbombe". Die sozialen Spannungen in der Region seien immens.

Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, mit einer Militärmission das Schleusen von Flüchtlingen über das Mittelmeer zu unterbinden. Sie hatte im Mai den Plan gebilligt, mit einem Marineeinsatz gegen Schlepperbanden vorzugehen. In einer ersten Stufe sollen Schiffe und Überwachungsflugzeuge Informationen über die Schleusergruppen sammeln. Für ein militärisches Vorgehen gegen Schlepperboote hofft die EU auf ein UN-Mandat.

kle/chr (dpa, afp)