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Farida Karoney: Anschlag auf Pressefreiheit in Kenia

2. März 2006

Chefredakteurin des TV-Senders KTN im Interview von DW-RADIO

https://p.dw.com/p/83tR
"Wir sind geschockt und wütend. Das ist ein Anschlag auf die Pressefreiheit in Kenia, der uns an alte Zeiten unter dem Regime von Ex-Präsident Daniel Arap Moi erinnert." Das sagte die Chefredakteurin von Kenya Television Network (KTN), Farida Karoney, in einem Interview des Kisuaheli-Programms von DW-RADIO. In der Nacht zum Donnerstag (2.3.2006) waren etwa 100 mit Sturmgewehren bewaffnete maskierte Männer in die Büros der zweitgrößten Me-diengruppe Kenias in Nairobi eingedrungen. Sie verbrannten mehrere tausend Exemplare der Donnerstag-Ausgabe des "Standard", einer der auflagenstärksten kenianischen Tageszeitungen, und zwangen den im selben Haus unterge-brachten Fernsehsender KTN, seine Ausstrahlung einzustellen.

Zwei Tage zuvor waren in Kenia drei Journalisten festgenommen worden. Hintergrund ist offenbar ein Bericht des "Standard" am vergangenen Samstag über ein angebliches Geheimtreffen des kenianischen Präsidenten Mwai Kibaki mit dem früheren Umweltminister Kalonzo Musyoka. Beide Politiker dementierten das Treffen.

"Die nächtlichen Besucher, von denen wir annehmen, dass es Polizisten waren, haben unseren Medienkomplex wie bei einem Terrorangriff gestürmt und die Kollegen gezwungen, sofort alle Kommunikationsleitungen abzustellen. Sie haben die Computer mitgenommen, sind dann ins Nachbargebäude gestürmt, wo der 'Standard' produziert wird, haben die Druckmaschinen demontiert und die bereits produzierten Zeitungen angezündet."

Farida Karoney weiter: "Wenn die Regierung mit der Berichterstattung nicht einverstanden ist, gibt es noch legale, juristische Mittel, dagegen vorzugehen. Gerade auf diese Regierung hatten wir große Hoffnung gesetzt. Sie hatte sich auch die Pressefreiheit auf die Fahnen geschrieben. Jetzt sind wir zurück in alten Zeiten."
2. März 2006
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