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FARC bekennt sich zur Entführung und Tötung des Gouverneurs Cuéllar

7. Januar 2010

Die FARC haben in einer Erklärung die Entführung und Tötung des Gouverneurs der Provinz Caquetá, Luis Francisco Cuéllar, zugegeben. Die Guerilla-Kämpfer wollten jedoch nicht die Verantwortung für dessen Tod übernehmen.

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Luis Francisco Cuéllar (Quelle: caqueta.gav.co)
Von der FARC ermordet: Luis Francisco CuéllarBild: caqueta.gov.co

Die linksgerichtete Guerilla der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) hat sich zur Entführung und Tötung des Provinzgouverneurs Luis Francisco Cuéllar kurz vor Weihnachten bekannt. Der Politiker war am 21. Dezember aus seinem Haus in der Provinzhauptstadt Florencia verschleppt worden. Kolumbiens Präsident Álvaro Uribe ordnete daraufhin umgehend eine militärische Befreiungsaktion an und setzte eine Belohnung von umgerechnet 345.000 Euro aus.

Einen Tag später jedoch wurde der Gouverneur mit durchschnittener Kehle 15 Kilometer außerhalb der Stadt gefunden. Der 69-jährige Rinderfarmer war seit dem Amtsantritt Uribes im Jahr 2002 der erste Politiker in solch herausragender Position, der den Rebellen der FARC-Guerilla zum Opfer fiel.

Gründe der Entführung

Kolumbianische FARC-Rebellen
Kolumbianische FARC-RebellenBild: AP

Nicht die Erpressung von Lösegeld sei der Grund für die Entführung gewesen. Vielmehr sollte Cuéllar vor ein "politisches Tribunal" gestellt werden, wie die Guerilla in einer Erklärung mitteilte, die der Tageszeitung "El Tiempo“ vorliegt. Auch wegen seinen Verbindungen zu den rechtsgerichteten Todesschwadronen sollte Cuéllar zur Rechenschaft gezogen werden, so die FARC.

Der Tod des 69-Jährigen Gouverneurs der südkolumbianischen Provinz Caquetá sei jedoch nicht geplant gewesen. Schuld am Tod sei der Befehl des Präsidenten Uribe an das Militär, den Gouverneur mit einer Befreiungsaktion gewaltsam aus den Händen der Guerilla zu lösen, erklärte die Guerilla-Gruppe.

Kampf zwischen Rebellen und kolumbianischen Militär

Die Schuldzuweisung der Rebellen an die Regierung Kolumbiens stößt auf Empörung: "Die Regierung hat Luis Francisco nicht entführt", so die Witwe des Gouverneurs, Imelda de Cuéllar. "Es waren die FARC, die jetzt versuchen etwas zu rechtfertigen wofür es keine Rechtfertigung gibt."

Die Entführung Cuéllars wird als Reaktion auf das Vorgehen des kolumbianischen Militärs gegen die Rebellen verstanden. In dem südamerikanischen Land liefern sich Guerilla, paramilitärische Truppen und Regierungsarmee seit 45 Jahren einen Mehrfrontenkrieg. Der seit 2002 regierende rechtsgerichtete Präsident Uribe hat sich die militärische Bekämpfung der FARC zur Aufgabe gemacht.

Auch am Dienstag (05.01.2010) griff die kolumbianische Armee ein Lager der FARC in dem Departamento Meta an, einer Hochburg der Guerilla. Dabei wurden sechs Rebellen getötet. Bereits am vergangenen Wochenende waren 23 FARC-Guerilleros in der Region ums Leben gekommen.

Die FARC

Befreiung der früheren Präsidentschaftskandatin Kolumbiens Ingrid Betancourt
Befreiung der FARC-Geisel Ingrid Betancourt durch das MilitärBild: AP

Die FARC ist mit geschätzten 10.000 Kämpfern die größte Rebellenorganisation Kolumbiens. Die Organisation kämpft seit 46 Jahren und sorgt mit Geiselnahmen von Soldaten und Politikern immer wieder für Schlagzeilen. Unter anderem wurde auch die frühere kolumbianische Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt von der FARC entführt und 2008 nach sechs Jahren Gefangenschaft freigelassen.

Sicherheitslage in Kolumbien

Insgesamt ist in Kolumbien die Anzahl der Morde im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2008 um zwei Prozent zurückgegangen. Trotzdem ist Kolumbien weiterhin gefährlicher als andere Staaten Lateinamerikas. So kommen nach Berechnungen der UNO in Kolumbien 32 Morde auf hunderttausend Einwohner, während der Schnitt in ganz Lateinamerika bei 25 Morden liegt. Im vergangenen Jahr wurden fast 7000 Menschen von Auftragskillern getötet. Das entspricht einem Durchschnitt von etwa 19 Menschen pro Tag, die von Profikillern ermordet werden.

Autorin: Daniela Späth (epd/afp)

Redaktion: Mirjam Gehrke