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Familienaustausch als Kulturbrücke

Kathrin Erdmann3. Januar 2006

In Hamburg leben Menschen aus mehr als 180 Nationen; doch statt miteinander leben sie oft nebeneinander her, wissen wenig über "die anderen". Der Verein "Kulturbrücke" möchte das mit dem Pilotprojekt "Switch" ändern.

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Essen verbindet ...Bild: dpa

Im Rahmen des Projekts werden Kinder beispielsweise in den Ferien sozusagen auf "Weltreise" geschickt. In kleinen Gruppen verbringen mehrere Kinder unterschiedlicher Herkunft gemeinsam den Tag in einer bisher fremden Familie. Dort sollen sie andere Sitten und Gebräuche kennen lernen.

Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Projekt stammt von Hourvash Pourkian. Die gebürtige Iranerin setzt sich mit ihrem Verein Kulturbrücke seit Jahren für die Völkerverständigung ein. Was sie dennoch immer wieder wurmte: Obwohl die Deutschen ein reisefreudiges Volk seien, öffneten sie sich Zuhause kaum anderen Kulturen.

Weltreise in der eigenen Stadt

Pourkian schrieb zunächst drei Hamburger Schulen an und fand so 18 Familien aus 11 Ländern. Zu ihrer eigenen Überraschung hatten sich so viele deutsche Eltern mit Kindern gemeldet, dass sie einige bis auf den Sommer zum Hauptprojekt vertrösten musste. Erst dann gibt es genug Gastfamilien für alle neun bis zwölfjährigen für die Weltreise in der eigenen Stadt. Maximal vier Nationalitäten bilden jeweils eine Gruppe. Sie werden also vier Tage lang jeweils in ein anderes Land "reisen". Ein zentrales Kriterium: Sie sollen gemeinsam essen.

Paula und Finja aus Deutschland und Eleana aus Griechenland beginnen ihre Reise "in Südkorea" bei Lisa-Julie Woo. Die Neunjährige ist zwar in Hamburg geboren, ihre Eltern stammen jedoch aus Südkorea. Wie alle Teilnehmer beim Switch-Projekt kannten sich die vier Mädchen vorher nicht. Doch das störte sie nicht, ihnen geht es hier vielmehr um etwas anderes: "Ich wollte mitmachen, weil es mich einfach interessiert, wie die Menschen in anderen Ländern leben", sagt Paula.

Kim Chi und Feuerfleisch

Den Vormittag über erzählte Lisa-Julies Mutter Naby, wo Südkorea liegt, dass Korea in zwei Teile geteilt ist und woher die Schrift kommt. Schnell wurde es Mittag, jetzt wird gemeinsam gekocht: Lisa-Julie liest das Rezept vor. Eleana und Finja rätseln, was Kim Chi sein soll. Tatsächlich handelt es sich dabei um einen scharf eingelegten Kohl. Doch bevor der gekostet wird, müssen Mandus zubereitet werden. Das sind kleine Teigtaschen mit Fleischfüllung. Außerdem auf dem Speiseplan: Feuerfleisch.

Als das fertige Essen endlich auf dem Tisch steht sind alle begeistert, nehmen immer wieder Nachschlag. Das Feuerfleisch ist übrigens nicht scharf, sondern wird traditionell über Feuer zubereitet, daher der Name. Die meiste Arbeit hat an diesem Tag Mutter Naby, doch das stört sie nicht, denn sie selbst findet das Projekt Switch interessant: "Eine bessere Form, eine andere Kultur so behütet kennen zu lernen gibt es eigentlich gar nicht."