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Fall Foley: Vorwürfe gegen Washington

13. September 2014

Wurde die Familie des enthaupteten US-Reporters James Foley dazu gedrängt, kein Lösegeld für ihn zu zahlen? Seine Mutter erhebt in einem Interview schwere Vorwürfe gegen die US-Regierung.

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Diane und John Foley
Bild: picture-alliance/AP Photo/J. Col

Der Fall des in Syrien entführten und ermordeten US-Journalisten James Foley war nach Einschätzung seiner Mutter eine "lästige Angelegenheit" für die US-Regierung. "Ich denke, unsere Bemühungen, Jim freizubekommen, waren lästig" für die Regierung in Washington, sagte Diane Foley dem US-Sender CNN. "Es schien nicht von strategischem Interesse gewesen zu sein."

Zudem wirft sie der Regierung Einschüchterung vor. Ein Offizier des Nationalen Sicherheitsrates habe ihrer Familie drei Mal deutlich gemacht, sie könne strafrechtlich belangt werden, wenn sie ein Lösegeld für den Entführten zahle, erklärte Foley weiter. "Wir haben das als Drohung aufgefasst und es war schockierend. Uns wurde gesagt, wir sollten darauf vertrauen, dass er irgendwie - auf wundersame Weise - befreit werden würde. Und das wurde er nicht, oder?"

US-Regierung wiegelt ab

Die US-Regierung verteidigte ihren Umgang mit dem Fall. Man habe alles Mögliche getan, um den Journalisten in die USA zurückzubringen, sagte die Sprecherin des US-Außenamts, Marie Harf, laut CNN. Man habe eng mit der Familie des 40-Jährigen sowie mit seinem Arbeitgeber, der Online-Nachrichtenagentur GlobalPost, zusammengearbeitet: "Alle Ratschläge, die dieses oder andere Ministerien den Familien geben, was sie in solchen Situationen tun sollten, basieren einzig darauf, was das Beste ist, um ihren Lieben wieder nach Hause zu bringen." Jede gegenteilige Behauptung sei falsch.

Vom Nationalen Sicherheitsrat hieß es, Foleys Familie sei lediglich informiert worden, dass US-Gesetze die Finanzierung von Terroristen verböten. Von strafrechtlicher Verfolgung sei keine Rede gewesen. Der Sprecher des US-Präsidenten Barack Obama, Josh Earnest, wollte Einzelgespräche von Offiziellen mit Foleys Angehörigen nicht kommentieren. Er bekräftigte aber die Haltung der US-Regierung: Im Gegensatz zu europäischen Staaten lehnen es die USA kategorisch ab, Geiseln mit Lösegeld freizukaufen.

Entführungen als Geschäftsmodell

Die Terrormiliz IS hatte Mitte August ein Video veröffentlicht, das die Ermordung des 40 Jahre alten Amerikaners Foley zeigte. Der Reporter war im November 2012 von bewaffneten Männern im Norden Syriens verschleppt worden. IS-Extremisten gaben in dem Video an, sie hätten Foley aus Rache für die US-Luftschläge im Norden des Iraks enthauptet. Zuvor soll der IS 100 Millionen Euro Lösegeld für seine Freilassung verlangt haben. Die Terrormiliz hat die Entführung westlicher Geiseln offenbar als Geschäftsmodell entdeckt. Eine Befreiungsaktion des US-Militärs zur Rettung des Reporters und anderer Geiseln war gescheitert.

Die Eltern von James Foley haben unterdessen eine Stiftung gegründet, um Entführungsopfer und US-Krisenreporter zu unterstützen. Sie riefen zu Spenden auf, um zu unterstützen, wofür sich ihr Sohn sein Leben lang eingesetzt habe: "Jim ist nicht umsonst gestorben. Bitte helfen Sie uns, auf seinem Vermächtnis etwas aufzubauen", erklärten Diane und John Foley.

ab/sti (AFP, dpa)