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Faire Kamelle

12. Februar 2002

Beim Rosenmontagszug sollen fair gehandelte Kamelle und "Strüssjer" unter das Karnevalsvolk gemischt werden. Entwicklungspolitisch engagierte Organisationen riefen dazu auf, sich sozial und ökologisch zu engagieren.

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Auf der Internationalen Süßwaren-Messe rühmten die Geschäftsführer der Organisation TransFair, Dieter Overath, und des fairen Handelshauses gepa, Thomas Speck, den Siegeszug der fairen süßen Sachen. Der Zuwachs 2001 gegenüber dem Vorjahr lag mit 8,5 Millionen Euro bei 13 Prozent, hieß es. Aber eines mussten sie auch zugeben: Schokolade, Kakao und Honig mit dem TransFair-Siegel machen noch nicht einmal ein Prozent des gesamten Süßwaren-Marktes in Deutschland aus.

Die Stimmung könnte global noch besser werden

Und das zeigt sich auch im Kölner Karneval. Die "jecke Versuchung" – so der karnevalistische Werbeslogan – laufe schwer an, sagte Petra Jung von der Köln-Agenda-Infostelle. Es gibt ein paar kleine Bestellungen von Kölner Schulgruppen und eine größere aus Düsseldorf. Als Grund vermutet Jung auch die höheren Preise für die Leckereien. 24 Waffelschnitten kosten 8,40 Euro und sind also etwa um die Häfte teurer als herkömmliche, rechnet sie vor. "Aber Karnevalsvereine haben ja schon auch Geld!" Es ist eben einfach schwierig, die Traditionalisten von etwas Neuem zu überzeugen.

Ähnlich äußerte sich auch Günther Kuhnert von der Bodeta Süßwaren GmbH in Sachsen-Anhalt. Das Unternehmen vertreibt als erster ostdeutscher Lizenznehmer wie gepa Süßwaren mit dem TransFair-Siegel. Man müsse "mehr Dampf machen", um Akzeptanz der Produkte unter den Verbrauchern zu erhöhen, forderte er. An den Preisen, meinte er, könne es bei seinen Bonbons, Dragees und Osterhasen nicht liegen – die seien nicht höher. Seit der Gründung 1992 konnte Bodeta immerhin nach eigenen Angaben seinen Umsatz verdreifachen, 2001 auf 12,1 Millionen Euro.

Neue Strategien

Thomas Speck von der gepa sieht das Erfolgsrezept der fairen Produkte darin, dass sie nicht mehr nur "auf der Mitleidschiene" angepriesen werden, sondern einfach moderner geworden sind. Da gibt es zum Beispiel die "Bio Fairetta Kids" als Schokoriegel oder Bonbons mit Glühwein-Mandarinen-Geschmack. Aber gegen die trendy knallig-bunten Sachen der Marktbeherrscher "mit Spaßfaktor" kommen sie immer noch wie "Mauerblümchen" daher.

Vielleicht werden ja im nächsten Jahr von den 140 Tonnen Kamelle und 300.000 Strüssjer des Rosenmontagszuges einige das TransFair-Siegel tragen. Die Organisatoren versprechen im Werbeprospekt: "Dann wird es auch im Rest der Welt ein wenig fairer und lustiger zugehen." epd/(pf)