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Facebook löscht Kunstwerk wegen Nacktheit

20. März 2018

Immer wieder löschen strenge Algorithmen und Mitarbeiter von Facebook Fotos von Kunstwerken, die Nacktheit abbilden. Dieses Mal hat es die Nationalfigur der französischen Republik erwischt.

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Gemälde Delacroix "Die Freiheit führt das Volk"
Bild: picture-alliance/dpa

Der berüchtigte Facebook-Algorithmus hat wieder zugeschlagen. Am Wochenende löschte das soziale, manchmal aber wenig kunstfreundliche Netzwerk eine Abbildung des berühmten Gemäldes "Die Freiheit führt das Volk" des französischen Malers Eugène Delacroix. Das Werk aus dem Jahr 1830 zeigt einen Volksaufstand während der Julirevolution, angeführt von Marianne, der Nationalfigur der Französischen Republik. Weil sie nicht nur barfuß, sondern auch barbusig zu sehen ist, schrillten im Silicon Valley die Alarmglocken - mal wieder.

Nippel statt Hetze

Nacktabbildungen sind nach den Werbevorschriften des Portals verboten. Das Vorgehen des Konzerns stößt jedoch immer wieder auf Kritik, weil die Maßnahmen intransparent und häufig nicht nachvollziehbar sind. Unklar ist auch, warum die Algorithmen zwar Nacktheit aufspüren und - teils übereilt - sperren, während Hasskommentare und Gewaltdarstellungen bis hin zu Hinrichtungen häufig nicht gelöscht werden. Schon seit mehreren Monaten regt sich kreativer Protest, etwa unter dem Hashtag #nippelstatthetze.

Erst Anfang März hatte Facebook zum wiederholten Mal ein Foto der altsteinzeitlichen Statuette "Venus von Willendorf" gelöscht, weil die Darstellung "gefährlich pornografisch" sei. Das Unternehmen zog die Zensur immerhin zurück und entschuldigte sich - wie auch im aktuellen Fall um die Marianne mit freier Brust. Bei einem anderen veröffentlichten Foto hatte sich Facebook weniger einsichtig gezeigt: Ein französischer Nutzer, der 2011 für das Posten des Bildes "Der Ursprung der Welt" vom Netzwerk gesperrt worden war, klagte auf Schadenersatz. Vor Gericht unterlag er, weil nicht erwiesen war, dass seine Sperrung mit dem Bild in Zusammenhang stand.

Zensur von Kunstwerken auf Facebook
Mit einer Transparenzoffensive versucht Facebook die Gemüter zu beruhigen. Die Antworten lassen trotzdem Fragen offen.Bild: DW/T. Landsberg

Richtlinien "breiter gefasst als es uns lieb ist"

Derzeit hängen Werbeplakate von Facebook an öffentlichen Plätzen wie Bushaltestellen, die auch die Diskussion über gesperrte Inhalte aufgreifen. Unter dem angegebenen Link antwortet eine Facebook-Mitarbeiterin in einem kurzen Video, das Netzwerk müsse die unterschiedlichen kulturellen Ursprünge seiner Nutzer aus aller Welt berücksichtigen. Deshalb seien die Richtlinien manchmal "breiter gefasst als es uns lieb ist". Fotos von Brüsten würden entfernt, sobald eine Brustwarze zu sehen sei. Ausdrücklich ausgenommen seien allerdings Fotos von Gemälden und Skulpturen. Auch Fotos stillender Mütter, die in der Vergangenheit gesperrt worden waren, stehen offenbar nicht mehr auf dem Index.

Welche Bilder Facebook in der Vergangenheit sonst noch entfernt hat, sehen Sie in unserer Bildergalerie.

tla/bb (afp, Twitter)