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Für Europa ins Weltall

Susanne Henn2. Februar 2010

Für den Traum vom Flug ins All musste sie sich gegen 8000 Konkurrenten durchsetzen. Jetzt wird die Italienerin Samantha Cristoforetti bei der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) zur Astronautin ausgebildet.

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Samantha Cristoforetti wird Astronautin (Foto: DW/ Susanne Henn)
Samantha Cristoforetti wird AstronautinBild: DW/Henn

"Es war wirklich ein Kindheitstraum von mir, Astronautin zu werden", erzählt Samantha Cristoforetti und wirkt dabei immer noch ein bisschen ungläubig, dass sie es tatsächlich geschafft hat. "So etwas Großes kann man nicht wirklich planen", findet die 32-jährige Italienerin, die zurzeit bei der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) die Grundausbildung zur Astronautin absolviert. Es ist der erste Nachwuchsjahrgang, den sich die ESA seit rund 20 Jahren leistet. Die Ausbildung erstreckt sich über mehrere Jahre.

Hartes Auswahlverfahren

Das ESA-Astronauten-Ausbildungszentrum in Köln (Foto: DW/ Susanne Henn)
Das ESA-Astronauten-Ausbildungszentrum in KölnBild: DW/H

Bis ins Ausbildungszentrum nach Köln war es ein langer Weg für Samantha Cristoforetti, die jetzt stolz den blauen Astronauten-Overall trägt. Nachdem sie in München, Toulouse und Moskau Luft- und Raumfahrttechnik studiert hatte, arbeitete sie in den vergangenen Jahren als Kampfpilotin bei der italienischen Luftwaffe.

Als die ESA dann im Jahr 2008 per Onlinebewerbung neue Raumfahrer suchte, sah sie ihre Chance: "Ich habe vier Wochenenden damit verbracht, das richtig auszufüllen, denn ich wollte das natürlich so gut wie möglich machen", sagt Cristoforetti bescheiden. "Das war wichtig, weil von den über 8000 Leuten, die dieses Formular ausgefüllt haben, nur 1000 weitergekommen sind." Übrig geblieben sind nach dem langen Auswahlverfahren schließlich nur sechs. Ihre Freunde und die Familie haben am Schluss mit ihr gejubelt, erzählt die junge Astronautin.

Üben für den großen Einsatz

Das Columbus-Übungslabor (Foto: DW/ Susanne Henn)
Das Columbus-ÜbungslaborBild: DW/Henn

Als einzige Frau unter fünf Männern wird sie nun für den Einsatz im All fit gemacht. Cristoforettis Kollegen kommen aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien. Es gebe so etwas wie eine europäische Identität in der Gruppe, sagt die Italienerin, die selbst fünf Sprachen spricht: "Wir fühlen untereinander überhaupt keine kulturellen Barrieren oder Grenzen. Wir sprechen meist Englisch oder andere gemeinsame Sprachen."

In der Trainingshalle des Astronautenzentrums steht auch eine Nachbildung des Columbus-Labors. Europas größter Beitrag zur Internationalen Raumstation (ISS) ist hier ein wichtiges Übungsobjekt. Im hellen Innenraum gibt es unzählige Knöpfe und Hebel - viele davon hinter Glas. Mit in die Glasscheibe eingebauten Handschuhen können die Astronauten auch komplizierte Experimente durchführen, erklärt die Astronautin in spe, und zwar "dort, wo es giftig oder gefährlich wird. So kommt die interne Atmosphäre mit der äußeren Atmosphäre nicht in Kontakt."

Europäische Raumfahrt - klein, aber fein

"Der Beitrag Europas in der bemannten Raumfahrt ist zwar klein, aber sehr hochwertig", betont Cristoforetti, während sie aus dem Inneren des Labors herausklettert. Knapp 3,6 Milliarden Euro Budget hatte die ESA im Jahr 2009. Das bedeutet für die Bürger der 18 ESA-Mitgliedsstaaten eine jährliche Steuerbelastung von weniger als zehn Euro pro Kopf. Die US-Bürger zahlen für die Aktivitäten der amerikanischen Raumfahragentur NASA etwa viermal so viel.

Samantha Cristoforetti im Modell des ISS-Columbus-Labors (Foto: DW/ Susanne Henn)
Samantha Cristoforetti im Modell des ISS-Columbus-LaborsBild: DW/Henn

Die ESA ist keine EU-Institution, auch wenn sich sowohl die Mitgliedsstaaten als auch die Interessen mit Blick auf technologischen Fortschritt und Raumforschung überschneiden. Entsprechend gibt es eine enge Kooperation mit der EU-Kommission und Absprachen bei der Weltraumpolitik.

Für Samantha Cristoforetti geht es allerdings erst frühestens im Jahr 2013 auf die erste Mission. Neben ihrem Interesse an Technik und Wissenschaft begeistert sie am Fliegen einer Weltraumkapsel auch "das Abenteuerliche. Alles kommt zusammen in so einem Job", sagt Cristoforetti. Ein Traumjob, der für sie Realität geworden ist.