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Für die Enten

Jonathan Schulenburg2. Februar 2007

Als Deutscher auf der Suche nach dem deutschen Essen an sich: Brot. Nicht amerikanisches, sondern deutsches Brot. Eine Odyssee.

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Heißhungerattacken kennt man ja von schwangeren Frauen. Ich bin zwar nicht schwanger, aber kürzlich überkam mich der Heisshunger auf ein schönes Brot mit Nutella. Die Schokoladencreme war durch einen Gang in einen gut sortierten Supermarkt besorgt. Aber woher Brot bekommen in Amerika?

"Na klar gibt’s hier Brot", versichern Amerikaner. "Gehe einfach in den nächsten Supermarkt." Aber Supermarkt ist nicht gleich Bakery und Bakery ist nicht gleich Bäckerei. Amerikaner haben eine andere Definition von Brot als Deutsche. Vollkornbrot oder

Sonnenblumenkernbrot sucht man hier vergebens. Toastbrot ist der Verkaufsschlager. Dieses windelweiche Weißbrot würde bei uns wohl bei den Enten landen. Und von Kruste hat man hier auch noch nichts gehört.

Fünf Zentimeter Rand

Nicht, dass ich mich nicht an die amerikanische Ess-Kultur anpasse. Sandwiches, Wraps, Burger und Burritos sind mal eine Abwechslung. Schließlich sind auch Amerikaner stolz auf ihr Essen. Sie schwärmen von dicker, fetter Chicago-Style Pizza, mit fünf Zentimeter hohem Rand. Auch wenn das von den Italienern so wohl nicht gedacht war.

Aber zurück zur Brotsuche. Mittlerweile hatte ich meine Suche auf das Internet ausgeweitet, da findet man ja alles. Und tatsächlich. Da las ich dann von "delicious german Bauernbrot". Oder von einer Unternehmerin, die in Durham, North Carolina, eine deutsche Bäckerei aufgebaut hat. Ich möchte mein Brot aber riechen und nicht über das Internet bestellen. Und 400 Kilometer für mein Brot fahren. Bei aller Liebe. Andere Lösungen mussten her.

Kreuzritter im Biosupermarkt

So ging die Odyssee weiter. Ich fühlte mich schon wie ein Kreuzritter auf der Suche nach dem heiligen Gral. Ich kämpfte mich durch den Urwald der amerikanischen Supermarktketten. Folgte jedem noch so kleinen Hinweis. Ich war schon kurz davor aufzugeben und mein Nutella-Brot völlig abzuschreiben, bevor ich einen letzten heißen Tipp bekam. "Schon mal was von "Whole Foods" gehört?", wurde ich gefragt. Einen Versuch ist es aber wert. Nur leider ist der eine Art Bio-Supermarkt mit recht speziellem Sortiment.

Ohne große Erwartungen stapfte ich also in diesen Bio-Markt hinein. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Ein kulinarisches Schlaraffenland. Mit Brot. Ich für meinen Teil war also am Ziel meiner Träume angelangt. Doch was machen Brotliebhaber, die nicht in großen Städten leben? Denn eine Filiale von "Whole Foods" müssten sich rein theoretisch 1,7 Millionen Menschen teilen. Den anderen bleibt das Entenbrot.