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Profitabler Stahlboom

(stu)4. Dezember 2007

Der anhaltende Stahlboom hat ThyssenKrupp im Geschäftsjahr 2006/2007 das fünfte Rekordergebnis in Folge beschert. Aktienhändler zeigten sich jedoch enttäuscht von der Bilanzvorlage des Konzerns.

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Arbeiter an einem Hochofen von ThyssenKrupp in Duisburg, Quelle: AP
Arbeiter an einem Hochofen von ThyssenKrupp in DuisburgBild: AP
ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz, Quelle: AP
ThyssenKrupp-Chef Ekkehard SchulzBild: AP

Deutschlands größter Stahlkonzern, ThyssenKrupp, will sein Ergebnis vor Steuern bis zum Jahr 2012 durch Großinvestitionen um bis zu 50 Prozent steigern. Geplant sei ein Anstieg auf 4,5 bis 5,0 Milliarden Euro kündigte ThyssenKrupp-Vorstandschef Ekkehard Schulz am Dienstag (4.12.2007) bei der Bilanzvorlage in Essen an. Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2006/07 hatte der Industriekonzern sein Vorsteuer-Ergebnis bereits um 27 Prozent auf 3,33 Milliarden Euro gesteigert. Der Umsatz stieg um 10 Prozent auf 51,7 Milliarden Euro. "Das Geschäftsjahr war in unserer Konzerngeschichte bisher einmalig. Es hat die Erwartungen und gesetzten Ziele deutlich übertroffen", sagte Schulz bei der Vorstellung der Konzernbilanz.

Zurückhaltender Ausblick

Schon im laufenden Jahr rechnet der Konzern allerdings mit einer "Normalisierung" des Geschäfts. "Ein solches Stahljahr wird sich aller Voraussicht nach nicht wiederholen", sagte Schulz. Dies werde auch gewisse Spuren im Betriebsergebnis hinterlassen. Gleichwohl werde die Stahlnachfrage auch in den kommenden Jahren robust bleiben. Das Wachstum werde weiter durch die Nachfrage von Staaten wie Brasilien, Russland, Indien und China, aber auch den USA vorangetrieben, sagte Schulz.

Ein Stahlarbeiter vermisst Stahlcoils von ThyssenKrupp Stahl in Duisburg, Quelle: AP
Ein Stahlarbeiter vermisst Stahlcoils von ThyssenKrupp Stahl in DuisburgBild: AP

Der zurückhaltende Ausblick enttäuschte die deutschen Investoren. Die Aktie des Stahlkonzerns rutschte zeitweise über fünf Prozent ab und war damit der weitaus größte Verlierer im Dax. "Die Zahlen waren eigentlich gar nicht so schlecht. Nur der Ausblick war etwas schwächer, was vielleicht einige enttäuscht hat, und deswegen geht man da jetzt wieder raus", sagte ein Händler. Auch andere Stahlwerte standen im Anschluss auf den Verkaufslisten: Die im MDax notierte Aktie des Duisburger Stahlhändlers Klöckner & Co fiel um 5,6 Prozent, die des Stahl- und Röhrenproduzenten Salzgitter gab um 5 Prozent nach.

Gewinnbringer Stahl

ThyssenKrupp-Chef Schulz sieht den Stahlriesen für die Zukunft jedoch gut gerüstet. In den Sparten Stahl und Edelstahl sollen vor allem die im Bau befindlichen neuen Stahlwerke in Brasilien und den USA dem Konzern Chancen auf den transatlantischen Märkten erschließen. Große Hoffnungen setzt Schulz aber auch in die Anlagensparte ThyssenKrupp Technologies. Denn die Konzerntochter verfüge über das Know-how, um von den Megatrends zu mehr Klima- und Umweltschutz, aber vom wachsenden Bedarf nach Energie und Rohstoffen zu profitieren. ThyssenKrupp biete Anlagen zur Förderung von Ölsand und innovative Raffinerietechniken ebenso an, wie Komponenten für Windkrafträder und Werkstoffe, die beim Bau von Brennstoffzellen angewendet würden. Schon heute werden Schulz zufolge 30 Prozent der Rohstoffe, die im Tagebau weltweit gefördert werden, mit Anlagen des Konzerns abgebaut, transportiert und umgeschlagen.

Auf diese Weise will ThyssenKrupp den Umsatz bis 2010 auf 60 Milliarden Euro und bis 2012 sogar in die Größenordnung von 65 Milliarden Euro steigern. Das Ergebnis vor Steuern – vor wesentlichen Sondereffekten - soll dann 4,5 bis 5 Milliarden Euro erreichen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr leistete den mit Abstand größten Ergebnisbeitrag erneut die Sparte Stahl, mit einem Vorsteuerergebnis von 1,7 Milliarden Euro. Doch glänzte auch die Sparte Stainless, die ihr Ergebnis auf 777 Millionen Euro verdoppeln konnte. Technologies verbesserte das Ergebnis ebenfalls deutlich um 134 Millionen auf 544 Millionen Euro. Services erzielte ein Rekordergebnis von 704 Millionen Euro (Vorjahr: 482 Millionen Euro).

Rote Zahlen bei Elevator

Dagegen schrieb die Aufzug-Tochter ThyssenKrupp Elevator rote Zahlen und musste einen Verlust von 113 Millionen Euro ausweisen. Ausschlaggebend dafür war ein von der EU-Kommission wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens verhängtes Bußgeld von 480 Millionen Euro. Ohne diese Geldbuße hätte Elevator ThyssenKrupp zufolge mit 367 Millionen (Vorjahr: 391) nahezu das Vorjahresniveau erreicht.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Konzern einen Umsatz von rund 53 Milliarden Euro und eine Ergebnis vor Steuern - vor wesentlichen Sondereffekten wie den Anlaufkosten für die neuen Stahlwerke in Brasilien und den USA - von über 3 Milliarden Euro. Angesichts des unerwartet guten Geschäftsverlaufs soll die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr je Stückaktie um 30 Prozent auf 1,30 Euro erhöht werden.