EZB-Chefvolkswirt tritt zurück
9. September 2011Die EZB teilte am Freitag (09.09.2011) in Frankfurt am Main mit, Stark lege sein Amt aus "persönlichen Gründen" nieder. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters soll der eigentliche Grund für den Abgang Starks aber ein Zerwürfnis über die vor allem in Deutschland umstrittenen Ankäufe von Staatsanleihen kriselnder Euro-Staaten durch die EZB sein.
Der 63-jährige Stark gehört seit Monaten zu den Kritikern dieser EZB-Kaufaktionen, die im Mai 2010 zur Unterstützung des hochverschuldeten Griechenland begonnen hatten. Mittlerweile hat die Zentralbank Staatsanleihen im Werte von 129 Milliarden Euro in ihren Büchern stehen.
Streit um Kauf von Staatsanleihen
Auch Italien und Spanien profitierten in den vergangenen Wochen vom Aufkauf ihrer Staatsanleihen durch die EZB. Die Zinsen für die Papiere gingen zurück. Kritiker werfen den Währungshütern vor, die klare Trennung zur Politik zu verwischen. Praktisch drucke die EZB Geld, um Schulden zu finanzieren. Dadurch werde auch die Inflation angeheizt.
Nach Angaben der Zentralbank wird Stark noch so lange im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gefunden ist. Dies werde voraussichtlich bis Ende des Jahres dauern. Die Amtszeit des 63-Jährigen wäre turnusmäßig erst Ende Mai 2014 ausgelaufen. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet würdigte Starks Engagement für die Währungsunion. Insbesondere in seiner Zeit im Direktorium seit 2006 habe er sich "mit ganzem Herzen" für den Euro stark gemacht.
Schon Bundesbank-Präsident warf hin
Stark ist bereits der zweite deutsche Notenbanker, der in diesem Jahr zurücktritt. Bereits im Februar hatte Bundesbank-Präsident Axel Weber sein Amt wegen des Krisenmanagements in der Eurozone sein Amt niedergelegt. Weber hatte bis dahin als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge Trichets gegolten. Auch der neue Bundesbank-Präsident Jens Weidmann soll den Anleihekäufen der Euro-Zentralbank kritisch gegenüberstehen.
Der als Stark-Nachfolger gehandelte Asmussen wird dagegen zu den "Tauben" gezählt, die eine weichere geldpolitische Linie verfolgen. Er steht der SPD nahe, wurde aber wegen seiner im In- und Ausland hoch geachteten Expertise von CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble nach dem Regierungswechsel 2009 in seinem Amt als Staatssekretär belassen.
Autor: Michael Wehling /dpa/rtr/dapd/afp)
Redaktion: Sabine Faber