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Exportschlager mit lahmen Flügeln

Bernd Musch-Borowska (ARD) /(pg) 25. Dezember 2001

Mehr als drei Millionen Gänse werden in Polen alljährlich gezüchtet und geschlachtet. Über 90 Prozent davon geht als Tiefkühlware nach Deutschland. Doch der Exportschlager "Weihnachtsgans" bekommt lahme Flügel.

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Bild: AP

Die Weihnachtsgans für deutsche Tische machte bisher mehr als die Hälfte des polnischen Geflügelexports aus. In den vergangenen Jahren haben sich die Verkaufszahlen allerdings längst nicht so entwickelt wie erwartet. Iwona Janick, der Vorsitzende des Landesrates für die Geflügelzucht, ist leicht besorgt. "Bis 1999 ist die Produktion gewachsen. Im Jahr 2000 hat sie sich stabilisiert. Sie ist an die Bedürfnisse des deutschen Marktes angepasst." Die Gänse seien ein Saisonprodukt, das im November und Dezember konsumiert wird, so dass der ganze Export auf den deutschen Markt in diesem Zeitraum geliefert werden müsse. "Die Deutschen essen seit vielen Jahren ganz bestimmte Mengen. Man kann nicht mehr exportieren, denn der deutsche Markt - das wissen wir aus der Erfahrung 1999 - ist nicht imstande, mehr aufzunehmen."

Gänse aus artgerechter Freilandhaltung

Es gibt mehrere tausend Gänsefarmen in Polen, vor allem in Groß-Polen und im Nordosten des Landes, das heißt im Ärmland und in Masuren. Polnische Gänsefarmen seien meist kleine, überschaubare Betreibe mit artgerechter Freilandhaltung, so Richard Waszniewski von der Geflügelexportfirma Eco-Drop in Uaware. Bei den polnischen Gänsen handele es sich um "glückliche Tiere", die in gesunder Umgebung aufwüchsen.

"Ärmland und Masuren sind die ökologisch saubersten Regionen Polens. Hier gibt es keine Industriebetriebe, wir haben saubere Flüsse, Wälder und Felder." Das Geflügel, das von den Züchtern käme, sei garantiert sauber. "Außerdem haben wir gemäß den besonderen Forderungen unserer Kunden ein spezielles Kontrollsystem, mit dem wir das Futter auf den Geflügelfarmen kontrollieren. Das bezieht sich vor allem auf die Hühnerzucht, denn wir sind auch Lieferant für McDonalds." Diese Firma verlange ein Verbot von Tiermehl und auch ein Verbot von genetisch modifiziertem Soja. Entsprechend wird den Landwirten bestimmtes Futter vorgeschrieben und damit wird das ganze Geflügel gefüttert, beteuert Waszniewski.

Preise in diesem Jahr wieder gestiegen

Außer dem Grünfutter von saftigen Weiden bekommen die polnischen Gänse in erster Linie Hafer zu fressen. Die polnische Hafergans ist inzwischen ein Markenzeichen, meint Iwona Janick: "Wir haben eine sehr gute Rasse, die in Polen gezüchtet wurde. Wir pflegen auch eine bestimmte Zuchtweise, an die man sich zu halten hat." Die polnische Gans ist eine Hafergans, so Janick, sie muss in der letzten Zuchtperiode bestimmte Hafermengen bekommen, die in der europäischen Direktive genau festgelegt wurden. In diesem Jahr wurde im deutschen Patentamt das Warenzeichen "junge polnische Hafergans" registriert - eine Garantie für das beste polnische Produkt, das sich auf die gute Rasse, sowie die richtige Zucht und Schlachtweise stützt.

Umgerechnet etwa 2,40 Mark bekommen die polnischen Bauern pro Kilo Gänsefleisch, die Kunden in Deutschland zahlen deutlich mehr - und in diesem Jahr sind die Preise nochmal deutlich gestiegen: über sieben Mark pro Kilo tiefgefrorene Weihnachtsgans aus Polen, fast eine Mark mehr als im vergangenen Jahr.