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"Schadstoffe sind alternativlos"

Karin Jäger14. März 2013

Viele Gebäude müssen saniert werden, weil früher giftige Materialen wie Asbest und PCB verbaut wurden. Tanja Brockmann erforscht beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Baustoffe der Zukunft.

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Tanja Brockmann, Referatsleiterin Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) Foto: privat
Bild: privat

Deutsche Welle: Frau Brockmann, welche Baumaterialien werden beim Bau öffentlicher Gebäude in Zukunft verwendet?

Tanja Brockmann: Prinzipiell ist davon auszugehen, dass die gleichen Baustoffe verwendet werden, die wir kennen: Beton, Stahl, Glas, Ziegel, Holz, Mauerwerk wie Kalksandstein. Bei Beton hat sich einiges verändert, zum Beispiel wird eine höhere Festigkeit erreicht, dadurch kann Material eingespart werden. Bei der Weiterentwicklung von Dämmstoffen tut sich einiges: Als besonders energieeffizient haben sich Vakuum-Isolationspaneelen erwiesen, eine Revolution im Bauwesen. Die Wirkung beruht darauf, dass die Bauteile unter Vakuum stehen. Durch die Luftdichte wird eine bis zu zehn Prozent höhere Dämmwirkung erzielt als bei Styropor und Mineralwolle. Die Paneelen sind nur zwei Zentimeter statt der üblichen zehn Zentimeter dick. Sie sind gut geeignet für ohnehin schon dicke Mauern, wie bei Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen. Nachteil der Paneelen ist, dass sie noch teuer sind und vorgefertigt werden, am Ort der Verbauung keinesfalls zerstört werden dürfen.

Werden Gebäude eigentlich noch für die Ewigkeit gebaut?

So alt wie eine Pyramide werden die Bauten nicht werden, aber öffentliche Gebäude nachhaltig zu bauen, ist per Erlass vorgeschrieben. Keine Materialien werden verbaut, deren Eigenschaften technisch den Vorgaben bezüglich Schallschutz, Festigkeit, Brand- und Wärmeschutz nicht entsprechen. Es wird festgehalten, welche Materialien in welchem Umfang verbaut wurden. Besonders zählt auch die Ökobilanz, dass heißt es wird berechnet, wie viel Energie verbraucht wurde, um Materialien herzustellen und zu verbauen. Regelmäßige Wartung, Instandsetzung und der Austausch von Teilen werden beziffert und zwar über einen Zeitraum von 50 Jahren. Der Bund baut aber auch im Ausland Botschaften. Hier müssen die Materialien den regionalen Einflüssen angepasst werden. Bei Frost ergeben sich andere Eigenschaften als bei Hitzeeinwirkung. Und in Küstennähe hat man, was die Salzbelastung angeht, besondere korrosionsfördernde Einwirkungen. Um Frostperioden standzuhalten, werden Beton Luftporen eingebracht. Auch das Wasser-Zement-Verhältnis wird angepasst. Brücken in Deutschland sind Tausalzbelastungen ausgesetzt. Oberstes Prinzip beim Bauen ist der Schutz von Leib und Leben. Der Beton muss daher eine besonders hohe Festigkeit aufweisen. Beton kann sonst durchaus 50 Jahre und länger halten. Aber wir wissen nicht, was kommt. Der Klimawandel ist ein Riesenthema, das uns beschäftigt für das Bauen der Zukunft.

Und was Schadstoffe belangt. Werden in absehbarer  Zukunft  Gebäude ohne Schadstoffe entstehen, die keine gesundheitsschädigende Wirkung haben und die nicht im Nachhinein entfernt werden müssen?

In unseren Langzeitbeobachtungen prüfen wir auch die Auswirkungen auf die Gesundheit und wie es sich mit der Schadstoffauswaschung in Boden, Luft, Umwelt verhält. Diesbezüglich gibt es allerdings noch keine Normen. Schadstoffe sind - wenn auch in geringen Mengen - nach wie vor in Klebern für Teppiche und Farben enthalten. Materialien ohne Schadstoffe sind alternativlos.

Wann sind normalerweise erste Sanierungsmaßnahmen fällig?

Das kann man Nutzungsdauertabellen entnehmen. Man findet sie im Internet unter www.nachhaltigesbauen.de oder www.wecobis.de.
 

Tanja Brockmann ist Referatsleiterin im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Die promovierte Ingenieurin ist unter anderem verantwortlich für innovative Baustoffentwicklungen, klimaangepasstes Bauen und Bauqualität.