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Evolution der künstlichen Intelligenz

Nadim Abdul-Karim9. September 2004

Die nächste Generation von Leben soll analog zur Welt der DNS in Bits geschaffen werden. Weltweit tüffteln Forscher an immer beeindruckenderen Projekten im Bereich der künstlichen Intelligenz.

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Eine neue Form von Leben?Bild: David Hanson

Einen Freund können wir sofort erkennen - ob von vorne, von der Seite oder gar von hinten. Wir sind in der Lage, unter Millionen von Farbtönen zu unterscheiden und können 10.000 verschiedene Gerüche auseinander halten. Mit Augen, Nase, Ohren und Haut empfangen wir Reize, übersetzen diese in elektrische Impulse, die dann zum Gehirn geleitet und verarbeitet werden. All diese biologischen Prozesse sind die Grundlage für die Forschung auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz.

Der Raum, der denkt

Ada ist ein denkendes Zimmer, das von Forschern des Instituts für Neuroinformatik an der Universität Zürich "ins Leben gerufen wurde". Die Herausforderung war, ein künstliches System zu entwickeln, das aus Situationen lernen und Schlüsse ziehen kann, so wie es das menschliche Gehirn tut. In unserem Kopf stehen rund 100 Milliarden Nervenzellen permanent unter Schwachstrom. Die elektrischen Impulse können bis zu 100 Meter pro Sekunde zurücklegen. Eine schwierige Aufgabe für die Konstrukteure von Ada. Mehr als drei Jahre experimentierten und forschten Musiker, Biologen, Psychologen und Computerspezialisten, bis ihr Projekt vollendet war. "Ada ist weltweit der größte intelligente Raum seiner Art", sagt Projektleiter Mattihas Erzinger.

Vernisage in Ada
Ada - der intelligente Raum hört, sieht, fühlt und lerntBild: ETH Zürich

Ada hört, sieht, fühlt und lernt. Sie freut sich, wenn sie Besuch erhält und ihn wieder rausschmeißt, wenn sie genug hat. Sie identifiziert den Besucher mit beweglichen Kameras und Mikrofonen, sie lokalisiert durch druckempfindliche Bodenplatten deren Bewegungen im Raum und zeigt sich darüber auch manchmal verärgert. Mit Hilfe von Lichtsignalen kann Ada ihre menschlichen Besucher durch den Raum führen. Ihre eigene innere Befindlichkeit drückt sie durch Farben und selbstkomponierte Klänge aus.

Flughäfen und Bahnhöfe könnten in Zukunft von Adas Intelligenz profitieren. Fahrgäste zum Beispiel könnten ohne die üblichen Orientierungsprobleme vom Eingang bis zum Zielpunkt geführt werden. Offen ist allerdings noch, wie künstliche Intelligenz in dieser Form im Alltag angenommen wird. "Wir müssen zu den Leuten. Es ist die Gesellschaft, die entscheiden muss, wohin die Forschung gehen soll", so Erzinger.

Internet-Agenten

Aber auch das Internet ist dabei, denken und sprechen zu lernen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert zum Beispiel die Entwicklung einer Software, durch die das Web den Inhalt eingegebener Sätze versteht.

KI für den Desktop: Kaily und Kay
Die beiden Internet-Agenten Kaily und Kai sind lernfähigBild: nice/interactive

Wie das funktionieren kann, zeigen schon heute zwei künstliche Kreaturen des Berliner Unternehmens "NICE/INTERACTIVE". Kaily und Kai heißen die beiden und für sie ist Kommunikation alles. Sie leben allein für den Kontakt mit dem User und lernen durch jede Unterhaltung. Per Texteingabe über die Tastatur oder per Stimme erhalten die künstlichen Internet-Agenten ihre Instruktionen. Durch ihre künstliche Intelligenz können Kaily und Kai sprechen, verstehen, erinnern, sogar lernen und daraus eigene Schlüsse ziehen. Sie nutzen diese Fähigkeiten, um für den User personalisierte digitale Jobs zu übernehmen. Eigenständig führen sie Suchaufträge im Internet aus, überwachen Websites, liefern aktuelle Meldungen, recherchieren spezifische Artikel und Antworten aus dem Netz und überraschen durch ihre digitalen Unterhaltungsfähigkeiten.

Durch eine umfangreiche Satzanalyse können Kaily und Kai schon sehr viele verschiedene Sätze verstehen. Sie kommen mit einem Wortschatz von 300.000 Wörten auf die digitale Welt. Dank der hochkomprimierten Speicher-Units mit unendlich großer Speicherkapazität vergrößert sich der Wortschatz mit jedem neuen Wort, das der User eingibt.

Lernen durch Training

Richtig aufregend wird es, wenn der Agent durch sein ständig lernendes neuronales Netz aus 18.900 vortrainierten Neuronen Schlüsse aus den Eingaben zieht. Wie beim Menschen steigt hier die Relevanz von Ereignissen, Aktionen und Informationen durch wiederholtes Lernen. So spezialisiert sich auch der digitale Helfer auf die Anforderungen, die der Nutzer ihm stellt. Bei gutem Training können die Internet-Agenten recht schnell Zusammenhänge aus gelerntem Wissen erstellen und eigenaktiv Vorschläge machen.